Interview mit dem WM-Sicherheitschef Walter Gagg

publiziert: Mittwoch, 19. Jun 2002 / 15:03 Uhr

Seoul - Seit 20 Jahren arbeitet Walter Gagg (60) als technischer Direktor bei der FIFA. An der WM ist der Schweizer für die Stadien und die Sicherheit verantwortlich. Er stellt fest: «So sicher war eine WM noch nie. Fussball und Gewalt sind nicht gleichzusetzen.»

Die 17. Fussball-WM tritt in die entscheidende Phase. 56 von 64 Spielen sind gespielt. Neben zahlreichen attraktiven Partien und der immensen Begeisterung sowohl in Südkorea als auch in Japan, zeigt sich auch Walter Gagg als oberster WM-Sicherheitschef höchst erfreut.

Haben Sie Meldungen von irgendwelchen Ausschreitungen oder Zusammenstössen?

Walter Gagg: Nein. Kein Handgemenge, keine Hooligans. Nie mussten Sicherheitstruppen eingreifen. Die WM läuft in geordneten Bahnen, freudvoll und friedfertig. Wir sind erfreut über die Disziplin und Ordnung aller Zuschauer. Haben Sie eine so problemlose WM vermutet?

Gagg: Ich habe es erwartet. Südkorea und Japan sind die sichersten Länder der Welt. Das hat mit der Gefühlslage und der Ehrlichkeit der Menschen zu tun. Ausländer und Besucher passen sich erfreulicherweise diesen positiven asiatischen Tugenden an.

Verhielten sich denn wirklich alle sittlich?

Gagg: 30 Hooligans, die durch die ersten Sicherheitsnetze geschlüpft waren, wurden von den asiatischen Behörden am Zoll zurückgewiesen. Sie konnten gar nicht einreisen. Es wurden auch sehr wenige Diebstähle und Alkoholexzesse gemeldet. Man sieht, dass Fussball nicht mit kriminellen Handlungen oder Ausschreitungen gleichzusetzen ist.

Also überhaupt keine Vorkommnisse.

Gagg: Ein schottischer Englischlehrer, der in Polen lebt und die Mannschaft seiner neuen Heimat in Jeonju in Südkorea beim Spiel zwischen Polen und Portugal unterstützte, verletzte sich schwer. Als er die polnische Flagge schwenkte, rutschte er im Regen aus und fiel in einen Graben. Er zog sich eine schwere Schädelbasisfraktur durch, ist inzwischen ausser Lebensgefahr, aber noch nicht transportfähig. Das ist aber ein Unglücksfall wie er sich an jeder Veranstaltung ereignen kann.

Für die Sicherheit wurden auch enorme Vorkehrungen getroffen.

Gagg: Korea stellt 55 000 Sicherheitsbeamte, Japan 40 000. Diese rekrutieren sich aus Militär, Polizei, Hilfspolizei, Sanität, Stewards, Feuerwehr und noch viele mehr. Dazu stehen Spezialeinheiten wie Anti-Terror-Truppen im Einsatz. Jede Regierung hat Fachleute abgestellt. Südkorea und Japan fühlen sich verpflichtet, alles für die Sicherheit der Aktiven, deren Betreuer, aber auch für die Zuschauer und Touristen zu tun.

Vermuten Sie noch andere Gründe der Friedfertigkeit?

Gagg: Reise, Unterkunft und Verpflegung sowie Eintrittspreise sind teuer. Das kann sich nicht jeder leisten. Der Pöbel stammt ja meistens aus unteren Schichten. Dazu hat uns sicher auch das Wetter geholfen. Temperaturen und Luftfeuchtigkeit waren nicht so hoch wie befürchtet. Man musste deshalb nicht so viel -- Alkohol -- trinken.

Nie war also eine Fussball-WM sicherer als in Südkorea und Japan.

Gagg: Noch sind wir nicht durch, noch dauert das Fussball- Weltfestival fast zwei Wochen. Auch vor acht Jahren in den USA erlebten wir eine ruhige WM, im Gegensatz zu Italien 1990 und Frankreich 1998. In Japan und Südkorea können auch Frauen nachts alleine durch die Strassen schlendern, ohne angepöbelt oder belästigt zu werden. Anstand, Hilfsbereitschaft und Wertschätzung des Gastes lernt jeder Asiate von klein auf.

In welchem Zustand sind die Stadien?

Gagg: Auch da gibt es nur Positives festzustellen. Sowohl in Südkorea wie in Japan stehen je 10 Stadien der Zukunft mit modernster Infrastruktur für Spieler, Medien und Zuschauer. Alles entspricht neuesten zeitgemässen Anforderngen. Keine der Arenen kostete ja weniger als 300 Millionen Franken. Insgesamt wurden 18 neue Stadien erstellt, die eine Gesamtsumme von drei Milliarden Dollar verschlangen.

Hat die FIFA dazu auch eine stattliche Summe beigesteuert?

Gagg: Nein. Die FIFA erteilt hiefür keinen Zuschuss. Für die Kosten müssen der Staat, die Städte und die Sponsoren aufkommen. Ob die Rechnung letztlich aufgeht, ist das Problem der Organisatoren. Auch auf die Eintrittspreise hat die FIFA keinen Einfluss. Sie ist nur Ratgeber.

Wie beurteilen sie die Qualität der Spielfelder?

Gagg: Ebenfalls ausgezeichnet. Rasenbeschaffenheit und Schnitt sind einwandfrei. Wir erhalten von sämtlichen Teams Komplimente. Die Bewässerung ist ideal. Regenwasser wird durch modernste Anlagen gesammelt und dient gleich wieder zu neuer Berieselung.

Sind die Stadien auch vor Erdbeben sicher?

Gagg: Die Statik verheisst dies. Bei Erdstössen wird Schutz für alle Menschen im Stadion zugesichert. Wir haben keinen Grund, an der Richtigkeit dieser Versprechen zu zweifeln.

Eingeschritten ist die FIFA nur bei Wiederholungen von Spielszenen auf der Grossleinwand in den Stadien, wenn ein fragwürdiger Schiedsrichterentscheid vorlag.

Gagg: Wir haben dies deshalb verfügt, weil wir unsere Referees schützen wollen. Sie verlieren sonst bei gewissen Entscheidungen, die sie im Moment und ohne Wiederholungen und Zeitlupenaufnahmen von allen Winkeln fällen müssen, ihre Glaubwürdigkeit. Die FIFA will die Schiedsrichter nicht diskriminieren. Auch sie sind Menschen und deshalb nicht fehlerlos.

Wie gefällt Ihnen der Fussball an dieser WM?

Gagg: Wir erleben eine WM mit einigen Überraschungen. Wer hätte schon gedacht, dass in den Viertelfinals die vier ehemaligen Weltmeister Frankreich, Argentinien, Uruguay und Italien nicht mehr dabei sind. Die Fortschritte der Afrikaner und Asiaten wurden mit dem Vorstoss von Senegal und Südkorea in die Viertelfinals belohnt. Die Stimmung in beiden Ländern ist enorm. Wir erleben zahlreiche Fussballfeste.

Und wer wird Weltmeister?

Gagg: Vor der WM habe ich auf Spanien getippt. Sie sind zwar noch im Rennen, aber erscheinen mir auch etwas müde. Mein Favorit heisst nun Brasilien.

(eh/sda)

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