Irak: Saddam-Tribunal wird viele Delikte aufarbeiten müssen

publiziert: Mittwoch, 30. Jun 2004 / 07:46 Uhr

Bagdad - Der Tag rückt näher, an dem sich Saddam Hussein für die Gewalttaten seiner Herrschaft verantworten muss. Heute wird der gestürzte Machthaber den irakischen Behörden übergeben werden.

Saddam Hussein muss sich für viele Verbrechen nun im Irak verantworten.
Saddam Hussein muss sich für viele Verbrechen nun im Irak verantworten.
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Saddam HusseinSaddam Hussein
Seit ihn US-Soldaten im Dezember in einem Erdloch versteckt aufspürten, war er von der Bildfläche verschwunden. Die US-Armee hütete ihn wie einen Schatz, befragte ihn, schirmte ihn von der Öffentlichkeit ab. Auch weiterhin werden US-Soldaten auf Saddam Hussein aufpassen.

Der Nationale Sicherheitsberater Muaffak el Rubai beschrieb in einem Interview drastisch das Szenario, dem sich Saddam Hussein eines Tages stellen muss: "Vier irakische Polizisten werden ihn mit Handschellen in einen Saal führen, wo ihn der Richter unter dem Namen 'Saddam Hussein Madschid' ansprechen wird."

Die Richter des Sondertribunals werden über eine schwer überschaubare Menge von Delikten zu befinden haben. Saddam Hussein übte seine Herrschaft von 1979 bis 2003 mit harter Hand aus. Vor Gewalt und Rechtsverletzungen schreckte er nicht zurück. Jeglicher Widerstand wurde brutal niedergeschlagen.

Giftgas in Halabdscha

Im März 1988 liess die Führung in Bagdad die kurdische Stadt Halabdscha mit Giftgas bombardieren. Tausende Menschen kamen ums Leben. Laut der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch wurden im irakischen Kurdengebiet während der Herrschaft Saddam Husseins rund 100 000 Menschen getötet und verschleppt.

Auch die Schiiten im Süden Iraks bekamen die eiserne Faust aus Bagdad zu spüren: Als sie sich nach dem Golfkrieg 1991 gegen die Baath-Herrschaft auflehnten, wurde die Erhebung niedergeschlagen. Mehrere tausend Menschen wurden getötet.

Straffer Geheimdienstapparat

Saddam Hussein kam von ganz unten, wuchs vaterlos in armen Verhältnissen auf. Nachdem er sich 1959 an einem gescheiterten Putschversuch beteiligt hatte, ging der Jungrevolutionär für vier Jahre ins Exil nach Kairo.

Als die Baath-Partei sich 1968 an die Macht putschte, bekam Saddam Hussein seine grosse Chance: 1969 stieg er zum Vizepräsidenten auf. Mit systematischer Gewalt machte Saddam Hussein schon damals die Opposition mundtot. Das Land unterwarf er einem straff organisierten Geheimdienstapparat.

Als Saddam Hussein 1979 an die Staatsspitze rückte, zurrte er seinen Machtapparat endgültig fest. Hunderte Partei- und Regierungsfunktionäre liess er innert Wochen hinrichten; die Schlüsselpositionen wurden mit treuen Gefolgsleuten besetzt, die er häufig in der eigenen Verwandtschaft rekrutierte.

Treue Helfer

Einige seiner Helfer könnte Saddam Hussein vor dem Sondertribunal wiedertreffen. Unter den elf Gefangenen, welche die US-Armee am Mittwoch an die Iraker überanworten wollte, sind sein früherer Vize-Regierungschef Tarik Asis sowie Ex-Vizepräsident Taha Jassin Ramadan.

Auch Ali Hassan el Madschid ist darunter, besser bekannt als "Chemie-Ali", der unter anderem für den verheerenden Giftgasangriff auf Halabdscha 1988 verantwortlich gemacht wird.

Kriege

In den Jahrzehnten seiner Herrschaft führte Saddam Hussein Irak wiederholt an den Rand des Abgrunds. 1980 griff er das Nachbarland Iran an; in dem achtjährigen Krieg starben hunderttausende Iraker.

1990 liess er Kuwait besetzen; dass seine Truppen nur wenige Monate später durch die USA aus dem Golfstaat vertrieben wurden, konnte dem Machthaber von Bagdad nichts anhaben: Er hielt sich an der Spitze, obwohl seine Regierung durch internationale Sanktionen isoliert, die Wirtschaft ruiniert wurde.

(fest/sda)

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