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Irak kehrt als Rechtsaussen in arabische Familie zurück
publiziert: Sonntag, 22. Okt 2000 / 07:10 Uhr
Kairo - Nach zehnjähriger politischer Quarantäne ist der Irak wieder voll in die arabische Familie aufgenommen worden. Zuletzt hatte das Bagdader Regime an jenem denkwürdigen Gipfel vom 10. August 1990 teilgenommen, als eine Mehrheit der arabischen Staatschefs den Rückzug des Iraks aus dem besetzten Kuwait forderte.
Das Treffen endete mit einem Eklat und fliegenden Torten.
Danach erhielt Präsident Saddam Hussein keine Einladung mehr.
Alle arabischen Kommentatoren sind sich einig: Der eigentliche Nutzniesser der blutigen Unruhen in den Palästinensergebieten ist Saddam. Den Druck der Strasse quer durch die arabische Welt, die Feindseligkeiten beizulegen und die Reihen zu schliessen, konnten Iraks Nachbarländer Kuwait und Saudi-Arabien nicht ignorieren.
Die Zustimmung zur Teilnahme des Iraks hat die Vorbehalte beider Länder gegen das Regime von Saddam nicht ausgeräumt. Aus Kuwait kamen weder Emir noch Kronprinz, und Saudi-Arabiens Kronprinz Abdallah Ibn Abdelasis unterschied bei der Begrüssung zwischen «lieben Brüdern» und «lieben Führern». Bevor der Gipfel begann, setzte sich Ägyptens Staatschef Husni Mubarak noch einmal mit dem Leiter der irakischen Delegation, Isset Ibrahim al Duri, zusammen. Der sichtlich von seiner Krankheit gezeichnete Iraker ist Stellvertreter Saddams im Revolutionären Kommandorat und damit formal die Nummer Zwei im Irak. Er gilt als treuer Gefolgsmann Saddams, aber politisch eher unambitioniert.
Dass der Irak in der Runde der arabischen Führer die Rolle des Scharfmachers und Rechtsaussen übernehmen würde, war schon zuvor klar. «Der Irak wird zu seiner traditionellen Taktik zurückkehren: Maximalforderungen aufstellen in der Gewissheit, dass die anderen sie zurückweisen werden. Damit will der Irak demonstrieren, wer der wahre Verfechter der palästinensischen Sache ist», heisst es in einer Analyse des «Middle East Research and Information Project». Isset Ibrahim rief folgerichtig auch zum Dschihad, dem heiligen Kampf der Moslems, zur Befreiung «Palästinas», Jerusalems und aller von Israel besetzten arabischen Gebiete auf.
Schon 1990 hatte Saddam versucht, die Kuwait-Krise zu internationalisieren und einen Rückzug der Iraker mit der Lösung des Palästinenser-Problems zu kombinieren. Weil dies nicht gelang, brüskierte die irakische Führung fortan die arabischen Staatschefs mit dem Argument, sie seien selbst an ihrer Machtlosigkeit schuld, weil sie den USA 1991 geholfen hätten, die irakische Militärmaschinerie zu zerschlagen. In Kairo bekam das irakische Regime auch die erhoffte öffentliche und medienwirksame Schützenhilfe. König Abdullah von Jordanien und Jemens Präsident Ali Abdallah Salih forderten ein Ende der seit zehn Jahren währenden UN-Sanktionen gegen den Irak. «Die Menschen akzeptieren nicht mehr die Drohungen gegen den Irak und das Embargo», sagte König Abdullah.
Alle arabischen Kommentatoren sind sich einig: Der eigentliche Nutzniesser der blutigen Unruhen in den Palästinensergebieten ist Saddam. Den Druck der Strasse quer durch die arabische Welt, die Feindseligkeiten beizulegen und die Reihen zu schliessen, konnten Iraks Nachbarländer Kuwait und Saudi-Arabien nicht ignorieren.
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(sda)
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