It´s teatime - 100 Jahre Teebeutel

publiziert: Montag, 22. Sep 2008 / 09:53 Uhr

London - Im noblen Dorchester-Hotel in London wird der Afternoon Tea zwischen Marmor, vergoldeten Säulen und Palmen gereicht. Dazu gibt es jeden Nachmittag feinstes Gebäck vom Silbertablett: Tee ist wieder «in» im Vereinigten Königreich.

96 Prozent der Briten bereiten ihren Tee mit Beuteln zu.
96 Prozent der Briten bereiten ihren Tee mit Beuteln zu.
1 Meldung im Zusammenhang
Anfang des Jahres feierte sogar Topmodel Kate Moss ihren 34. Geburtstag mit einem Teekränzchen im Dorchester.

Aber auch weniger betuchte Briten besinnen sich in Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit auf eine alte Leidenschaft: die heissgeliebte «Cup of Tea». Als Massengetränk hätte der Tee jedoch nicht überlebt, wäre nicht vor 100 Jahren zufällig der Teebeutel erfunden worden.

«Teetrinken hat im übrigen Europa einen schicken Touch. Hier machen wir das automatisch, wie das Atmen», sagt William Gorman, Präsident des British Tea Council, der die Anbauländer mit britischen Teefirmen zusammenbringt.

Zurzeit rangiert Grossbritannien beim jährlichen Konsum mit 2,5 Kilogramm Teeblättern pro Einwohner an zweiter Stelle hinter Irland (2,7 Kilogramm). China und Indien kommen nur auf einhalbes Kilo pro Person.

Drei Tassen am Tag

Durchschnittlich drei Tassen Tee trinkt jeder Brite täglich, zusammen kommen die Briten auf 165 Millionen Tassen Tee am Tag oder 60,2 Milliarden Tassen im Jahr. 1970 trank jeder Brite durchschnittlich noch vier Tassen des dunkelgoldenen Gebräus am Tag, die Markteinführung neuer Getränke führte dann zu einem leichten Rückgang. Jedoch beobachten die grossen Teehändler in den letzten Jahren eine Renaissance der traditionellen «Cup of Tea» in einer Gesellschaft, die sich mehr und mehr Sorgen um ihre Identität macht.

Mehr als Wasser

Abgesehen davon, dass sich beim Teetrinken gut abwarten lässt, hat das Nationalgetränk der Engländer, Schotten, Waliser und Iren noch andere Vorteile: «Die wissenschaftlichen Belege der gesundheitlichen Vorzüge haben sich vervielfacht», betont Gorman.

«Die Frauen, insbesondere die zwischen 25 und 40 Jahren, sind für die neue Popularität des Tees verantwortlich, weil sie es satt haben, nur Wasser zu trinken.»

Eine Tasse bestehe zu 99 Prozent aus Wasser, sei reich an Antioxidantien, feuchtigkeitsspendend, ohne Milch kalorienarm, und schlage auch mit einem Schuss Milch nur mit 14 Kalorien zu Buche. Ausserdem sei der Koffeingehalt gering.

Schwarztee mit Milch

Es war Katharina von Braganza, Infantin von Portugal und Gattin von König Karl II., die den Tee im 17. Jahrhundert nach England brachte und die Leidenschaft ihrer Untertanen für Darjeeling, Assam und Earl Grey entfachte.

Da sie selbst gerne Tee trank, wurden die schmackhaften Blätter in grossen Mengen aus Indien eingeführt. Durch die industrielle Revolution explodierte der Teekonsum.

Obwohl es inzwischen unzählige Kräutertees, aromatisierte Tees und grüne Tees gibt, findet sich in den Bechern von 90 Prozent der Briten der klassische Schwarztee mit Milch - den bevorzugt auch seit jeher das britische Königshaus.

Auch der Siegeszug von Kaffeebars hat dem Tee nichts anhaben können: «Kaffee war nie eine ernsthafte Bedrohung», sagt Gorman. «Wir sind eine Nation, in der der Tee dominiert.» Täglich würden in Grossbritannien lediglich 70 Millionen Tassen Kaffee getrunken, also weniger als halb so viel wie Tee.

Werbegag mit Folgen

Sein Überleben bis in die heutige Zeit verdankt der Briten liebstes Heissgetränk einer Werbeaktion vor 100 Jahren: 1908 wollte der englische Teehändler Thomas Sullivan in New York seinen Kundenkreis erweitern und verschickte dazu kleine Proben von Teeblättchen an potenzielle Kunden, eingenäht in Seidensäckchen.

Die Empfänger, wenig vertraut mit der Zubereitung des exotischen Aufgusses, tauchten Teeblätter samt Tütchen ins heisse Wasser - und erfanden unfreiwillig den Teebeutel.

Die Briten standen dem banalen Beuteltee zunächst reserviert gegenüber - auf das Zeremoniell der Zubereitung von losem Tee wollten sie nicht verzichten. Noch Anfang der 60er Jahre machte der Beuteltee nur drei Prozent des Absatzes aus - heute stecken 96 Prozent des nach Grossbritannien importierten Tees in Beuteln.

( Elodie Mazein/afp)

Lesen Sie hier mehr zum Thema
waskochen.ch Weil ein südafrikanischer Farmer ... mehr lesen
Weltneuheit: Red Espresso.
 
Stellenmarkt.ch
Kreditrechner
Wunschkredit in CHF
wetter.ch
Heute Mi Do
Zürich 2°C 16°C freundlichleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig freundlich wechselnd bewölkt
Basel 4°C 17°C freundlichleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig freundlich wechselnd bewölkt
St. Gallen 4°C 14°C freundlichleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig freundlich wechselnd bewölkt
Bern 2°C 16°C freundlichleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig freundlich wechselnd bewölkt
Luzern 4°C 16°C freundlichleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig freundlich wechselnd bewölkt
Genf 2°C 17°C freundlichleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig freundlich wechselnd bewölkt
Lugano 8°C 17°C freundlichleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig sonnig wechselnd bewölkt
mehr Wetter von über 8 Millionen Orten