Für die Holländer, die zuvor 13 Turniertore geschossen hatten, war das italienische Tor wie zugenagelt. Eine besonders tragische Figur war der Weltklasse-Innenverteidiger Frank de Boer, der auch mit dem ersten Versuch im Penaltyschiessen am italienischen Helden Toldo scheiterte.
Nach de Boer vergaben auch noch Stam, der darüberschoss, sowie Bosvelt, gegen den Toldo seinen dritten Elfmeter hielt. Für Italien dagegen trafen die ersten drei Schützen, nämlich Di Biagio sowie die eingewechselten Pessotto und Totti. Di Biagio hatte noch vor zwei Jahren im WM-Viertelfinal gegen Frankreich den entscheidenden Penalty verschossen. Holland ist nun an den letzten fünf grossen Turnieren seit 1992 viermal nach Elfmeterschiessen ausgeschieden. Auch die Italiener haben an sich eine unrühmliche Shoot-out-Vergangenheit hinter sich: Sie verloren auf diese Weise den WM-Halbfinal 1990, den WM-Final 1994 und den WM-Viertelfinal 1998.
Holländer rannten gegen Beton
Die Holländer hatten lange Zeit alle Trümpfe auf ihrer Seite. Ab der 34. Minute spielten sie nach einer gelb-roten Karte gegen Italiens Mittelfeldspieler Zambrotta mit einem Mann mehr. Und sie bekamen die zwei erwähnten Foulpenalties zugesprochen. In der ersten Penaltyszene hatte der deutsche Schiedsrichter Merk ein klar ersichtliches Halten von Nesta an Kluivert geahndet. Der zweite, von Iuliano an Davids verursachte Elfmeter war unumstritten. Die Holländer hatten ihre stärkste Phase in der ersten halben Stunde, als noch elf gegen elf spielten. Sie schnürten den Gegner in dessen Platzhälfte ein und hatten die beste Gelegenheit nach einer Viertelstunde, als Bergkamp seinen Gegensspieler Iuliano versetzte und nur den Pfosten traf. Nach dem ersten verschossenen Penalty verloren die Holländer den Faden etwas. Die Stürmer Kluivert bei Nesta und Bergkamp bei Iuliano waren meistens gut aufgehoben.
Italiener hatten die beste Chance
Die Italiener, bei denen Del Piero im Angriff erstmals von Anfang an anstelle von Totti zum Einsatz kam, zogen ihr Defesivkonzept konsequent durch. Und obwohl sie nur selten vor Hollands Goalie van der Sar auftauchten, kamen sie aus dem Spiel heraus zur besten Chance überhaupt. Nach einem Konter tauchte der eingewechselte Delvecchio in der 100. Minute allein vor van der Sar auf. Der holländische Goalie verhinderte dabei mit einer Fussabwehr das mögliche Golden Goal der Italiener.
Italien - Holland 0:0 nach Verlängerung
Italien 3:1-Sieger im Penaltyschiessen
ArenA, Amsterdam. -- 50 000 Zuschauer (ausverkauft). -- SR Merk (De). -- Penaltyschiessen: Di Biagio 1:0, Frank de Boer (Toldo hält); Pessotto 2:0, Stam darüber; Totti 3:0, Kluivert 3:1; Maldini (van der Sar hält), Bosvelt (Toldo hält).
Italien: Toldo; Cannavaro, Nesta, Iuliano; Zambrotta, Di Biagio, Albertini (78. Pessotto), Fiore (83. Totti), Maldini; Inzaghi (67. Delvecchio), Del Piero.
Holland: Van der Sar; Bosvelt, Stam, Frank de Boer, Van Bronckhorst; Overmars, Davids, Cocu (95. Winter), Zenden (78. Van Vossen); Kluivert, Bergkamp (87. Seedorf).
Bemerkungen: Italien ohne Conte (verletzt). Holland ohne Numan (verletzt). 39. Toldo hält Foulpenalty von Frank de Boer. 62. Kluivert schiesst Foulpenalty an den Pfosten. 15. Pfostenschuss Bergkamp. 34. Gelb-Rote Karte gegen Zambrotta. Verwarnungen: 17. Iuliano (Foul), 28. Zenden (Schwalbe), 38. Toldo (Reklamieren), 45. Maldini (Foul), 50. Davids (Foul), 75. van Bronckhorst (Foul). 90. Di Biagio (Foul). 94. Stam (Foul).
(ba/news.ch)