Grand Slam

Ivanisevic schlug Rafter und gewann Wimbledon

publiziert: Montag, 9. Jul 2001 / 16:44 Uhr / aktualisiert: Montag, 9. Jul 2001 / 19:17 Uhr

Tennis - Goran Ivanisevic hat in Wimbledon Geschichte geschrieben. Der nur dank einer Wild Card ins Haupttableau gekommene Kroate schlug im Final den als Nummer 3 gesetzten Australier Patrick Rafter in fünf Sätzen und sicherte sich nach drei verlorenen Endspielen im Südwesten Londons seinen ersten Grand-Slam-Titel.

Witterungsbedingte Verschiebungen können auch etwas Gutes an sich haben: Der erstmals seit 1922 wieder vollumfänglich an einem Montag gespielte Männer-Final wird als einer der emotionalsten und stimmungsvollsten in die Geschichte eingehen. Die 10 000 Tickets, die gestern Morgen in den freien Verkauf gelangten, schienen praktisch allesamt kroatische und australische Fans erstanden zu haben. So machte sich im Centre Court eine Ambiance breit, wie sie in England normalerweise nur bei Fussballspielen miterlebt werden kann. So viele australische Flaggen, Kängurus aus Stoff und Plastik, Transparente und in kroatische Fussballleibchen gekleidete Zuschauer waren zuvor auf dem grössten Platz an der Church Road mit Sicherheit noch nie gesichtet worden.

Von 125 unter die Top 30

Der Rahmen war dem Ereignis angepasst, denn Ivanisevics Titelgewinn hört sich an wie ein Märchen. Wegen Problemen mit seiner linken Schulter, die er auch im gestrigen Final zweimal vom Physiotherapeuten behandeln liess, war Ivanisevic am Ende der letzten Saison in der Weltrangliste auf den 129. Platz abgerutscht. Vor Beginn des Wimbledon-Turniers lag er an 125. Stelle und war auf eine Wild Card angewiesen, um nicht die Qualifikation bestreiten zu müssen. Diese unbefriedigende Situation wird für Ivanisevic nun wieder der Vergangenheit angehören; im neuen Ranking wird er rund 100 Plätze gutmachen und in die Region um Rang 25 vorstossen.

Wegen den anhaltenden Schulterschmerzen blieben die Erfolge auch in diesem Jahr aus. Ein einziges Mal, Anfang Februar in Mailand, stand er in einem Viertelfinal, den er gegen Roger Federer verlor. Selbst kurz vor Beginn des Wimbledon-Turniers hatte Ivanisevic noch nicht aus dem Tief heraus gefunden; in Queen's war er wie bei vier vorangegangenen Turnieren in der ersten Runde ausgeschieden, in 's- Hertogenbosch kam das Aus in Runde 2. Wie in Wimbledon fand er bei weiteren neun Turnieren nur dank Wild Cards Unterschlupf im Hauptfeld. In Wimbledon war sich Ivanisevic nicht zu schade, die Organisatoren um eine «Freikarte» zu bitten.

Die Vorentscheidung zum 6:3, 3:6, 6:3, 2:6, 9:7 führte Ivanisevic im zweitletzten Game herbei, als er Rafter mit dem allerersten Breakball des gesamten fünften Satzes den Aufschlag abnahm. Er machte es dann noch einmal spannend. Die ersten zwei Matchbälle vergab er mit Doppelfehlern, bevor er seine vierte Möglichkeit nach drei Stunden und einer Minute nutzte. Rafter verlor damit auch seinen zweiten Wimbledon-Final; im vergangenen Jahr war er Pete Sampras unterlegen.

Sieg dem Basketballer Petrovic gewidmet

«Ich denke, ich träume. Jemand muss mich aufwecken und mir sagen, dass ich wirklich gewonnen habe», sagte Ivanisevic, «es ist einfach grossartig. Endlich konnte ich diese Trophäe in den Händen halten. Ich wollte nicht immer nur Zweiter sein.» Die Worte des 29- Jährigen sind verständlich, denn sowohl 1992 gegen Andre Agassi als auch 1994 und 1998 gegen Pete Sampras hatte er den Centre Court als Final-Verlierer verlassen müssen. «Ein viertes Mal konnte ich dies meinem Vater nicht zumuten. Sein Herz hätte dies sicher nicht ausgehalten.» Den Sieg widmete Ivanisevic dem Basketballer Dragan Petrovic, der 1993 bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen war. «Bei seiner Beerdigung habe ich dies versprochen. Dragan war ein sehr guter Freund von mir.»

Ivanisevic ist nicht nur der erste Wild-Card-Spieler, der ein Grand-Slam-Turnier gewinnt, sondern auch der erste Kroate. Bei den Frauen hatte dies Iva Majoli 1997 beim French Open mit einem Finalsieg gegen Martina Hingis geschafft. Standesgemäss wird der Empfang heute Dienstag in der Heimat ausfallen. «In meiner Heimatstadt Split werden wohl 100 000 bis 150 000 Leute anwesend sein. Dies wird sicherlich eines der grössten Tage in der Geschichte Kroatiens», freute sich Ivanisevic.

Ass-Rekord

Als Nummer 125 der Welt ist Ivanisevic hinter Mark Edmondson der am zweitschlechtesten klassierte Grand-Slam-Sieger. Der Australier hatte 1976 das Australian Open als Nummer 212 der Welt gewonnen. Einen Rekord hat Ivanisevic gestern doch noch verbessert. Mit seinen 27 Assen im Final steigerte er sein diesjähriges Wimbledon- Total auf 213 Asse. Damit übertraf er seine eigene Bestmarke bei diesem Turnier, die er seit 1992 mit 206 Assen gehalten hatte.

(sda)

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