Jaksche gesteht jahrelanges Doping

publiziert: Sonntag, 1. Jul 2007 / 22:29 Uhr / aktualisiert: Sonntag, 1. Jul 2007 / 23:08 Uhr

Der deutsche Radprofi Jörg Jaksche hat jahrelanges Doping gestanden und damit den Radsport (einmal mehr) erschüttert. So umfassend wie keiner zuvor packte der 30-Jährige in einem Interview mit dem deutschen Magazin «Der Spiegel» aus.

Jaschke unterzog sich auch verbotenen Eigenbluttherapien.
Jaschke unterzog sich auch verbotenen Eigenbluttherapien.
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Eine Woche vor dem Start zur Tour de France in London gab Jaksche zu, dass er sich als Kunde des spanischen Doping-Arztes Eufemiano Fuentes von 2005 an verbotenen Eigenbluttherapien unterzogen habe, um seine Leistung zu steigern. Er beschuldigte mit seinem Geständnis zudem die heutigen Teamchefs Bjarne Riis (CSC/u.a. mit Fabian Cancellara) und Gianluigi Stanga (Milram/Erik Zabel, Alessandro Petacchi) sowie den ehemaligen Telekom-Teamchef und jetzigen Astana-Berater Walter Godefroot zumindest der Mitwisserschaft. In seiner Beichte fielen auch die Namen seines früheren Managers Tony Rominger sowie der Fahrer Alexander Winokurow (Astana) und Jens Voigt (CSC) -- allerdings ohne direkte Schuldzuweisungen.

Kurz vor der Tour de Suisse im Juni 1997 habe er zum ersten Mal Epo gespritzt, so Jaksche. «Es war mein Crashkurs. Ein Betreuer spritzte mir abends auf meinem Zimmer Epo.» Damals stand Jaksche im italienischen Polti-Team unter Vertrag. «Wenn du in deiner ersten Tour de France unter die ersten 20 fährst, musst du für deine Medizin nichts bezahlen», soll ihm sein damaliger Teamchef Gianluigi Stanga 1998 mit auf den Weg gegeben haben. Mit Riis, der vor einem Monat ein umfassendes Doping-Geständnis die 90er-Jahre betreffend abgelegt hatte, habe er sich «über Kortekoide» ausgetauscht. «Er wusste über Doping Bescheid, er sagte, was Sache ist», so Jaksche.

Jaksche war «Bella»

1997 hatte sich das Doping noch kaum auf die Leistung Jaksches ausgewirkt. Sein bester Etappenrang bei der Tour de Suisse war Platz 6, im Schlussklassement landete er auf Platz 26. Besser lief es dem Deutschen vor einem Jahr, als er die Schweizer Rundfahrt hinter seinem Landsmann Jan Ullrich und dem Spanier Koldo Gil auf dem 3. Platz beendete. Seinen grössten Erfolg feierte Jaksche, der bereits am Donnerstag von den deutschen Strassenmeisterschaften suspendiert worden war, 2004 mit dem Gesamtsieg bei Paris-Nizza.

Der in Österreich lebende Jaksche will sich nun den Sportverbänden und deutschen Ermittlungsbehörden als Kronzeuge zur Verfügung stellen. Er bestätigte auch Teile des Untersuchungsberichts der spanischen Guardia Civil. Bei Fuentes sei er unter dem Codenamen «Bella» sowie als Nummer 20 geführt worden. Seine sportliche Zukunft liess er offen, am Sonntag gab er von sich aus den Rückzug aus seinem derzeitigen Zweitliga-Team Tinkoff bekannt.

«Ich glaube, dass es wichtig ist für die Zukunft dieses Sports, dass einer mal sagt: Okay, so läuft das hier», sagte Jaksche. In den Rennställen Polti, Telekom, Once, CSC und Liberty Seguros, für die Jaksche seit 1997 fuhr, sei das Doping teilweise aktiv von der Mannschaftsführung betrieben oder geduldet worden. «Natürlich hat mir niemand den Arm für die Spritze festgehalten, aber die Teamleiter, die sich früher an dir bereichert haben, die dir die Sachen besorgt haben, ausgerechnet die tun plötzlich so, als würden sie alle für einen sauberen Radsport eintreten», sagte Jaksche.

Heftige Reaktionen

Die Reaktionen auf das Geständnis waren teilweise heftig. Offenbar erhielt Jaksche auch Drohanrufe. «Jörg lügt», sagte beispielsweise Walter Godefroot, der noch einmal bekräftigte, Doping «weder organisiert noch finanziert» zu haben. Der besonders angeklagte Gianluigi Stanga wies die Vorwürfe als «absurd» zurück. Der Hauptsponsor des Milram-Teams bat den 57-jährigen Teamchef derweil zum Rapport und liess die Frage nach der Zukunft des Rennstalls offen, zumal am Montag in Italien der Fall «Alessandro Petacchi» noch behandelt wird. Auch der geständige Erik Zabel gehört dem Team Milram an.

Entrüstet zeigte sich auch Jaksches ehemaliger Manager Tony Rominger. «Das lasse ich nicht auf mir sitzen. Schade, dass Jörg Unwahrheiten erzählt. Ich bin geradezu schockiert», sagte der bei Astana beschäftigte frühere Schweizer Spitzenfahrer, der eine Klage nicht ausschloss. Jaksche hatte behauptet, Rominger hätte beim damaligen Liberty-Teamchef Manolo Saiz für seinen Spitzenfahrer «eine bessere medizinische Betreuung» gefordert.

Beim angesprochenen Spitzenfahrer soll es sich um Astana-Profi und den Mitfavoriten für die Tour de France, Alexander Winokurow, handeln. Der Kasache warf Jaksche Geldgier vor: «Ich habe genug von all diesen Bekenntnissen, für die viel Geld bezahlt wird. Es ist wie im Film. Für 100 000 Euro reden einige Leute den Anklägern nach dem Mund.» Zustimmung erhielt Jaksche aus der Politik. Christian Preudhomme, der Chef der Tour de France kritisierte dagegen, dass «manche Spass daran haben, genau vor der Tour auszupacken.» Und Hans-Michael Holczer, Teamchef von Gerolsteiner, ergänzte: «Es ist nicht richtig, die Illusion aufzubauen, dass wir uns auf eine saubere Tour freuen können.»

(fest/Si)

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