Japans Walfänger sterben aus

Während seine Regierung bei der IWC erneut mit ihren Vorstössen zur Wiederaufnahme des Walfangs scheitert, träumt der 75-jährige Walfänger im nordjapanischen Hafenstädtchen Ayukawa von der guten alten Zeit der ungehinderten Jagd auf die Meeressäuger.

Von Herbst bis Frühling

Seit 1948 fuhr Yuichi jeden Herbst zum Walfang hinaus, und erst im Frühjahr kam er mit seinem Fang zurück. "Die Wale kommen aus dem Meer, damit wir sie fangen, wir glauben sogar, dass es ihnen schmeichelt, wenn wir sie essen", erzählt er bei einer Tasse Grüntee.

Nach dem Zweiten Weltkrieg war Nahrung knapp, "nicht ein Stück wurde weggeworfen, selbst das Blut der Wale wurde noch als Dünger verwendet". Mitleid mit einem Wal sei ihm völlig fremd, so der alte Mann. "Nicht einmal einem Kind tun sie leid."

Für Yuichi sind mit dem Walfang die schönsten Erinnerungen seines Lebens verbunden, so der Fang eines 33 Meter langen Blauwals und die vielen Male, wenn eine reiche Beute mit viel Reiswein begossen wurde.

Quotensystem

Doch 1986 nahm die traditionelle Beschäftigung der Fischer in Ayukawa ein jähes Ende. Die japanische Regierung akzeptierte - wenn auch widerwillig - ein internationales Quotensystem zum Schutz der weltweiten Walpopulationen. Yuichi Kimura und ein gutes Dutzend seiner Kollegen mussten den Walfang aufgeben.

Ayukawa, das etwa 350 Kilometer nördlich von Tokio liegt, entvölkerte sich, heute leben dort 60 Prozent weniger Menschen als nach dem Krieg. Jetzt befindet sich in dem Ort noch das Zentrum des "Walfangs zu wissenschaftlichen Zwecken" - dieser ist von den Quoten ausgenommen und wird Kritikern zufolge von den Japanern missbraucht, um mehr der bedrohten Meeressäuger zu töten, als sie eigentlich dürfen.

Nun hat Japan auf der IWC-Jahrestagung sogar angekündigt, den Fang "zu wissenschaftlichen Zwecken" auf insgesamt 1300 Exemplare pro Jahr zu verdoppeln. Das erbost Tierschützer - und hilft Yuichi Kimura auch nicht weiter. "Wir sind eine aussterbende Generation", sagt er resigniert. "Erzählen Sie von uns, damit die Kinder sich an unser Handwerk erinnern können."

(bsk/afp)