Musik-Talk Teil 2

'Jeder will die Macht haben'

publiziert: Donnerstag, 17. Feb 2005 / 16:09 Uhr

Seit Musik illegal in diversen Tauschbörsen vertrieben wird, gehen der Musikindustrie einen Drittel der Einnahmen verloren. Die drei Experten skizzieren Lösungen und mögliche Trends für die Zukunft.

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news.ch: Die Musikindustrie sucht Auswege aus der finanziellen Misslage. Was sind mögliche Lösungen?

Marc Hedinger: "Ich denke insbesondere an Digital Rights Management, wobei das mangels Formatkonsens bis jetzt eher frustrierend ist. Man hat einen iPod zuhause, ist aber gleichzeitig auf kompatible Formate angewiesen. Da gibt es Lösungen, aber der dominante Standard fehlt."

Rolf Auf der Maur: "Wir sind zurzeit in einer technischen Umbruchsphase. Jeder möchte gern den digitalen Schlüssel in seinen Händen halten: Die Internetprovider, die Mobilprovider, Handset-Hersteller wie Nokia und Sony Ericsson und natürlich und auch die Labels."

"Keiner gibt freiwillig nach, und solange das der Fall ist, werden diese Systeme in der Praxis nicht einsatztauglich. Es gibt leider keine Indizien, dass sich das bald ändert."

"Aber auch die rechtliche Grundlage ist vom Umbruch betroffen. Es wird immer irgendeinen Hacker geben, der noch etwas raffinierter ist als der Entwickler eines solchen DRM-Systems. Darum brauchen wir eine Strafbestimmung, die das Umgehen solcher Systeme zu verhindern hilft."

Andreas Wegelin: "Für uns von der Suisa, wäre es natürlich schön, wenn das DRM-System greifen würde, aber wir werden noch jahrelang ohne damit auskommen müssen. Wenn es irgendwann möglich sein wird, jedes Stück einzeln abzurechnen, wäre das so viel besser als die Pauschalvergütung, die wir heute haben."

news.ch: Wer macht denn morgen die Stars?

Rolf Auf der Maur: "In der Vergangenheit waren es die Labels, jetzt versucht sich das Fernsehen mit Formaten wie Music Star. Da sehen wir bereits gewisse Ermüdungserscheinung bei der zweiten Staffel. Und warum soll in Zukunft nicht sogar ein Internetprovider sagen: 'So, ich baue jetzt einen Star auf'. Vielleicht übernehmen solche neuen Player die Rolle der Musiklabels in Zukunft."

news.ch: Und die Preise für Songs rasen in den Keller?

Andreas Wegelin: "Ja, das stimmt. Wenn wir das aktuelle Beispiel von iPod anschauen: Der Musikshop iTunes von Apple ist nur dazu da, den Verkauf von iPod zu pushen und nicht die Musik, die dort verkauft wird. Dementsprechend günstig ist sie und so fliesst dem Künstler nur noch wenig Geld zu."

Rolf Auf der Maur: "Aber es gibt ja auch neue Einnahmequellen, wie zum Beispiel Klingeltöne. Diese können natürlich nur einen Teil der Ausfälle kompensieren. Ich sehe auch gute Chancen für den Abonnementsdienst von Musik, wo man einfach eine Pauschale bezahlt und dann Musik frei nutzen kann. Ihr Modell Herr Hedinger steht natürlich etwas für diese Epoche. Aber da sind noch einige, gut begründete Widerstände zu überwinden."

Marc Hedinger: "Da ist auch schon eine heftige Diskussion entbrannt, ob nun das Geschäftsmodell von Napster oder von iTunes besser ist. Ich finde die Idee von Napster interessant. Man stelle sich vor, man bezahlt jeden Monat 20 Dollar und erhält so die Lizenz zum freien Musikkonsum. Bei diesem Abomodell liegt der Knackpunkt meiner Ansicht nach darin, dass dem Nutzer monatliche Gebühren anfallen. Zahlt er diese nicht mehr, ist auch seine Track-Sammlung futsch."

Rolf Auf der Maur: "Auf dem Reissbrett liesse sich ein wunderschönes System von individueller Abrechnung kreieren, aber in Wirklichkeit spielen verschiedene wirtschaftliche Interessen mit und jeder will die Macht haben. Angesichts der Kapitalisierung der Telekomunternehmen ist es nicht ausgeschlossen, dass die Telekomindustrie dereinst die Musikindustrie aufkaufen wird."

Andreas Wegelin: "Von finanzieller Seite betrachtet, wäre das sicher möglich. Die Frage ist nur, ob das sinnvoll ist. Die Telekomindustrie ist zugunsten ihrer Aktionäre nur auf kurzfristige Gewinne aus und kennt sich im Musikgeschäft nicht aus."

"Die Kreativität, die es braucht, um neue, lang anhaltende Musikerfolge zu lancieren, wird verloren gehen. Es gibt zwar viele kreative kleine Labels, aber die Grossen machen das kaputt, weil sie nur noch auf Profit aus sind."

Marc Hedinger ist Gründer der Musikplattform Beatmaka.com. Andreas Wegelin amtet als Direktor der Urheberrechtsgesellschaft Suisa. Dr. Rolf Auf der Maur ist Rechtsanwalt und beschäftigt sich intensiv mit Rechtsfragen der Musikindustrie.

(mo/news.ch)

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