Jethro Tull und Radiohead in Montreux

publiziert: Montag, 7. Jul 2003 / 08:14 Uhr / aktualisiert: Montag, 7. Jul 2003 / 12:48 Uhr

Montreux VD - Im Jahr, in dem Radiohead-Sänger Thom Yorke geboren wurde, erschien das erste Album von Jethro Tull. Heute verkörpern sie zwei Rock-Generationen. Rückblick auf das erste Wochenende des Jazzfestivals Montreux.

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Jethro TullJethro Tull
Jethro Tull haben über 2500 Auftritte hinter sich. Wenn Ian Anderson beim Flötenspielen die berühmte Pose mit hochgezogenem Knie einnimmt, so tut er dies nicht ohne Selbstironie.

Die Band, einst für Progressives bekannt, spielt sich selbst, und es scheint ihr Spass zu machen. Anderson beginnt mit einer akustischen Nummer: "Some Day the Sun Won't Shine For You" aus dem Jahr 1968. Die Stimme ist angeschlagen.

Zwischen weiteren Songs aus Urzeiten werden stimmschonende Instrumentalstücke aus dem angekündigten "Christmas Album" präsentiert. Ein wenig seicht.

Im zweiten Set dann doch noch die rockigen Tull: Stete Wechsel zwischen treibenden Rhythmen und verspielten Melodien, trillernde Querflöte, harte Riffs - von "Living in the Past" über "Songs from the Wood" und "Heavy Horses" zu "Aqualung". Martin Barre greift in die Saiten. Die Energie ist noch da.

Derselbe Ablauf

Anderson rückt sein Piratentuch zurecht und wendet sich ans Publikum. Nun komme jener Teil der Show, der daraus bestehe, dass die Band gehe - nicht weit, um die Ecke nur - und das Publikum klatsche, bis sie wieder komme und die Zugabe spiele. "Let's do that then."

Es folgt, was das Publikum hören will: "Locomotive Breath". Seit Mitte der 70er Jahre gebe es in der Musik sowieso nichts wirklich Neues mehr, hat Anderson einmal gesagt.

Es sei alles Wiederholung. Aber man solle die Leute im Glauben lassen, es sei neu.

Gegenwartsfetzen

Vielleicht dachte er an Bands wie Radiohead: Rock, Pop und Grunge, sanfte Melodien zwischen lauten Gitarren und harten Digitaleinlagen - alles schon da gewesen.

Was daraus werden kann, haben Thom Yorke, Ed O'Brien, Jonny Greenwood, Colin Greenwood und Phil Selway dem Publikum in Montreux am Samstag gezeigt.

Die britische Erfolgsband, die mit Britpop nichts am Hut hat, zieht einen vom ersten Augenblick an in Bann.

Für den ersten Titel "There There" erntet sie frenetischen Beifall. Es folgt "2+2 = 5". Thom Yorke singt, in sich versunken, mit heller Stimme Düsteres aus sich heraus, während sich sein Körper bewegt, als gehöre er nicht zu ihm. Ein Besessener.

Das neue, sechste Album "Hail to the Thief" sei das positivste, sagt Yorke in Interviews. Und: Der Titel - ein Protestslogan nach der Wahl von George W. Bush zum US-Präsidenten - sei nicht eigentlich politisch. Er sei auf die Wirkung von Nachrichtenfetzen zurückzuführen.

Bis an die Grenzen

Zwischen den schweren Gitarrensongs entladen sich im Auditorium Stravinski Stücke des elektronischeren Albums "Kid A" in atemberaubenden Sound-Gewittern.

< Dichte Rhythmen jagen sich, bis die Spannung fast unerträglich wird - und brechen dann abrupt ab. Verwirrend, beklemmend, packend.

In einem Moment traktiert Jonny Greenwood seine Gitarre, im nächsten singt Thom Yorke ein Klagelied.

Auf Komplexes folgt Schlichtes, auf Eingängiges Befremdendes. Zerrissenheit wird zelebriert, sich Ausschliessendes vereint. "Sit down. Stand up.", heisst ein Song.

Mit "Everything in its Right Place" verabschiedet sich die Band nach anderthalb Stunden. Es folgen sechs Zugaben; zum Abschluss "Street Spirit" von "The Bends". Ein intensives Konzert. Ein rockiges erstes Wochenende in Montreux.

(Charlotte Walser/sda)

 
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