«Die Nominierung des neuen Verwaltungsrates wird als Misstrauensvotum gegenüber dem erfolgreich amtierenden Verwaltungsrat und dem gesamten Crossair-Personal gewertet», sagen die Komitee-Mitglieder, «das Vorgehen des Steuerungsausschusses bezeichnen wir als inakzeptabel.»
Das Mitarbeiter-Komitee entstand spontan am 9. November 2001. Vertreter aus den verschiedensten Konzernbereichen strukturierten in ihrer Freizeit den Protest gegen die Geschehnisse ausserhalb der Geschäftsräume der Regional-Fluggesellschaft. Die Geschäftsleitung der Crossair wurde durch das Komitee über die geplanten Aktivitäten informiert, wird aber bewusst nicht einbezogen. «Die Bewegung entstand spontan und allein in den Reihen der Mitarbeiter», heisst es im Komitee. Unter den Komitee-Mitgliedern sind Techniker, Piloten, Informatiker und Büroangestellte. «Wir spürten den Unmut unter den knapp 4'000 Mitarbeitern, sahen dringenden Handlungsbedarf und reagierten entsprechend», sagen sie.
Innert kürzester Zeit wurde eine eigene Internet-Page aufgebaut, über die alle Mitarbeiter, aktuelle Informationen des Komitees abrufen können. Per eMail können Crossair-Mitarbeiter eine formulierte Petition unterzeichnen.
Die Petition ist klar verfasst und enthält eine ebenso klare Forderung: «Wir fordern, dass der heutige Verwaltungsrat bestätigt wird». Einer Erweiterung des Gremiums allerdings stehen die Crossair-Mitarbeiter nicht entgegen. Dass ein grosser Teil der Crossair-Mitarbeiter hinter den Forderungen des Komitees steht, zeigte sich am ersten Tag der Freischaltung der HomePage: nach 90 Minuten hatten bereits über 500 Mitarbeiter die Petition unterschrieben.
HomePage und Petition sind nur ein Teil der Massnahmen der Crossair-Mitarbeiter. Bereits am 13. November ging ein Schreiben des Mitarbeiter-Komitees an alle Bundes-, Stände- und Nationalräte. Darin wurden alle wesentlichen Bedenken der Crossair-Mitarbeiter aufgeführt. Das Schreiben endet mit dem Ersuchen an den Bundesrat, eine klare Stellungnahme abzugeben, und mit dem Dank dafür, «dass Sie unsere Sorgen und Bedenken ernst nehmen.»
«Bisher haben wir als Mitarbeiter der Crossair zu all den Vorkommnissen und Diskussionen um uns herum geschwiegen», sagt das Komitee, «jetzt aber scheint die Sache in eine völlig falsche Richtung zu fahren. Die pauschale Stimm-Zusage der Banken an den neuen Verwaltungsrat wirkte wie ein Schock auf die Crossair-Mitarbeiter.» Mit der Zusage habe man von Seiten der Grossbanken nicht nur einen echten Entscheid der ausserordentlichen Generalversammlung verunmöglicht, sondern ganze Regionen der Schweiz vor den Kopf gestossen.
Komitee und Crossair-Mitarbeiter geben die Hoffnung allerdings nicht auf. «Wir können uns mit den Entscheiden im Steuerungsausschuss und bei den Grossbanken nicht einfach abfinden», heisst es einhellig, «wir erachten es als unerhört, dass die Kompetenz unseres Verwaltungsrates derart in Frage gestellt und dieser als nicht qualifiziert genug bezeichnet wird». Laut Komitee basiert ein Teil der Erfolgsgeschichte der Crossair auf der grossen Motivation der Mitarbeiter in allen Bereichen. Diese Motivation sei in erster Linie durch Verwaltungsrat und Geschäftsleitung immer wieder neu angefacht und auch vorgelebt worden. «Fehlt die Motivation, so steht die Zukunft der Firma schnell in Frage», sagen die Komitee-Mitglieder.
Mit Befremden habe auch der Verband des Crossair-Cockpitpersonals (CCP) zur Kenntnis genommen, dass der Steuerungsausschuss unter der Leitung des CS-Ehrenpräsidenten
Rainer E. Gut den amtierenden Verwaltungsrat der Crossair grösstenteils ersetzen will. „Damit wird der viel gepriesenen Crossair-Kultur ein wichtiger Stützpfeiler
entzogen - jene Crossair-Kultur, die mit ihrer günstigen Kostenstruktur die Grundlage für eine prosperierende neue Schweizer Airline bilden soll“, heisst es in einem Communiqué.
Beabsichtige
der Steuerungsausschuss tatsächlich, die neue Airline nach dem Modell Crossair zu formen, gäbe es für den nahezu vollständigen Ersatz des heutigen
Verwaltungsrates keine rationalen Gründe. Unter der strategischen Führung dieses Verwaltungsrates sei die Crossair nämlich zur führenden europäischen
Regionalfluggesellschaft herangewachsen.
Der Verband des Crossair-Cockpitpersonals befürchtet, dass sich der Steuerungsausschuss bei der Bestellung des neuen Verwaltungsrates zu stark von emotionalen
Faktoren leiten liess. „Insbesondere bei der Nichtnomination von Moritz Suter liegt der Verdacht nahe, dass persönliche Differenzen mit Rainer E. Gut eine
gewichtige Rolle gespielt haben“, liess man verlauten. Die von Gut ins Spiel gebrachten fachlichen Vorbehalte gegen Moritz Suter sollen jeder Logik entbehren – „ohne Suter gäbe es keine
Crossair und damit auch keinen Rettungsring für zahlreiche Angestellte der bankrotten Swissair.“ Wenn bei Suter angeblich fachliche Vorbehalte zu seiner
Nichtberücksichtigung führten, müsss sich der Steuerungsauschuss die Frage gefallen lassen, welche Kriterien zur Nomination des früheren KLM-Managers Pieter Bouw
geführt haben.
Der Verband des Crossair-Cockpitpersonals fordert deshalb
eindringlich: „Wenn die neue Schweizer Airline nicht Schiffbruch erleiden soll, ist im neuen Crossair-Verwaltungsrat vor allem Professionalität gefragt. Das
vorhandene Know-How des amtierenden Verwaltungsrates nicht zu berücksichtigen, wäre ein fataler Fehler“.
(bb/news.ch)