Wachsender Protest gegen neu nominierten VR

Jetzt machen die Crossair-Mitarbeiter mobil

publiziert: Freitag, 23. Nov 2001 / 15:15 Uhr / aktualisiert: Samstag, 24. Nov 2001 / 07:52 Uhr

Basel - Die Crossair-Mitarbeiter schalten sich in die Diskussionen um die Zukunft ihrer Firma ein. Ihr Unmut richtet sich in erster Linie gegen die Zusammensetzung des neu nominierten Verwaltungsrates. Ein eigens ins Leben gerufenes Mitarbeiter-Komitee koordiniert den wachsenden Protest der Crossair-Mitarbeiter. Die Piloten-Gewerkschaft CCP ihrerseits fordert Professionalität im neuen Verwaltungsrat.

«Die Nominierung des neuen Verwaltungsrates wird als Misstrauensvotum gegenüber dem erfolgreich amtierenden Verwaltungsrat und dem gesamten Crossair-Personal gewertet», sagen die Komitee-Mitglieder, «das Vorgehen des Steuerungsausschusses bezeichnen wir als inakzeptabel.»

Das Mitarbeiter-Komitee entstand spontan am 9. November 2001. Vertreter aus den verschiedensten Konzernbereichen strukturierten in ihrer Freizeit den Protest gegen die Geschehnisse ausserhalb der Geschäftsräume der Regional-Fluggesellschaft. Die Geschäftsleitung der Crossair wurde durch das Komitee über die geplanten Aktivitäten informiert, wird aber bewusst nicht einbezogen. «Die Bewegung entstand spontan und allein in den Reihen der Mitarbeiter», heisst es im Komitee. Unter den Komitee-Mitgliedern sind Techniker, Piloten, Informatiker und Büroangestellte. «Wir spürten den Unmut unter den knapp 4'000 Mitarbeitern, sahen dringenden Handlungsbedarf und reagierten entsprechend», sagen sie.

Innert kürzester Zeit wurde eine eigene Internet-Page aufgebaut, über die alle Mitarbeiter, aktuelle Informationen des Komitees abrufen können. Per eMail können Crossair-Mitarbeiter eine formulierte Petition unterzeichnen.

Die Petition ist klar verfasst und enthält eine ebenso klare Forderung: «Wir fordern, dass der heutige Verwaltungsrat bestätigt wird». Einer Erweiterung des Gremiums allerdings stehen die Crossair-Mitarbeiter nicht entgegen. Dass ein grosser Teil der Crossair-Mitarbeiter hinter den Forderungen des Komitees steht, zeigte sich am ersten Tag der Freischaltung der HomePage: nach 90 Minuten hatten bereits über 500 Mitarbeiter die Petition unterschrieben.

HomePage und Petition sind nur ein Teil der Massnahmen der Crossair-Mitarbeiter. Bereits am 13. November ging ein Schreiben des Mitarbeiter-Komitees an alle Bundes-, Stände- und Nationalräte. Darin wurden alle wesentlichen Bedenken der Crossair-Mitarbeiter aufgeführt. Das Schreiben endet mit dem Ersuchen an den Bundesrat, eine klare Stellungnahme abzugeben, und mit dem Dank dafür, «dass Sie unsere Sorgen und Bedenken ernst nehmen.»

«Bisher haben wir als Mitarbeiter der Crossair zu all den Vorkommnissen und Diskussionen um uns herum geschwiegen», sagt das Komitee, «jetzt aber scheint die Sache in eine völlig falsche Richtung zu fahren. Die pauschale Stimm-Zusage der Banken an den neuen Verwaltungsrat wirkte wie ein Schock auf die Crossair-Mitarbeiter.» Mit der Zusage habe man von Seiten der Grossbanken nicht nur einen echten Entscheid der ausserordentlichen Generalversammlung verunmöglicht, sondern ganze Regionen der Schweiz vor den Kopf gestossen.

Komitee und Crossair-Mitarbeiter geben die Hoffnung allerdings nicht auf. «Wir können uns mit den Entscheiden im Steuerungsausschuss und bei den Grossbanken nicht einfach abfinden», heisst es einhellig, «wir erachten es als unerhört, dass die Kompetenz unseres Verwaltungsrates derart in Frage gestellt und dieser als nicht qualifiziert genug bezeichnet wird». Laut Komitee basiert ein Teil der Erfolgsgeschichte der Crossair auf der grossen Motivation der Mitarbeiter in allen Bereichen. Diese Motivation sei in erster Linie durch Verwaltungsrat und Geschäftsleitung immer wieder neu angefacht und auch vorgelebt worden. «Fehlt die Motivation, so steht die Zukunft der Firma schnell in Frage», sagen die Komitee-Mitglieder.

Mit Befremden habe auch der Verband des Crossair-Cockpitpersonals (CCP) zur Kenntnis genommen, dass der Steuerungsausschuss unter der Leitung des CS-Ehrenpräsidenten Rainer E. Gut den amtierenden Verwaltungsrat der Crossair grösstenteils ersetzen will. „Damit wird der viel gepriesenen Crossair-Kultur ein wichtiger Stützpfeiler entzogen - jene Crossair-Kultur, die mit ihrer günstigen Kostenstruktur die Grundlage für eine prosperierende neue Schweizer Airline bilden soll“, heisst es in einem Communiqué. Beabsichtige der Steuerungsausschuss tatsächlich, die neue Airline nach dem Modell Crossair zu formen, gäbe es für den nahezu vollständigen Ersatz des heutigen Verwaltungsrates keine rationalen Gründe. Unter der strategischen Führung dieses Verwaltungsrates sei die Crossair nämlich zur führenden europäischen Regionalfluggesellschaft herangewachsen. Der Verband des Crossair-Cockpitpersonals befürchtet, dass sich der Steuerungsausschuss bei der Bestellung des neuen Verwaltungsrates zu stark von emotionalen Faktoren leiten liess. „Insbesondere bei der Nichtnomination von Moritz Suter liegt der Verdacht nahe, dass persönliche Differenzen mit Rainer E. Gut eine gewichtige Rolle gespielt haben“, liess man verlauten. Die von Gut ins Spiel gebrachten fachlichen Vorbehalte gegen Moritz Suter sollen jeder Logik entbehren – „ohne Suter gäbe es keine Crossair und damit auch keinen Rettungsring für zahlreiche Angestellte der bankrotten Swissair.“ Wenn bei Suter angeblich fachliche Vorbehalte zu seiner Nichtberücksichtigung führten, müsss sich der Steuerungsauschuss die Frage gefallen lassen, welche Kriterien zur Nomination des früheren KLM-Managers Pieter Bouw geführt haben.

Der Verband des Crossair-Cockpitpersonals fordert deshalb eindringlich: „Wenn die neue Schweizer Airline nicht Schiffbruch erleiden soll, ist im neuen Crossair-Verwaltungsrat vor allem Professionalität gefragt. Das vorhandene Know-How des amtierenden Verwaltungsrates nicht zu berücksichtigen, wäre ein fataler Fehler“.

(bb/news.ch)

.
Digitaler Strukturwandel  Nach über 16 Jahren hat sich news.ch entschlossen, den Titel in seiner jetzigen Form einzustellen. Damit endet eine Ära medialer Pionierarbeit. mehr lesen 22
SMON-Opfer, Demonstration gegen Ciba Geigy, Basel 1977.
SMON-Opfer, Demonstration gegen Ciba Geigy, Basel 1977.
Fotografie Noch bis zum 16. Juni in der Galerie BelleVue Basel  Die Ausstellung im BelleVue/Basel präsentiert eine spannende fotografische Reise von den turbulenten 1970er-Jahren bis zur Gegenwart. Dabei bilden Fotografien aus dem Erbe von Kurt Graf/fotolib Basel den Ausgangspunkt. mehr lesen  
Buchhaltung Bern - Der Bundesrat hat an seiner Sitzung vom 27. März 2024 beschlossen, die Zinssätze für die ausstehenden ... mehr lesen  
Die Verzinsung bietet einen Anreiz, Covid-19-Kredite nicht länger als notwendig zu beanspruchen.
Der Zoll hatte im letzten Jahr mehr zu tun, die Warenimporte stiegen an.
Import Im vergangenen Jahr hat das Bundesamt für Zoll und Grenzsicherheit (BAZG) bedeutende Fortschritte in der ... mehr lesen  
Nach den aktuellen Daten des Staatssekretariats für Wirtschaft (SECO) verzeichneten die Regionalen Arbeitsvermittlungszentren (RAV) Ende Februar 2024 insgesamt ... mehr lesen  
Im Vergleich zum Vorjahr nahm die Jugendarbeitslosigkeit um 12,9% zu.
Titel Forum Teaser
  • melabela aus littau 1
    es geht nicht nur um homosexuelle ich bin eine frau und verheiratet mit einem mann. leider betrifft es ... So, 14.08.16 13:18
  • Pacino aus Brittnau 731
    Kirchliche Kreise . . . . . . hatten schon immer ein "spezielles" Verhältnis zu ... Do, 09.06.16 08:07
  • Kassandra aus Frauenfeld 1781
    Das wird die Deutschen aber traurig machen. Wenn man keinen Flughafen und keinen Bahnhof ... Mi, 08.06.16 17:49
  • Pacino aus Brittnau 731
    Demokratie quo vadis? Wenn die Demokratie den Stacheldraht in Osteuropa-, einen Wahlsieg von ... Mo, 06.06.16 07:55
  • zombie1969 aus Frauenfeld 3945
    Es... muss darum gehen, die Kompetenz der Kleinbauern zu stärken. Das sorgt ... Do, 02.06.16 13:07
  • Kassandra aus Frauenfeld 1781
    Kindeswohl egal! Es geht doch vor allem um die eigenen Kinder der Betroffenen. Die ... Do, 02.06.16 08:10
  • Kassandra aus Frauenfeld 1781
    Verlust der Solidarität: Verlust der Demokratie! Vollständig und widerspruchsfrei beantworten lässt sich das wohl nicht. ... Mi, 01.06.16 00:18
  • zombie1969 aus Frauenfeld 3945
    Unterstützung "Deshalb sind für die Sozialhilfe 267 Millionen Franken mehr und für ... Di, 31.05.16 10:38
 
Stellenmarkt.ch
Kreditrechner
Wunschkredit in CHF
wetter.ch
Heute Fr Sa
Zürich 0°C 12°C wolkig, aber kaum Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt wolkig, aber kaum Regen
Basel 5°C 14°C wolkig, aber kaum Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wolkig, aber kaum Regen wolkig, aber kaum Regen
St. Gallen 1°C 9°C wolkig, aber kaum Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig freundlich wechselnd bewölkt
Bern 0°C 11°C starker Schneeregenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig freundlich wolkig, aber kaum Regen
Luzern 1°C 12°C wolkig, aber kaum Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt wolkig, aber kaum Regen
Genf 5°C 13°C wolkig, aber kaum Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt wolkig, aber kaum Regen
Lugano 6°C 10°C wechselnd bewölkt, Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig anhaltender Regen anhaltender Regen
mehr Wetter von über 8 Millionen Orten