Jöggele, Töggele, Foosball

Wenn du aber in einer dieser anonymen Bars oder Diskotheken steckst, irgendwie unsicher bist, und genau weisst, dass Tanzen nicht zu deinen Stärken zählt, dann ist so ein Tischfussball-Kasten eine echte Kontakt-Hilfe – oder sagen wir: eine legitime Fluchtmöglichkeit.

So ging es mir letzten Freitag, meinem zweiten Tag in Berlin, und meinem ersten Abend irgendwo im Ausgang. Die Musik war ansprechend (Fifties and Sixties), das Lokal sympathisch (nicht zu hell) und der Tischfussball-Kasten besetzt. Ich stellte mich ans obere Ende des Feldes, dort wo der blaue Goalie sein Tor hütete, und beobachtete die Spiele.

Bald durfte ich auch mitkickern. Das Mädchen, das aussah wie Momo, und das immer quikte, wenn auf der Gegenseite ein Tor fiel, stand im Sturm, ich in der Verteidigung. Gleich zum Auftakt legten wir eine vierteilige Siegesserie hin. Momo und ich waren in Form. Allerdings nur bis der Lange mit Lederjacke und der etwas kürzere mit Backenbart an den Tisch traten. Momo und ich verloren 0:6.

Töggeli-Lehrstunde

Immerhin stellte sich hinterher heraus, dass unsere Gegner Kneipen-Profis sind und fast täglich trainieren. Der Backenbart, inzwischen einen weiteren Drink in der Hand, erzählte danach ausschweifend von seinen Erfahrungen im Tischfussball.

Er berichtete von der WM, die kürzlich stattgefunden hat, und an der Österreich im Finale Deutschland mit 5:2 bezwang (die Schweiz war übrigens nicht dabei), davon, dass die US-Amerikaner zum Tischfussball nicht Tablesoccer, sondern Foosball sagen, und dass das Spiel Ende des 19. Jahrhunderts von einem Franzosen erfunden und die ersten richtigen Tische von einer Firma in Genf entwickelt wurden.

So gesehen bot der Tischfussball-Kasten letzten Freitag für einmal nicht nur Zuflucht, sondern eine Art Lehrstunde – wenigstens in Sachen Jöggele, Töggele oder eben Foosball.

Romano Paganini führt zusammen mit Felix Steinbild während der WM in Deutschland fünf Wochen lang für news.ch aus Berlin einen Weblog.

(Romano Paganini/news.ch)