Jugendliche in der Schuldenfalle

publiziert: Sonntag, 15. Aug 2004 / 08:55 Uhr

Zürich - Weil immer mehr Jugendliche in der Schweiz in die Schuldenfalle geraten, häufen sich die Rufe nach Prävention. Erste nationale Kampagnen laufen jedoch langsam an.

Vielen Jugendliche können sich ihre DVDs nur auf Pump leisten.
Vielen Jugendliche können sich ihre DVDs nur auf Pump leisten.
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plusminus.ch
Budget-Test auf der Website der schweizerischen Schulden und Beratungsstellen.
www.plusminus.ch/index.cfm?cat=budgettest&cfid=6083898&cftoken=49053099

Die Schuldenberatungsstellen haben längst Alarm geschlagen. In welchem Ausmass Jugendliche Schulden anhäufen, zeigen neuste Studien zum Kaufverhalten von 12- bis 18-Jährigen.

Diese geben pro Jahr 600 Millionen Franken aus, die Schulden pro Kopf betragen durchschnittlich 500 Franken, in Einzelfällen mehrere tausend Franken. Ein Viertel lebt auf Pump. Und die Tendenz ist steigend.

Prävention muss früh beginnen

Fachleute sind sich einig, dass die Schuldenprävention so früh wie möglich beginnen sollte - in der Familie und in der Schule. Aber bereits hier setzen die Probleme ein.

"Geld ist in der Schweiz das grösste Tabu", erklärt Reno Sami, Präventionsverantwortlicher bei der Budget- und Schuldenberatung "Plusminus" in Basel.

In der Schweiz sei es kaum möglich, über Geld zu sprechen. Weil in den Familien eine entsprechende Gesprächskultur fehle, lernten die Jugendlichen nicht, dass es beim Geldausgeben Grenzen brauche.

"Was es bedeutet, wenn sie kein Taschengeld mehr haben, können die Jugendlichen oft nicht richtig einschätzen", erklärt Sami. Auch die Schulen würden zuwenig Aufklärung für den Umgang mit Geld leisten.

Nationale Kampagne "max.money"

"Im Vergleich zu anderen Ländern gibt es in der Schweiz keine brauchbaren Präventionskampagnen", erklärt er weiter.

Als Vorbild erwähnt Sami Österreich, wo die Jugendlichen mit innovativen und witzigen Mitteln an das Thema Geld herangeführt würden. Zum Beispiel werde mit Comics oder Spielen gearbeitet.

In Anlehnung daran erarbeitet die Fachstelle "Plusminus" in Zusammenarbeit mit dem Dachverband Schuldenberatung eine Präventionskampagne, die im Herbst starten wird.

Die auf fünf Jahre angelegte nationale Kampagne "max.money" will vor allem Jugendliche und junge Erwachsene im Alter von 16 bis 26 Jahren erreichen.

Die Themen Geld und Schulden werden laut Sami auf überraschende, sinnliche und spielerische Weise an die Jugendlichen herangetragen.

Dabei sollen sie lernen, ihre Kaufgewohnheiten zu hinterfragen, Budgets zu erstellen oder Verpflichtungen rechtzeitig zu erfüllen. Der Reader "max.money" erscheint mit Magazin, Buch und CD-Rom.

Präventionsbedarf an Schulen

Solche Präventionskampagnen sind notwendig in der Schweiz. Vor allem weil die Schulen zuwenig tun, um Jugendliche für Geldfragen zu sensibilisieren. Der Umgang mit Finanzen ist kein verbindliches Thema für den Unterricht. Auch entsprechende Lehrmittel fehlen.

Die Schulen in der Schweiz könnten von anderen Ländern lernen, allen voran von den skandinavischen Ländern. Beispielsweise in Finnland gehört der Umgang mit Geld zum Stundenplan der siebten bis neunten Klasse.

Eine Stunde in der Woche befassen sich die Schüler mit der Erstellung von Haushaltbudgets, der wirtschaftlichen Verantwortung, mit Schuldenfragen sowie anderen Finanzthemen.

Nach den Sommerferien lanciert das Inkasso-Unternehmen Intrum Justitia einen nationalen Wettbewerb zum Thema "Schüler, Schulden und Geld". Teilnehmen können Oberstufenschüler im Alter von 13 bis 20 Jahren in zwei Kategorien.

Beim Klassenwettbewerb geht es um die Entwicklung von Lehrmethoden für den Unterricht zum Thema Geld. Weitere Aspekte können im Einzelwettbewerb bearbeitet werden.

Nach Ansicht von "Plusminus"-Mitarbeiter Sami ist der Wettbewerb von Intrum Justitia mehr eine PR-Aktion denn gute Prävention. "Wenn es trotzdem der Prävention dienen sollte, umso besser", sagt Sami.

(Von Vincenzo Capodici/sda)

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