16-Punkte-Plan

Juncker drängt Flüchtlings-Gipfel zum Handeln

publiziert: Samstag, 24. Okt 2015 / 22:09 Uhr
Jean-Claude Juncker hat einen Plan im Kopf.
Jean-Claude Juncker hat einen Plan im Kopf.

Brüssel - EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker will das Flüchtlings-Chaos entlang der Balkan-Route mit einem 16-Punkte-Plan rasch in den Griff bekommen. Auch soll der Sondergipfel eine besser koordinierte Verteilung der betroffenen Menschen innerhalb Europas bringen.

7 Meldungen im Zusammenhang
Bei dem von ihm für Sonntag einberufenen Treffen der Staats- und Regierungschefs der am meisten betroffenen europäischen Länder wolle er auf kurzfristige Entscheidungen drängen. Ziel sei es, die zum Teil verzweifelte Lage der Flüchtenden zu mildern, kündigte Juncker an.

Kernpunkt seines Plans ist nach Medienberichten, dass künftig kein Land mehr Flüchtlinge ohne Abstimmung in einen Nachbarstaat weiterleiten soll. Dies hatte zuletzt Slowenien Kroatien vorgeworfen. «Eine Politik des Durchwinkens» sei «nicht akzeptabel», heisst es in dem am Samstag in Medien kursierenden Entwurf der Gipfelerklärung.

Um die Zusammenarbeit zu verbessern, sollen die Staats- und Regierungschefs laut dem Juncker-Plan unter anderem binnen 24 Stunden «Kontaktstellen» für Flüchtlingsfragen in ihrem direkten Umfeld einrichten, die sich dann täglich austauschen und abstimmen sollen. Zahlen zu Flüchtlingsbewegungen sollten «sofort» ausgetauscht werden.

Nicht beschlussfähig

Beschlüsse für die gesamte EU können bei dem Treffen am Sonntag in Brüssel nicht gefasst werden, weil dort nicht alle Mitgliedsländer und zudem mit Serbien und Mazedonien auch Nicht-EU-Länder vertreten sind.

Die Erwartung, dass in Brüssel der Weg zu einer raschen Reduzierung der Zahl der nach Europa drängenden Flüchtlinge geebnet werde, wurde in einigen Teilnehmerländern als unrealistisch bewertet. Im Vordergrund werde stehen, die Lage der Menschen auf der Flucht zu verbessern, hiess es.

Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel will nach einem «Spiegel»-Bericht bei dem Treffen in Brüssel dafür werben, die Flüchtlingsverteilung in der EU und Abschiebungen von Zuwanderern ohne Bleibeperspektive direkt aus den Erstaufnahmezentren heraus zu organisieren. In ihrer wöchentlichen Video-Botschaft unterstrich sie zudem den Willen, den Menschen, die in Deutschland bleiben dürfen oder gute Aussichten darauf haben, bei der Integration zu helfen.

Mit Grenzschliessung gedroht

Die Balkanstaaten Bulgarien, Serbien und Rumänien kündigten an, ihre Grenzen für Flüchtlinge zu schliessen, falls sich Deutschland und Österreich stärker gegen Zuwanderer abschotten sollten. Sie würden nicht zulassen, dass sich die drei Länder zu einer Pufferzone für Flüchtlinge aus Syrien und Afghanistan entwickelten.

Es müsse nach einer europaweiten Lösung gesucht werden, sagte Bulgariens Regierungschef Boiko Borisow am Samstag in Sofia. Er hatte sich dort im Vorfeld des Gipfels mit den Ministerpräsidenten Rumäniens und Serbiens, Viktor Ponta und Aleksandar Vucic, abgesprochen.

Das EU-Mitglied Ungarn hatte seine Grenzen zu Serbien und Kroatien geschlossen, und Slowenien hat angekündigt, es werde seine Grenze zu Kroatien dicht machen. Besonders des EU-Nichtmitglied Serbien ist für viele Flüchtlinge ein Transitland auf dem Weg von Griechenland über Mazedonien in nördlichere EU-Staaten.

Zustrom hält an

Bulgarien hatte bereits seit 2014 eine 30 Kilometer lange Grenzanlage auf einem Teil seiner Grenze zur Türkei errichtet. Österreichs Aussenminister Sebastian Kurz hatte am Freitag gesagt, Zäune könnten zum wirkungsvollen Schutz der Grenzen beitragen.

Während die Arbeiten am Sondergipfel liefen, hielt der Zustrom von Flüchtlingen unvermindert an. Zu Tausenden strömten die Menschen auch am Samstag über die Balkanroute in Richtung Österreich und Deutschland.

(bg/sda)

Machen Sie auch mit! Diese news.ch - Meldung wurde von einer Leserin oder einem Leser kommentiert.
Lesen Sie hier mehr zum Thema
Reta Caspar In der aktuellen Flüchtlingsdebatte ... mehr lesen 20
Moschee in Deutschland (Garmisch Partenkirchen): Wirklich der beste Ort für Integration, Herr de Maizière?
Brüssel - Bei einem Sondergipfel ... mehr lesen 1
Den Haag/Ljubljana - Mehrere EU-Staaten und die Kommission wollen den Schutz ... mehr lesen
Die Regierungschefs von rund einem Dutzend europäischer Staaten beraten in Brüssel, wie das Chaos auf der Flüchtlingsroute beendet werden kann.
Ministerpräsident Mark Rutte, Niederlande: «Man kann nicht Menschen einfach so durch ein Land laufen und jeden nach Deutschland, in die Niederlande oder nach Schweden ziehen lassen.»
Den Haag/Ljubljana - Vor dem ... mehr lesen 1
Genf/Brüssel - Vor dem Sondergipfel zur Flüchtlingskrise am Sonntag ist in ... mehr lesen 1
Ein grosser Flüchtlingsstrom ist in Slowenien unterwegs.
Weitere Artikel im Zusammenhang
Konservative zeigen sich gespalten.
Madrid - Die Europäischen Konservativen haben sich bei einem Treffen in Madrid in der Flüchtlingsfrage gespalten gezeigt. Die deutsche Kanzlerin Merkel und der ungarische ... mehr lesen 1
Bern - Die Lage der Flüchtlinge auf ... mehr lesen
Die Hilfsorganisation Tsüri hilft macht bei der «Open Eyes Balkanroute»-Initiative mit.
Wird...
den Verantwortlichen langsam klar, was da für die nächsten Jahre ansteht?
Das was gerade passiert, ist erst der Anfang. Afghanen, Pakistanis, Bandladeschis, Iraker, Algerier, Sudanesen, Tunesier, Eriträer und Syrer, sie alle wollen weg, am liebsten in ein europäisches Land.
Was hier abgeht ist eine gigantische Facebookparty. Die Menschen sind es leid in Armut und Krieg zu leben. Jetzt ist der Funke übergesprungen und die Menschen haben wieder Hoffnung. Hoffnung auf ein besseres Leben in Europa. Diese Nachricht verbreitet sich wie ein Lauffeuer.
Aber der europäischen Politik ist es egal und sie übt sich in Schweigen. Wahrscheinlich ist das auch gut so. Denn wenn die den Mund hält, dann gibts auch keine Einladungen.
.
Digitaler Strukturwandel  Nach über 16 Jahren hat sich news.ch entschlossen, den Titel in seiner jetzigen Form einzustellen. Damit endet eine Ära medialer Pionierarbeit. mehr lesen 21
Müllvermeidung - ein wichtiges, aktuelles Thema.
Müllvermeidung - ein wichtiges, aktuelles Thema.
Publinews Nachhaltigkeit ist in der heutigen Gesellschaft ein immer wichtigeres Thema. Wir alle haben eine Verantwortung dafür, die Ressourcen unserer Erde schonend zu nutzen und die Umweltbelastungen zu minimieren. Doch was bedeutet es eigentlich, nachhaltig zu leben und wie können wir unseren Alltag nachhaltiger gestalten? mehr lesen  
Gemäss dem Bericht «Survival of the Richest» hat das reichste Prozent der Weltbevölkerung seit Beginn der Corona-Pandemie fast zwei Drittel ... mehr lesen  
Der Oxfam-Bericht zeigt, dass die Vermögen der Milliardäre weltweit täglich um 2,7 Mrd. Dollar gestiegen ist.
Griechenland, Lesbos, 9.September 2020: Flüchtlinge nach dem Feuer im Camp Moria.
Fotografie Ärzte ohne Grenzen und Magnum: 50 Jahre im Einsatz  2021 markierte das 50-jährige Bestehen von Ärzte ohne Grenzen/Médecins Sans Fronitères (MSF). Die Photobastei Zürich nimmt dieses ... mehr lesen  
Publinews Die Gründe, sich ein Haustier zuzulegen, sind vielfältig. So möchten manche Menschen, die Einsamkeit verspüren, sich damit ... mehr lesen  
Man sollte sich ein Haustier nie überstürzt zulegen, auch wenn es noch so niedlich ist.
Titel Forum Teaser
 
Stellenmarkt.ch
Kreditrechner
Wunschkredit in CHF
wetter.ch
Heute Fr Sa
Zürich 12°C 26°C recht sonnigleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig sonnig freundlich
Basel 13°C 27°C recht sonnigleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig freundlich freundlich
St. Gallen 12°C 23°C wolkig, aber kaum Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig recht sonnig recht sonnig
Bern 12°C 25°C recht sonnigleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig freundlich vereinzelte Gewitter
Luzern 13°C 26°C vereinzelte Gewitterleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig vereinzelte Gewitter wolkig, aber kaum Regen
Genf 13°C 27°C recht sonnigleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wolkig, aber kaum Regen wechselnd bewölkt, Regen
Lugano 15°C 25°C vereinzelte Gewitterleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wolkig, aber kaum Regen vereinzelte Gewitter
mehr Wetter von über 8 Millionen Orten