Man kann sich die Schlagzeilen in den italienischen Gazzetten vorstellen. Der arme Giovanni Trapattoni ist schuld. Seine Art des Fussballs ist schuld. In Wirklichkeit sind es die italienischen Diven, die in selbstgenüglicher Weise ein 1:0 über die Zeit schunkeln wollten. Dabei hatten sie nicht mit der Zähigkeit und dem unbändigen Willen des Gegners gerechnet, der nie auch nur eine Sekunde nachgab.
Wahnsinn diese Schlussminuten
Wahnsinn, diese Schlussminuten der regulären Spielzeit. Erst das Tor der Koreaner. Im Gegenzug steht Christian Vieri allein vier Meter vor dem Tor. Eine 100-prozentige Torchance. Kein Problem für einen wie Vieri. Doch der Topskorer zeigt Nerven und haut den Ball in den Naachthimmel. Und auf der anderen Seite hatte italiens Torhüter Buffon seinen grossen Auftritt, als er einen von Cha mittels Fallrückzieher gechossenen Ball abwehrt.
1:1 nach 92 Minuten. Die Südkoreaner wittern ihre Chance. Die Italiener sind verunsichert. Sie haben die Quittung dafür erhalten, den Sack nicht frühzeitg zu gemacht und sich auf die Abwehrstärke verlassen zu haben.
Rot für Totti
Zu allem Ungemach scheinen sich die Fussballgötter auch noch gegen die Italiener verschworen zu haben. Denn der Schiedsrichter zeigt Francesco Totti nach einem Zweikampf im Strafraum der Südkoreaner gelb und dann rot. Die TV-Zeitlupe zeigt, dass der Unparteiische richtig lag. Totti wollte das Spiel mit einer Unsportlichkeit entscheiden. Er produzierte eine eine "Schwalbe". Doch Schiedsrichter Byron Moreno aus Ekuador, der eine souveräne Leistung zeigte, fiel auf Tottis schauspielerische Einlage nicht herein und zeigte dem italienischen Spielmacher den roten Karton.
Jung-Hwan Ahn Golden Goal
Die Italiener haderten wohl noch mit ihrem Schicksal, als das Unheil über sie hineinbrach. Erst profitierte Gattuso von einem Schnitzer seines Gegenspielers. Er lief in der 113. Minute auf das Tor von Lee Won-Jae zu - und schoss darüber. Das wäre die Chance zum Sieg gewesen.
Ganz anders Jung-Hwan Ahn. Er, der in der italienischen Meisterschaft bei Peruggia seine Brötchen verdient, stieg auf eine weite Flanke am höchsten und gab dem Ball mit dem Scheitel die entscheidende Richtungsänderung. Buffon im Tor der Italiener machte sich lang und länger. Doch der Ball fuhr zum Schrecken der Azzuri und zum Jubel der Koreaner in die rechte tiefe Ecke von Buffons Tor.
Südkorea - Italien 2:1 (1:1, 0:1) n.V.
World Cup Stadium, Daejeon/Südkorea. -- 38 588 Zuschauer. -- SR Moreno (Ecu). -- Tore: 18. Vieri 0:1. 88. Seol 1:1. 117. Ahn 2:1 (Golden Goal).
Südkorea: Lee Won-Jae; Choi Jin-Cheul, Hong (83. Cha), Kim Tae-Young (63. Hwang); Song, Kim Nam-Il (69. Lee Chun-Soo), Yoo, Park, Lee Young-Pyo, Ahn; Seol.
Italien: Buffon; Panucci, Iuliano, Maldini; Zambrotta (72. Di Livio), Tommasi, Zanetti, Coco; Totti; Del Piero (61. Gattuso), Vieri.
Bemerkungen: Südkorea komplett. Italien ohne Cannavaro (gesperrt) sowie Nesta und Di Biagio (beide verletzt). 5. Buffon hält Foulpenalty von Ahn. 104. Gelb-Rote Karte gegen Totti wegen Unsportlichkeit ("Schwalbe"). Verwarnungen: 4. Coco (Foul). 17. Kim Tae-Young (Foul). 22. Totti (Foul). 55. Tommasi (Foul). 59. Zanetti (Reklamieren). 80. Song (Foul). 99. Lee Chun-Soo (Foul). 105. Choi Jin-Cheul (Foul).
(ba/sda)