KZ-Äusserungen: Berlusconis Medienimperium versucht Image-Schaden für Italien abzuwiegeln

publiziert: Donnerstag, 3. Jul 2003 / 16:07 Uhr / aktualisiert: Donnerstag, 3. Jul 2003 / 23:04 Uhr

Rom - Nach dem Eklat im Europaparlament ist der Schaden, den sich der italienische Ministerpräsident Silvio Berlusconi selbst zugefügt hat, auch in den Augen der italienischen Öffentlichkeit verheerend. Berlusconis Medienimperium versucht den Imageschaden in Grenzen zu halten, mit durchzogenem Erfolg.

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Selbst oppositionelle Massendemonstrationen mit Millionen Teilnehmern hatten nicht annähernd derart tiefe Kratzer auf Berlusconis Image hinterlassen können.

Die von Berlusconi kontrollierten Medien versuchten zwar krampfhaft, den Regierungschef als Opfer einer gegen ganz Italien gerichteten Provokation darzustellen - doch ganz konnten sie seine Worte nicht aus der Welt schaffen.

Unter einem Foto von US-Präsident George Bush war in "Il Giornale" zu lesen: "US-Präsident gratuliert Berlusconi zu seiner Rede im Europaparlament" - als hätte Bush auch die an den deutschen SPD-Europaabgeordneten Martin Schulz gerichtete "ironische Bemerkung" genossen.

Internationale Angelegenheit

Einen kleinen Teilerfolg konnten die von Berlusconi kontrollierten elektronischen Medien und Printmedien jedoch offenbar verbuchen.

"Ich kann Berlusconi nicht leiden, aber die Vorwürfe des Herrn Schulz sind ungeheuerlich", war im Gespräch mit Römern immer wieder zu hören.

Zudem bekamen viele Italiener den Eindruck, die Affäre sei eine rein italienisch-deutsche Angelegenheit - die schwere Kritik aus anderen EU-Staaten blendeten zumindest die TV-Sender weitgehend aus.

Auch die Opposition ging mit Berlusconi scharf ins Gericht und sah die EU-Ratspräsidentschaft insgesamt in Gefahr.

Sie schien jedoch zugleich bemüht, nicht allzu viel Salz in Berlusconis Wunden zu streuen - offenbar um von Berlusconi nicht als Vaterlandsverräter gebrandmarkt werden zu können.

Berlusconi hat bereits behauptet, Schulz habe ihn auf Anweisung der italienischen Linken kritisiert.

Prodi bleibt leise

So forderte bis auf die Grünen keine Oppositionspartei Berlusconis Rücktritt. Pikanterweise vermied gerade EU-Kommissionspräsident Romano Prodi jede offene Kritik an Berlusconi.

Es gilt in Rom als sicher, dass Prodi bei den nächsten Parlamentswahlen als Spitzenkandidat der Opposition gegen Berlusconi antreten wird.

Die grösste Gefahr droht Berlusconi nach Einschätzung vieler Kommentatoren daher vorerst aus den eigenen Reihen.

Der Haussegen mit den beiden wichtigsten Koalitionspartnern, der Nationalen Allianz (AN) und der christdemokratischen CDU, hängt schon seit Wochen schief.

Berlusconi hatte nach der Schlappe seiner Partei "Forza Italia" und dem gleichzeitigen Stimmenzuwachs für AN und CDU bei den jüngsten Regionalwahlen Forderungen nach einer Regierungsumbildung eine Absage erteilt.

Tritt Fini zurück?

Immer mehr in den Mittelpunkt rückt der Vizepremier und Chef der Nationalen Allianz, Gianfranco Fini.

Er ist schon seit längerem frustriert, als Stellvertreter Berlusconis ohne echte Kompetenzen ein Schattendasein fristen zu müssen.

Schon kursieren Gerüchte, Fini erwäge seinen Rücktritt. Der ehemalige Neofaschist Fini sass während des Eklats in Strassburg neben Berlusconi und raufte sich die Haare, als bei Berlusconi plötzlich alle Sicherungen durchbrannten. Fini forderte auch umgehend eine Entschuldigung Berlusconis.

Warnschuss

Berlusconi muss alles tun, um die AN bei der Stange zu halten - denn ohne sie hätte seine Regierung keine Mehrheit im Parlament mehr.

Einen ersten Warnschuss gab die AN unmittelbar nach dem Strassburger Eklat ab - sie stimmte im Parlament mit der Opposition gegen die von Finanzminister Giulio Tremonti angestrebte Privatisierung staatlicher Immobilien im Milliardenwert.

In Italien sind sich alle zumindest darin einig: Berlusconi kann sich während der EU-Ratspräsidentschaft keine Regierungskrise leisten.

(Giovanni Facchini/dpa)

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