Kann der Schweizer Skistar gerettet werden?

publiziert: Freitag, 14. Okt 2005 / 00:14 Uhr

Vor ein paar Jahren wurde noch davon gesprochen, dass man den Rückstand auf die führende Ski-Nation Österreich verkürzen wolle. Davon ist keine Rede mehr. An der Medienkonferenz von Swiss-Ski in Lausanne dominierten vor der neuen Alpin-Saison leisere Töne.

Der letzte Winter war der schlechteste überhaupt seit Einführung des Weltcups.
Der letzte Winter war der schlechteste überhaupt seit Einführung des Weltcups.
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«Retten Sie den Schweizer Skistar vor dem Aussterben» heisst die neueste Kampagne zugunsten der Nachwuchsförderung, die der Verband vor einigen Tagen lancierte. Die Schweizer Bevölkerung ist aufgerufen, sich finanziell an der Nachwuchsarbeit zu beteiligen.

Der Aufruf verdeutlicht, in welche Schieflage vor der Olympia-Saison mit Torino als Höhepunkt das einstige Flaggschiff des Schweizer Sports geraten ist. Der letzte Winter war der schlechteste überhaupt seit Einführung des Weltcups. Erstmals seit 1966/67 blieben die Schweizer Skirennfahrer ohne einen einzigen Sieg.

Die Männer schafften immerhin acht Podestplätze, doch das Frauen-Team brach komplett ein. Zwei 5. Plätze von Sonja Nef waren die besten Ergebnisse der gesamten Saison. «Diese Situation», so erläuterte der Bündner Swiss-Ski-Präsident Duri Bezzola, «gilt es aufzuarbeiten.»

Noch immer befindet man sich auf der Suche nach einem vierten Sponsor. Nur so könnten auch in Zukunft alle acht Disziplinen unter dem Dach von Swiss-Ski professionell gefördert werden. Der alpine Bereich sei noch immer das Prunkstück, erklärte Leistungssportchef Gian Gilli. «Das wollen wir so beibehalten, hoffentlich auch in Zukunft.»

Kontinuität im Männer-Team

Bei den Männern geht Martin Rufener mit unverändertem Trainerstab in seine zweite Saison. Hans Flatscher (Speed 1), Patrice Morisod (Speed 2) und Sepp Brunner (Technik) heissen wie bisher die verantwortlichen Gruppentrainer.

Härter geworden ist das Selektionsprozedere. Stagnierende Athleten wurden an den Regionalverband zurückgegeben, was einige Rücktritte zur Folge hatte. Sie betrieben Hochleistungssport«, verteidigte Rufener die Massnahmen. Denn gestiegen sind auch die die Kriterien bezüglich einer Olympia-Selektion.

Rufener strahlt aber doch eine gewisse Zuversicht aus: »Letzten Winter fehlten uns zwar an der WM in Bormio die Medaillen und im Weltcup die Siege, aber wir taten einen kleinen Schritt in die richtige Richtung.«

Im August weilte die Equipe im Überseetraining in Argentinien, was Rufener als ein »Muss« bezeichnete. Parallel dazu wurde mit den rekonvaleszenten Fahrern wie Didier Cuche und Jürg Grünenfelder gearbeitet.

Cuche werde nach seinem Kreuzbandriss behutsam wieder aufgebaut. »Doch es geht ihm gut. Die Amerika-Periode wird für ihn zu einem wichtigen Einstieg«, so Rufener, »Jürg Grünenfelder dagegen befindet sich nach seinem Schien- und Wadenbeinbruch von letzter Saison noch etwas in Verzug.«

Inglin: »Wir wollen dorthin, wo es weh tut«

Gewichtige Änderungen gab es im zuletzt so erfolglosen Team der Frauen, in dem Osi Inglin als Cheftrainer Marie-Theres Nadig abgelöst hat. Der Franzose Jean-Philippe Vulliet blieb zuständig für die Speed-Gruppe, mit Fritz Züger (Technik-Gruppe) kehrte dagegen ein weiterer ehemaliger Trainer von Swiss-Ski zum Schweizer Verband zurück.

Die Vorbereitung auf die neue Saison verglich Inglin in bildhaften Worten als eine »verdammt harte Gebirgstour.« So habe er ein Basislager angetroffen, das mehrheitlich zerstört und nicht funktionsfähig gewesen sei. Er kritisierte auch die unbefriedigenden Trainingsstandards. Es gelte, das Leistungsklima auszubauen. Fussballerisch gesprochen erwähnte Inglin, er wolle mit seinen Fahrerinnen vermehrt in den Strafaum, »dorthin, wo es wehtut«.

Auf ein Training in der südlichen Heimsphäre mussten die Frauen verzichten - aus finanziellen Gründen. Dennoch konnten die Trainingsziele grösstenteils umgesetzt werden. Das Positive: Es gab keine neuen Verletzten im ohnehin schon schmalen Kader der Frauen. Aber Wunder sind nicht zu erwarten.

»Viele sagen zwar, nach der letzten Saison könne es nicht mehr schlimmer kommen«, erklärte Inglin. Aber die Realität ist, dass wir beispielsweise im Riesenslalom und im Slalom nur mit zwei Frauen in den ersten 60 der FIS-Liste vertreten sind. Unter diesen Voraussetzungen wird es schwierig. In der neuen Saison gilt das Prinzip der kleinen Schritte.»

Der Nachwuchsbereich wird unverändert und nun schon im sechsten Jahr von Didier Bonvin geleitet. Insgesamt 15 Athletinnen und Athleten aus den Interregionen schafften die Aufnahme ins C-Kader. Podestplätze und Top-10-Klassierungen an den Junioren-WM in Québec (Ka) hat Bonvin als Zielsetzung herausgegeben. Letztes Jahr bildete die Bronzemedaille von Beat Feuz den Höhepunkt.

(bert/Si)

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