Nur 28 Überlebende
Kapitän nach Flüchtlingsdrama in Haft
publiziert: Dienstag, 21. Apr 2015 / 06:19 Uhr / aktualisiert: Dienstag, 21. Apr 2015 / 18:23 Uhr

Catania - Nach dem Unglück im Mittelmeer mit vermutlich 800 Toten sind der Kapitän des Flüchtlingsschiffs und ein Besatzungsmitglied festgenommen worden. Die Küstenwache in Italien ist mittlerweile am Ende ihrer Kräfte, weil der Flüchtlingsstrom nicht abreisst.

8 Meldungen im Zusammenhang
Die Staatsanwaltschaft in der sizilianischen Stadt Catania wirft dem tunesischen Kapitän des gesunkenen Flüchtlingsschiffs mehrfache fahrlässige Tötung, Herbeiführen eines Schiffbruchs und Begünstigung illegaler Einwanderung vor.

Der syrische Seemann muss sich nur wegen letzterem Vorwurf verantworten. Die mutmasslichen Schleuser seien von Überlebenden identifiziert worden, sagte Staatsanwalt Giovanni Salvi in der Nacht zum Dienstag.

Bei dem Unglück am Wochenende vor der libyschen Küste kamen nach neuen Angaben des UNO-Flüchtlingswerks UNHCR etwa 800 Menschen ums Leben oder werden vermisst, darunter viele Flüchtlinge aus Eritrea, Somalia und Syrien.

Die Staatsanwaltschaft erklärte, an Bord seien rund 850 Menschen gewesen. Die italienische Küstenwache hat bisher 24 Leichen geborgen, die in Malta bestattet werden sollten. 28 Menschen überlebten.

Die beiden Festgenommenen sind nach Angaben der italienischen Nachrichtenagentur Ansa 27 und 25 Jahre alt. Sie waren unter den 27 Überlebenden, die mit dem Schiff "Gregoretti" der italienischen Küstenwache am späten Montagabend im Hafen von Catania eintrafen. Dort empfing sie Verkehrsminister Graziano Delrio. Ein verletzter Überlebender aus Bangladesch war schon vorher nach Sizilien gebracht worden.

Viele vermutlich im Laderaum eingesperrt

Wie viele Menschen bei dem wohl schlimmsten Flüchtlingsunglück auf dem Mittelmeer gestorben sind, wird wohl nie endgültig feststehen, da die Suche nach Vermissten bisher ergebnislos blieb und das Boot gesunken ist. Nach Aussagen von Überlebenden waren viele Menschen vermutlich im Laderaum eingesperrt.

Mehrere Faktoren führten laut Staatsanwaltschaft und UNO-Flüchtlingswerk zu dem Unglück: Vermutlich war das Flüchtlingsboot in der Nacht zum Sonntag mit einem portugiesischem Handelsschiff zusammengestossen, das zu dem Zeitpunkt am Unglücksort war. Dem portugiesischen Schiff sei kein Vorwurf zu machen.

Angeblich habe sich der Kapitän des Flüchtlingsbootes verstecken wollen, habe unvorsichtig manövriert und dabei die "King Jacob" gerammt, berichtete UNHCR unter Berufung auf Überlebende. Dann sei Panik ausgebrochen. Die Menschen, die unter Deck waren, hätten nur den Aufprall gespürt und hätten hinausgewollt. Andere auf der Brücke seien sofort ins Wasser gestürzt. Dann habe sich das Schiff immer mehr zur Seite geneigt und sei schliesslich gekentert. Zudem sei das Boot überladen gewesen, so der Staatsanwalt.

"Am Ende unserer Kräfte"

Die italienische Marine und Küstenwache ist wegen der massiven Flüchtlingswelle im Mittelmeer unter Druck. "Wir sind erschöpft, wir sind mit einem wahren Ansturm konfrontiert und am Ende unserer Kräfte", klagte der Kommandant der italienischen Hafenbehörden, Admiral Felicio Angrisano am Dienstag. Täglich seien 2000 Personen auf See und am Festland im Einsatz, um die Flüchtlinge zu versorgen.

Am Dienstag wurden auch in Griechenland zwei mutmassliche Menschenschmuggler festgenommen, wie die Hafenpolizei mitteilte. Die beiden Syrer im Alter von 26 und 27 Jahren gehörten zu 90 Überlebenden eines Unglücks vom Montag vor der Insel Rhodos. Dabei waren drei Menschen ums Leben gekommen, darunter ein Kind.

EU-Sondergipfel am Donnerstag

Die EU-Aussen- und Innenminister hatten bei ihrem Treffen am Montag in Luxemburg einen Zehn-Punkte-Plan der Kommission unterstützt, der unter anderem eine Ausweitung der Seenotrettung und die Zerstörung von Schlepperbooten vorsieht. Der Plan soll auf dem EU-Gipfel am Donnerstag von den Staats- und Regierungschefs beraten werden.

(fest/sda)

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.....die Probleme ganz praktisch und fest auf die Füsse fallen....
So ist es, zombie!
"Egal was wir machen, es ist falsch. Mehr Rettungseinsätze im Mittelmeer bedeuten mehr Seelenverkäufer auf dem Wasser. So wie es jetzt ist ertrinken die Menschen auch.

Die Welt ist nicht aus den Fugen geraten.
Die Welt ist aus den Fugen weil es in der Zeit George W. Bush eine katastrophale Politik gab. Jetzt entwickelt sich diese Katastrophe.

Eine Völkerwanderung ist nicht die Lösung. Ein Umdenken wäre ein erster Schritt. Wie man an der Ukraine sieht sind aber die "Kalten Krieger" wieder im Vormarsch. Es gibt jetzt keine Lösung, selbst zur Schadensbegrenzung fällt mir nicht viel ein."


Ein krasses Beispiel Beispiel für zerstörerischen Handel ist das Freihandelsabkommen der EU mit Afrika, mit unseren subventionierten Hühnerteilen wird in Afrika die dortige Poduktion kaputt gemacht. Warum jetzt noch dazu über TTIP tote Hühner den Atlantik überqueren sollen bleibt mir Schleierhaft.

Die wichtige Botschaft ist aber, entschärft endlich die Waffe "Handel". Handel streng reguliert bringt Wohlstand. Radikaler Handel als Waffe bringt Armut, Gewalt und jede Menge Flüchtlinge"

https://daserste.ndr.de/guentherjauch/forum/Forum-Das-Fluechtlingsdram...

Die gute Kubra hat vor sehr langer Zeit einmal von den vielen jungen Menschen in den islamischen Ländern geschrieben, die eines Tages den Sinn des Lebens suchen werden. Wie wir sehen, besteht der Sinn des Lebens, sich gegenseitig zu massakrieren im Namen des Herrn, nachdem so gewissenlose Agressoren wie Bush, Putin und Sarkosy die staatlichen Strukturen zuerst im Irak und in der Folge auch in Syrien und Libyen kaputtgeschlagen haben, ohne etwas anderes aufzubauen.
Und jetzt stehen die gleichen Populisten aus dem rechten Lager da, und schieben die Schuld an den schlimmen Verhältnissen wie üblich den anderen in die Schuhe. Eine Lösung haben sie natürlich nicht zu bieten, polemisieren ist ja auch viel leichter als Verantwortung zu übernehmen.
Während...
man in Europa beschlossen hat die ankommenden Flüchtlinge aufzunehmen und zu versorgen, beschliessen andere Länder wie z.B. Australien die Grenzen wieder dicht zu machen. Grosse Teile der europäischen Gesellschaften träumen immer noch unbeholfen von einer gerechten Welt. Irgendwann werden einem aber auch hier die Probleme ganz praktisch und fest auf die Füsse fallen. Insbesondere, da kein einziger der angeblichen Flüchtlinge, welcher keine Schule besucht und keine Ausbildung hat, ausserhalb der Sozialsysteme hier ohne vom Steuerzahler finanzierteTransferleistungen überleben könnte.
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