Weltflüchtlingstag 2015

Katastrophe: 200'000 Tote, 14 Millionen Flüchtlinge

publiziert: Freitag, 19. Jun 2015 / 17:24 Uhr
So wie dieses Mädchen wurden schon über 4 Millionen Syrer aufgrund des Bürgerkriegs aus ihrem Land vertrieben.
So wie dieses Mädchen wurden schon über 4 Millionen Syrer aufgrund des Bürgerkriegs aus ihrem Land vertrieben.

So ähnlich würde der Titel lauten, wenn die Syrienkrise kein Krieg, sondern eine Naturkatastrophe wäre. Suzy Sainovski weiss, wie schwierig es ist, Gehör zu finden.

9 Meldungen im Zusammenhang
Weiterführende Links zur Meldung:

Wetlflüchtlingstag 2015
offizielle Seite des Hochkommissariats für Flüchtlingeder Vereinten Nationen (UNHCR) zum Weltflüchtlingstag
unhcr.de

Sollte heute eine Katastrophe passieren, die tausende Menschenleben fordert, bei der Häuser und Schulen zusammenstürzen, Kinder von ihren Eltern getrennt werden und 14 Millionen Menschen ihr Zuhause verlassen müssen - die Welt würde aufstehen und dem Vorfall Beachtung schenken. Die Menschen würden die Schlagzeilen in den Medien lesen und sie würden grosszügig für die Betroffenen spenden.

Aber in der Syrienkrise geschieht dies nicht - zumindest nicht in dem Ausmass, das nötig ist. Und es ist offensichtlich, warum nicht: Die Syrienkrise ist menschengemacht. Es ist eine Tatsache, dass für Kriege weniger gespendet wird als zum Beispiel für Naturkatastrophen.

Der Bürgerkrieg in Syrien dauert nun bereits seit über vier Jahren an. Bis heute, dem Weltflüchtlingstag am 20. Juni 2015, wurden über 4 Millionen Syrer aus ihrem Heimatland vertrieben - das entspricht der Einwohnerschaft von ganz Los Angeles. Und sie wissen nicht, ob und wann sie jemals wieder jenes Leben führen können, das sie zurückgelassen haben.

1'000 Nächte nicht daheim

Stellen Sie sich Folgendes vor: Sie sind ein syrisches Kind, das im August 2012 geflohen ist. Sie haben nun über 1'000 Nächte in einem fremden Bett geschlafen, über 1'000 Nachmittage nicht mit ihrem besten Freund gespielt, sie waren über 1'000 Tage ohne ihr geliebtes Plüschtier. Und Sie fragen sich, ob Sie jemals zurückkehren können, ob sie jemals wieder mit ihren Spielsachen spielen können, ob Sie ihre Nachbarn, Fernsehsendungen oder nur schon die Vögel, die im Garten des Hauses zwitscherten, jemals wieder sehen würden.

Und stellen Sie sich nun vor, Sie sind die Mutter oder der Vater dieses Kindes. 1'000 Tage lang wissen Sie nicht, wie Sie ihr Kind schützen können, wie Sie es ernähren können und fragen sich, wann Sie alle zusammen endlich nach Hause gehen können.

Die Herausforderung für die Kommunikations-Fachleute vor Ort wie mich ist es jetzt, neues Licht auf die ganze Sache zu werfen. Dies ist jedoch nicht einfach. Die Welt ist müde, von diesem endlosen Leid zu hören. Wir alle haben diese Geschichten schon so oft gehört: Familien, die ihre Liebsten verloren haben; Menschen, die vor den Kämpfen fliehen mussten und um ihr Leben rannten; Flüchtlinge, die in behelfsmässigen Unterkünften leben müssen; Schüler, die Jahre ihrer Bildung verlieren; Kinder, die arbeiten oder sogar heiraten müssen, um ihren Familien beim Überleben zu helfen.

Aber leidet denn ein Kind weniger, weil seine Schmerzen von einem Krieg verursacht wurden und nicht von einer Naturkatastrophe? Hat es darum weniger kalt, weniger Hunger oder weniger Angst?

Kürzlich hat ein syrischer Junge Folgendes: «Können Sie uns im TV bringen? Können Sie allen unsere Geschichte erzählen? Vielleicht wird uns die Welt dann helfen.» Wir versuchen es, mein lieber Junge. Wir versuchen es wirklich.

World Vision ist in Jordanien, im Nordirak, im Libanon und in Syrien aktiv. Mit seiner Not- und Katastrophenhilfe hat das Kinderhilfswerk bisher rund 2 Millionen Betroffene der Syrienkrise mit Lebensmitteln, Wasser, Hygiene- und Gesundheitsartikeln, Kinderschutzzonen und Förderunterricht unterstützt. Weltweit sind fast 60 Millionen Menschen auf der Flucht. Das ist die höchste Zahl, die jemals vom Hochkommissar der Vereinten Nationen für Flüchtlinge, UNHCR verzeichnet wurde.

(sk/World Vision)

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