Kein Heimspiel für den Papst - Scharfe Kritik beim Spanienbesuch

publiziert: Montag, 10. Jul 2006 / 11:49 Uhr / aktualisiert: Montag, 10. Jul 2006 / 12:06 Uhr

Valencia - Schon eigenartig. Vier Wochen lang hat der Papst zu dem Ereignis, das die ganze Welt bewegte, beharrlich geschwiegen. Selbst am Tag des grossen Endspiels kein Wort zum Thema Fussball, selbst nicht im fussballverrückten Spanien.

Papst Benedikt XVI hat sein Thema gefunden: Familie.
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Hunderttausende Menschen kamen am Sonntag in Valencia zur Messe Benedikt XVI. Kein Zweifel: Sein medienbewusster Vorgänger Johannes Paul II. hätte den Ball mit Genuss aufgenommen, ein paar Bemerkungen zu Sport, WM und friedlichem Wettstreit der Völker gemacht - und die Gläubigen wären entzückt gewesen.

Kein Heimspiel

Doch der deutsche Papst blieb ernst. Dabei hätten ein paar Bemerkungen zur Auflockerung gut getan: Spanien war kein Heimspiel für Benedikt. Zu keiner anderen europäischen Regierung hat der Vatikan derzeit so angespannte Beziehungen.

Was ist los im einst so glaubenstreuen Spanien? Selbst während des Besuchs verzichteten spanischen Medien nicht auf Angriffe: «Nach 30 Jahren Demokratie sind viele Bischöfe immer noch allergisch gegen eine religiöse Vielfalt und wollen nicht einsehen, dass nicht alle Bürger gläubig oder katholisch sind und dass eine grosse Mehrheit tolerant gegenüber anderen Familienmodellen ist», schrieb etwa die linksliberale Tageszeitung «El País».

Verteidigung traditioneller Werte

Doch wenn es um «andere Familienmodelle» geht, um die gesetzliche Verankerung der Homo-Ehe (wie in Spanien), um die Möglichkeit der «Blitz-Scheidung (in Spanien jetzt innerhalb von drei Monaten) - dann kennt der Kirchenführer keine Pardon.

Für ihn geht es »um die Natur von Mann und Frau«, es geht um den »Plan Gottes« - und es geht um die »Grundlagen der Kirche«. Gut ein Jahr nach Amtsantritt hat Benedikt endgültig sein Thema gefunden. Ein »Thema der Zukunft«, wie es viele im Vatikan sehen.

»Viele Regierungen haben die Brisanz des Themas Familie erst in Ansätzen erkannt«, meinte unlängst ein Insider im Kirchenstaat mit Blick auf sinkende Geburtenraten, Auflösung der Dauer-Familie und den damit verbundenen ökonomischen und sozialen »Folgekosten«. Die langfristige Sprengkraft des Themas ist in der Tat nur schwer abzuschätzen.

Pfeifkonzert für Zapatero

Aber auch für den Sozialisten José Luis Rodríguez Zapatero war der Besuch nicht unproblematisch: Als der spanische Ministerpräsident vor dem Bischofspalast in Valencia zum Treffen mit Benedikt vorfuhr, empfingen ihn Gläubige mit einem Pfeifkonzert.

Heftige Kritik der Opposition musste Zapatero hinnehmen, weil er am Sonntag nicht zur Papstmesse erschien. »Kaum zu glauben, unmöglich«, meinte ein Sprecher der konservativen Regionalregierung Valencias.

Nebensache Fussball

Polemisch äusserte sich auch der spanische Verband der Homosexuellen: »Wenn die Kirche das Präservativ zum Schutz gegen Aids zugelassen hätte, wären heute nicht Millionen Kinder verwaist.«

Die Stimmung beim Papstbesuch in Spanien war aufgeheizt - eine lockere Bemerkung über die »Nebensache« Fussball hätte sie sicher aufheitern können. Doch das wollte der Papst wohl nicht.

(Peer Meinert und Jörg Vogelsänger, dpa/sda)

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