Kein klarer Favorit in Cannes

publiziert: Samstag, 27. Mai 2006 / 16:47 Uhr

Wetten über den Gewinner der Goldenen Palme von Cannes will diesmal niemand abschliessen. Es fehlte das ganz grosse Werk.

Alomodovar mit Penelope Cruz, dem Star aus seinem neuesten Film «Volver».
Alomodovar mit Penelope Cruz, dem Star aus seinem neuesten Film «Volver».
SHOPPINGShopping
Marie AntoinetteMarie Antoinette
Ob der Frauenversteher Pedro Almodóvar, der Welterklärer Alejandro González Inárritu oder die Stil-Königin Sofia Coppola: Nach Kritikerumfragen vor der Abschlussgala können sie sich am Sonntagabend alle Hoffnung auf den glänzenden Palmenzweig machen.

Der Spanier Almodóvar ist mit «Volver» und einer bezaubernden Penelope Cruz als Star zum «König der Herzen» an der Croisette geworden. Emotionen und intellektuellen Anspruch verbindet der Mexikaner Inárritu in «Babel» zu einem grossen Werk über Kommunikation und Vorurteile.

Und Coppola spaltete mit ihrem verschwenderisch ausgestatteten Glam-Rock-Porträt der französischen Königin «Marie Antoinette» das Publikum. Aber schon ihr Mut, sich mit lockerem Blick an eine Symbolfigur der französischen Geschichte zu wagen, könnte von der Jury unter dem Vorsitz des chinesischen Regisseurs Wong Kar-Wai belohnt werden.

Auch weitere Beiträge wie das französische Männerdrama «Selon Charlie» von Nicole Garcia, Bruno Dumonts karger «Flandres», ebenfalls aus Frankreich, der epische «Summer Palace» von Lou Ye aus China oder der hochgelobte britische «Red Road» von Andrea Arnold, der einzige Erstling im Wettbewerb, haben gute Gewinnchancen.

Politik und Geschichte

Neben der schwierigen menschlichen Kommunikation waren Politik und Geschichte die dominierenden Themen im Wettbewerb. Künstlerisch gab es dabei allerdings weniger zu entdecken als inhaltlich. Dass viele Nordafrikaner aus den französischen Kolonialgebieten im Zweiten Weltkrieg für Frankreich in den Krieg zogen und das Elsass befreiten, fehlt in den Geschichtsbüchern. Der Franko-Algerier Rachid Bouchareb brachte diese historische Tatsache in seinem konventionell inszenierten Kriegsdrama «Indigènes» nun auf die Leinwand.

Eine entscheidende Phase im Konflikt um Irland inszeniert der Brite Ken Loach als tragischen Bruderzwist in «The Wind that Shakes the Barley». Und Familienleben und Politik in der Berlusconi-Ära verbindet der Italiener Nanni Moretti in «Il Caimano» miteinander.

Der US-Allround-Regisseur Richard Linklater schliesslich prangert in «Fast Food Nation» das gewissenlose Ausbeutungssystem von US- Hamburger-Konzernen an.

Ohne Brad Pitt

Und die beiden letzten Filme im Wettbewerb, «El laberinto del fauno» von Guillermo del Toro und «Crónica de una fuga» von Israel Adrian Caetano, kreisen um die früheren Diktaturen in Argentinien und Spanien. Es wäre nicht das erste Mal, dass sich das Festival den Siegerfilm bis ganz zum Schluss aufhebt.

Zu den Enttäuschungen von Cannes gehört der Finne Aki Kaurismäki, der in «Lights in the Dusk» nur einen uninspirierten Abglanz früherer Kult-Dramen zeigte. Und bloss Ärger und Fluchtreflexe rief der 31 Jahre junge US-Amerikaner Richard Kelly mit seinen selbstverliebt-chaotischen «Southland Tales» hervor.

Was dem Festival ein Jahr vor seinem 60. Geburtstag fehlte, war nicht nur der Superstar Brad Pitt, der sich wegen seiner anstehenden Vaterpflichten entschuldigte. Es mangelte dem Anlass auch an einem kräftigen Schuss Würze durch Provokation.

In früheren Selektionen haben Filmemacher vom Schlage eines Lars von Trier oder Michael Moore mit kontroversen Ansichten die Gespräche rund ums Palais unter Feuer gesetzt. Cannes 2006 hingegen pflegte bloss den gut gemeinten politischen Konsens.

(bsk/news.ch)

Marie Antoinette

Produkte passend zum Thema
Kostueme - Sexy
GEIST VON MARIE ANTOINETTE KOSTÜM - Kostueme - Sexy
Schönes Marie Antoinette Kostüm bestehend aus: - Oberteil - Rock - Ar ...
85.-
DVD - Drama
MARIE ANTOINETTE - DVD - Drama
Regisseur: Sofia Coppola - Actors: Kirsten Dunst, Marianne Faithful, S ...
31.-
Nach weiteren Produkten zu "Marie Antoinette" suchen
.
Digitaler Strukturwandel  Nach über 16 Jahren hat sich news.ch entschlossen, den Titel in seiner jetzigen Form einzustellen. Damit endet eine Ära medialer Pionierarbeit. mehr lesen 21
Uriel Orlow wurde dreimal mit einem Schweizer Kunstpreis ausgezeichnet.
Uriel Orlow wurde dreimal mit einem Schweizer Kunstpreis ...
Schweizer Grand Prix Kunst / Prix Meret Oppenheim 2023  Bern - Auf Empfehlung der Eidgenössischen Kunstkommission zeichnet das Bundesamt für Kultur (BAK) in diesem Jahr Uriel Orlow, die Initiative Parity Group und Stanislaus von Moos mit dem Schweizer Grand Prix Kunst / Prix Meret Oppenheim aus. Die Preisverleihung findet am 12. Juni 2023 im Rahmen der Ausstellung «Swiss Art Awards» in Basel statt. mehr lesen 
Kino Die Nominierten für den Schweizer Filmpreis 2023 wurden heute im Rahmen der Nacht der Nominationen in Solothurn bekannt gegeben. Die ... mehr lesen  
Schweizer Filmpreis 2023: Die Nominierten.
Alpine Bauten aus der Schweiz gewinnen zwei Hauptpreise bei Architekturwettbewerb  Die Schweiz und Liechtenstein haben am 16. September 2022 zum sechsten Mal den Architekturpreis «Constructive Alps» für nachhaltiges Sanieren und Bauen in den ... mehr lesen
Den ersten Preis gewann der Neubau des Schulhauses Feld.
Titel Forum Teaser
 
Stellenmarkt.ch
Kreditrechner
Wunschkredit in CHF
wetter.ch
Heute Mo Di
Zürich 6°C 12°C bedeckt, wenig Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wolkig, aber kaum Regen freundlich
Basel 8°C 13°C wechselnd bewölkt, Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wolkig, aber kaum Regen freundlich
St. Gallen 5°C 10°C wechselnd bewölkt, Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig starker Schneeregen wolkig, wenig Schnee
Bern 6°C 12°C trüb und nassleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt, Regen freundlich
Luzern 6°C 12°C wechselnd bewölkt, Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt, Regen freundlich
Genf 8°C 12°C trüb und nassleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wolkig, aber kaum Regen freundlich
Lugano 9°C 15°C wolkig, aber kaum Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig sonnig sonnig
mehr Wetter von über 8 Millionen Orten