Keine Drehscheibe mehr für illegalen Kulturgütertransfer

publiziert: Sonntag, 18. Dez 2005 / 10:04 Uhr

Zürich - Das Kulturgütertransfergesetz (KGTG) ist gut sechs Monate alt. Es trage erste Früchte, sagt das Bundesamt für Kultur (BAK).

Die Antiquitäten-Sammler sind bezüglich der Provenienz sensibler geworden.
Die Antiquitäten-Sammler sind bezüglich der Provenienz sensibler geworden.
Für den Kunsthandel rennt es offene Türen ein, wie eine Umfrage des Schweizer Feuilleton-Dienstes zeigt.

Zwar sei es für eine abschliessende Beurteilung noch zu früh, sagt Andrea Raschèr, Leiter Recht und Internationales beim BAK. Fest stehe aber bereits, dass das Gesetz «die betroffenen Kreise» sensibilisiere, zudem bei der Ein- und Ausfuhr von Kulturgütern und bei deren Einweisung in Zollfreilager für Transparenz sorge.

Schweiz mit «seriösem Touch»

Raschèr unterstreicht die präventive Bedeutung der im Gesetz verankerten Sorgfaltspflichten, die ab dem neuen Jahr von der Fachstelle des BAK kontrolliert werden können. «Alle Anzeichen deuten darauf hin, dass sich die Händler und Auktionshäuser ernsthaft um die Einhaltung dieser Pflichten bemühen.»

Seit Einführung des Gesetzes am 1. Juni 2005 kontrollieren die Zollbehörden den Kulturgütertransfer an den Grenzen. Dank dem KGTG habe sich das Image der Schweiz im Ausland stark verbessert, sagt Raschèr. «Die Anschuldigung, die Schweiz fungiere als Drehscheibe für den illegalen Kulturgütertransfer, ist nicht mehr zu hören.»

Der Kunsthandelsplatz Schweiz - mit einer Milliarde Franken Umsatz markiert er nach den USA, nach Grossbritannien, Frankreich und Deutschland den 5. Rang - habe neu «einen seriösen Touch», unterstreicht auch Lorenz Homberger, stellvertretender Direktor am Museum Rietberg in Zürich.

Der Handel und die Museen würden vermehrt mit Rückfragen konfrontiert. Das motiviere, die Herkunft der Objekte transparent zu machen. Der mit dem Gesetz einhergehende administrative Mehraufwand im musealen Leihverkehr sei zu verkraften, findet Homberger.

«Sinnlose Bürokratie»

Gelassen, wenn auch ohne Begeisterung gibt sich der Kunsthandel. Das Gesetz renne offene Türen ein, weil «der seriöse Kunsthandel» die Sorgfaltspflichten schon immer eingehalten habe, sagt Cyrill Koller vom Auktionshaus Koller in Zürich.

Etwas harscher reagiert Walter Feilchenfeldt, Präsident des Kunsthandelsverbandes der Schweiz: «Wir sind befremdet, dass uns das BAK unlautere Machenschaften unterschiebt.» Seit der Einführung des Gesetzes seien die Händler «zu sinnloser Bürokratie» gezwungen. «Das ist reine Schikane.»

Sinnvoll - so Koller - sei das Gesetz allenfalls für den Antikenhandel, «weil hier tatsächlich unsaubere Geschäfte vorkommen». Auch Jacqueline Aden, Präsidentin des Verbandes schweizerischer Antiquare und Kunsthändler, ortet «die schwarzen Schafe» im Antikenhandel. Dank der abschreckenden Wirkung des Gesetzes würden sie nun isoliert. Das sei positiv.

Sorgfalt bringt höhere Preise

Dass die Sammler seit dem 1. Juni bezüglich der Provenienz sensibler geworden seien, bestätigt der Kunst- und Antikenhändler Robert R. Bigler, Mitorganisator der diesjährigen «Basel Ancient Art Fair». An der Messe habe er «eine kleine Zunahme der Rückfragen» festgestellt.

Dafür seien Objekte mit guter Provenienz im Preis gestiegen. Das Gesetz bedeute zwar mehr administrativen Aufwand, dafür verliere der Kunsthandelsplatz Schweiz sein schlechtes Image. Das diene auch dem «seriösen Antikenhandel», ist Bigler überzeugt.

Neue Strategie

Eine neue Strategie des Antikenhandels beobachtet auch die Archäologin Cornelia Isler-Kerényi von der Schweizerischen Unesco-Kommission. An Messen «scheint die Strategie nicht mehr zu sein, junge Sammler anzulocken, sondern das Sammeln von Antiken, entsprechend den höheren Preisen von Objekten mit klarer Herkunftsbezeichnung, als etwas Elitäres und Exklusives zu präsentieren».

Der Handel ziele offenbar «nicht mehr auf eine Vergrösserung des Marktes», was der illegalen Gräberei entgegenwirke. «Also scheint das KGTG doch eine gewisse Trendwende zu bewirken», vermutet Isler-Kerényi. Sie hoffe, dass sich «undurchsichtige Geschäfte auf die Länge als kaum lohnend erweisen und allmählich einschlafen».

(Karl Wüst/sfd/sda)

.
Digitaler Strukturwandel  Nach über 16 Jahren hat sich news.ch entschlossen, den Titel in seiner jetzigen Form einzustellen. Damit endet eine Ära medialer Pionierarbeit. mehr lesen 22
Christian Ludwig Attersee in der Galerie Gmurzynska
Christian Ludwig Attersee in der Galerie Gmurzynska
Galerien Vom 14.03. bis zum 31.05.2024  Die renommierte Galerie Gmurzynska in Zürich kündigt eine umfassende Einzelausstellung des berühmten österreichischen Künstlers Christian Ludwig Attersee an. Die Ausstellung mit dem Titel «Schön wie seine Bilder» präsentiert eine Auswahl seiner Werke von den 1960er Jahren bis hin zu seinen neuesten, genreübergreifenden Gemälden. mehr lesen  
18 Mio. Dollar erwartet  Ein bisher unbenanntes Gemälde von Andy Warhol und Jean-Michel Basquiat aus dem Jahr 1984 wird im ... mehr lesen  
BASQUIAT X WARHOL, «Untitled» (1984).
Christie's London veranstaltet am 7. März 2024 seine Abendauktion des 20. und 21. Jahrhunderts mit Hauptwerken einiger der bedeutendsten ... mehr lesen  
Lucian Freud (1922-2011), «Kai», Öl auf Leinwand, 1991-1992, soll 4-6 Mio. Pfund einbringen.
Titel Forum Teaser
  • Pacino aus Brittnau 731
    Und noch ein Pionier . . . . . . ach hätten wir doch bloss für jeden hundertsten Juristen einen ... Fr, 24.06.16 09:54
  • jorian aus Dulliken 1754
    SRG: Eishockey & und der ESC Wer am Leutschenbach nicht gehorcht, muss den ESC oder die Eishockey WM ... Fr, 13.05.16 05:44
  • zombie1969 aus Frauenfeld 3945
    Die... Entscheidung von A. Merkel ist völlig richtig: -Sie ist juristisch ... So, 17.04.16 14:13
  • zombie1969 aus Frauenfeld 3945
    Komiker... Böhmermann wird vermurlich, damit die Türkei-Deal-Marionetten in Berlin ... Di, 12.04.16 13:37
  • Bogoljubow aus Zug 350
    Sind Sie sicher dass es nicht Erdowann oder gar Erdowahn heisst? So, 03.04.16 10:47
  • HeinrichFrei aus Zürich 431
    Zürich: von «Dada» zu «Gaga» Die «Dada» Veranstaltungen in Zürich zeigen, dass «Dada» heute eher zu ... Mo, 15.02.16 22:51
  • Midas aus Dubai 3810
    Finde den Unterschied Ah ja, wieder der böse Kapitalismus. Wie gesagt, haben Sie ein besseres ... Mo, 01.02.16 02:48
  • Kassandra aus Frauenfeld 1781
    Schöner kann man's nicht erklären «Es handelt sich hier um ausserordentlich sensible Figuren. Da ist zum ... So, 31.01.16 16:48
art-tv.ch Gotthard. Ab durch den Berg Das Forum Schweizer Geschichte in Schwyz zeigt die Tunnelbauten ...
Niconé.
Felix Steinbild
news.ch hört sich jede Woche für Sie die interessantesten neuen CDs an und stellt sie Ihnen hier ausführlich vor.
 
Stellenmarkt.ch
Kreditrechner
Wunschkredit in CHF
wetter.ch
Heute Mi Do
Zürich 4°C 11°C trüb und nassleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig trüb und nass wechselnd bewölkt, Regen
Basel 5°C 11°C wechselnd bewölkt, Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt, Regen wechselnd bewölkt, Regen
St. Gallen 2°C 9°C wechselnd bewölkt, Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig trüb und nass starker Schneeregen
Bern 4°C 10°C wechselnd bewölkt, Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt, Regen starker Schneeregen
Luzern 6°C 11°C wechselnd bewölkt, Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig trüb und nass wechselnd bewölkt, Regen
Genf 8°C 11°C wolkig, aber kaum Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wolkig, aber kaum Regen wolkig, aber kaum Regen
Lugano 13°C 19°C sonnigleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig recht sonnig wechselnd bewölkt
mehr Wetter von über 8 Millionen Orten