Keine Pflicht zur Umwandlung von wilden Ski-Pisten

Die damals Siebzehnjährige war im Januar 1995 vom Skigebiet Motta Naluns in Richtung Scuol gefahren. Zusammen mit anderen verliess sie die offizielle Piste Derby und fuhr eine wilde Abfahrt hinunter. Nach einigen Schwüngen stürzte sie und schlug mit dem Kopf auf einem schneebedeckten Stein auf.

Dabei erlitt sie einen Halswirbelbruch, der zu einer vollständigen Lähmung führte. Sie verklagte das Bergbahnunternehmen in der Folge zur Zahlung von mindestens 150 000 Franken Genugtuung. Die Bünder Justiz wies ihre Klage jedoch ab, was nun auf Berufung vom Bundesgericht bestätigt wurde.

Die Frau hatte argumentiert, der Unfall habe sich zwar neben der offiziellen, indessen auf einer faktischen Piste ereignet. Das Bahnunternehmen wäre verpflichtet gewesen, diese faktische Piste in ihr Pistensystem aufzunehmen und den grossen Stein zu beseitigen.

Das Bundesgericht verwarf diese Sicht der Dinge. Wilde Pisten - also Abfahrten, die im freien Gelände durch häufiges Befahren geschaffen worden sind - müssten von Skilift- oder Bergbahnunternehmen nicht in offizielle, gesicherte Piste umgewandelt werden, hielt es fest.

Die Betreiber seien lediglich verpflichtet, im Bereich von abzweigenden wilden Abfahrten mit einer ausdrücklichen Warntafel oder Wimpelschnur das Ausscheren in eine nicht gesicherte Strecke mit besonders grossen oder atypischen Gefahren zu verhindern.

Im konkreten Fall habe der schneebedeckte Stein keine solche atypische Gefahr dargestellt. Vielmehr sei in Berggebieten überall mit Steinen zu rechnen. Die Bahnbetreiberin sei damit auch nicht verpflichtet gewesen, Sicherheitsmassnahmen zu ergreifen.

(fest/sda)