Komplimente, nein danke

publiziert: Montag, 4. Apr 2016 / 21:37 Uhr
Mit wenig Aufwand viel Freude bereiten.
Mit wenig Aufwand viel Freude bereiten.

Die meisten Menschen können nicht mit Komplimenten umgehen - weder im Geben, im Nehmen noch in der Häufigkeit.

Im Grunde sind Komplimente meist nichts weiter als nette Beleidigungen. Sie mögen zwar gut gemeint sein, haben aber einen fiesen Unterton. «Gut siehst du aus!» heisst ja auch «ich bin überrascht, dass du doch nicht so schlimm aussiehst wie ich dich in Erinnerung hatte». Ein «hoppla, hast du abgenommen» bedeutet nichts anderes als «läck, was warst du vorher fett.» Die nette Floskel «schön angezogen heute» meint eigentlich «sonst siehst du aus wie ein Kartoffelsack».

Natürlich gibt es auch Komplimente, die keinen faden Nachgeschmack haben. Zum Beispiel «mmhh, feines Essen» oder so. Die beste Art auf ein solches Kompliment zu reagieren  wäre einfach nur «Danke» zu sagen. Gar nicht so einfach. Ich kann es jedenfalls nicht und reagiere auf Lob wie ein schüchternes Mädchen. Ich werde rot, stammle Rechtfertigungen und gebe unsinnige Komplimente wie «du aber auch» zurück.

Verkäufer und Betrüger wissen, wie entwaffnend Komplimente sind und ihre Opfer wehrlos machen. So wie man mit Speck Mäuse fängt, angelt man Kunden mit Komplimenten. Dienstleister wie Juweliere, Hoteliers oder Boutiquen-Verkäuferinnen geizen nicht, ihren Kunden Honig ums Maul zu schmieren, um ihnen das Geld aus der Tasche zu ziehen. «Fishing with Compliments» könnte man diese Technik nennen; in Anlehnung an den Ausdruck «Fishing for Compliments». Beides sind Fallen, in die man nicht treten sollte. «Findest du, ich habe abgenommen?» ist nämlich keine echte Frage sondern eine rhetorische.

Auf solchen Unsinn lasse ich mich nicht ein, weil ich kein Komplimente-Automat bin und verweise auf das Spieglein-Spieglein an der Wand. Ebenso sprachlos macht es mich, wenn jemand sich selbst ein Kompliment macht. Zum Beispiel: «Ich habe gute Gene.» - Oder: «Ich kann alles essen ohne zuzunehmen.» Wie soll man darauf reagieren? Ein T-Shirt drucken?

Eigenlob stinkt ebenso wie ein zu vulgär formuliertes Kompliment. Wenn ein Bauarbeiter einer attraktiven Frau nachpfeift, empfindet sie das wohl eher als Belästigung. Umgekehrt hätte der Bauarbeiter aber bestimmt grosse Freude, wenn ihm eine attraktive Frau nachpfeifen würde.

Fazit: Wir müssen lernen, mit Komplimenten richtig umzugehen. Am besten, in dem wir spontan jeden Tag anderen zehn Komplimente machen.

(Jürg Zentner/news.ch)

.
Digitaler Strukturwandel  Nach über 16 Jahren hat sich news.ch entschlossen, den Titel in seiner jetzigen Form einzustellen. Damit endet eine Ära medialer Pionierarbeit. mehr lesen 
Erstaunliche Pfingstrose.
Erstaunliche Pfingstrose.
Das Leben ist zu kurz für lange Kolumnen. So stapeln sich bei mir Ideen für Texte, die ich wohl nie schreiben werde: mehr lesen 
Nichts geht über einen ausgedehnten Spaziergang. Auf dem ältesten Fortbewegungsmittel der Menschheit - den Beinen - wird die Welt zu einer besseren. mehr lesen  
Wieder mal ist das Leben voller Fragen; 20 an der Zahl. Bei Nr. 12 musste ich weinen. mehr lesen
Auch eine Art Frage-Zeichen.
Neulich erreichte mich der Ruf des Kirchgangs. Und wie immer fühlte ich mich dabei so schrecklich wie Luzifer persönlich. mehr lesen  
Typisch Schweiz Der Bernina Express Natürlich gibt es schnellere Bahnverbindungen in den Süden, aber wohl ...
Die Brautkleidsuche in der Schweiz ist ein besonderes Erlebnis, das mit viel Freude und Aufregung verbunden ist.
Shopping Brautmoden Boutiquen in der Schweiz: Ein Streifzug durch die Welt der Träume Die Suche nach dem perfekten Brautkleid ist für viele angehende Bräute ein unvergessliches Erlebnis, erfüllt von Vorfreude ...
Erstaunliche Pfingstrose.
Jürg Zentner gegen den Rest der Welt.
Jürg Zentner
Frauenrechtlerin Ada Wright in London, 1910: Alles könnte anders sein, aber nichts ändert sich.
Regula Stämpfli seziert jeden Mittwoch das politische und gesell- schaftliche Geschehen.
Regula Stämpfli
«Hier hätte ich noch eine Resistenz - gern geschehen!» Schematische Darstellung, wie ein Bakerium einen Plasmidring weiter gibt.
Patrik Etschmayers exklusive Kolumne mit bissiger Note.
Patrik Etschmayers
Obama in Hanoi mit der Präsidentin der Nationalversammlung, Nguyen Thi Kim Ngan auf einer Besichtigungstour: Willkommenes Gegengewicht zu China.
Peter Achten zu aktuellen Geschehnissen in China und Ostasien.
Peter Achten
Recep Tayyp Erdogan: Liefert Anstoss, Strafgesetzbücher zu entschlacken.
Skeptischer Blick auf organisierte und nicht organisierte Mythen.
Freidenker
 
Stellenmarkt.ch
Kreditrechner
Wunschkredit in CHF
wetter.ch
Heute Do Fr
Zürich 10°C 19°C wechselnd bewölktleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wolkig, aber kaum Regen wolkig, aber kaum Regen
Basel 11°C 18°C wechselnd bewölktleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wolkig, aber kaum Regen wolkig, aber kaum Regen
St. Gallen 8°C 19°C freundlichleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt, Regen wolkig, aber kaum Regen
Bern 8°C 17°C wolkig, aber kaum Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt, Regen wolkig, aber kaum Regen
Luzern 9°C 19°C wechselnd bewölktleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt, Regen wolkig, aber kaum Regen
Genf 9°C 20°C wolkig, aber kaum Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wolkig, aber kaum Regen recht sonnig
Lugano 11°C 17°C wechselnd bewölkt, Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt, Regen recht sonnig
mehr Wetter von über 8 Millionen Orten