Kompromiss gesucht: Libanon vor neuem Bürgerkrieg

publiziert: Samstag, 27. Jan 2007 / 10:06 Uhr / aktualisiert: Samstag, 27. Jan 2007 / 10:28 Uhr

Beirut - Ohne einen Gesicht wahrenden Kompromiss zwischen der vom Westen unterstützten Regierung und der pro-syrischen Opposition droht dem Libanon ein neuer Bürgerkrieg. Doch wie eine Einigung aussehen kann, weiss niemand so genau.

Die Hisbollah hat geschworen, ihre Waffen nur gegen Israel zu richten.
Die Hisbollah hat geschworen, ihre Waffen nur gegen Israel zu richten.
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Einen Vorgeschmack auf das, was ihrem Land bevorstehen könnte, erlebten die Libanesen in dieser Woche: Bei Auseinandersetzungen zwischen Sunniten und Schiiten kamen 7 Menschen ums Leben und wurden fast 400 verletzt.

Hisbollah-Chef Sajjed Hassan Nasrallah und sein sunnitsicher Rivale Saad al-Hariri riefen ihre Anhänger daher zur Mässigung auf. «Wir haben den Siedepunkt erreicht, und die politischen Führer wissen das», beschreibt Ussama Safa vom Zentrum für politische Studien die kritische Lage.

Ein «sichtlich erschrockener» Nasrallah werde von weiterer Eskalation absehen. Als einzige Partei hat die Hisbollah nach dem Bürgerkrieg von 1975 bis 1990 ihre Waffen nicht abgegeben. Sie ist stark genug, die reguläre libanesische Armee und andere gegnerische Gruppen an die Wand zu drücken.

Waffen nur gegen Israel

Andererseits hat die Hisbollah geschworen, ihre Waffen nur gegen Israel zu richten, und eine Verwicklung in einen Religionskrieg würde ihr Ansehen in der islamischen und arabischen Welt beschädigen.

«Die Opposition steckt in der Zwickmühle», bringt Amal Saad Ghorajeb vom Nahost-Zentrum der Carnegie Friedensstiftung das Dilemma der Hisbollah und ihrer Verbündeten auf den Punkt. Die Unfähigkeit der schiitischen Bewegung, ihre militärische Stärke auszuspielen, lasse ihre Gegner die religiöse Karte spielen.

Die Hisbollah und ihre schiitischen sowie christlichen Verbündeten fordern ein Vetorecht im Kabinett und vorgezogene Wahlen. Der vom Westen unterstützte Ministerpräsident Fuad Siniora lehnt das ab.

Interessen Syriens und des Iran

Er wirft der Hisbollah vor, das Land im Interesse Syriens und des Iran im vorigen Sommer in den Krieg mit Krieg mit Israel gestürzt zu haben. Die Hisbollah hingegen beschuldigt den Regierungschef, er wolle ihre Bewegung mit Hilfe Israels und der USA zerstören.

«Die Führer beider Seiten wissen, dass die Situation verfahren und ein Kompromiss nötig ist», sagt der Politikprofessor Hilal Khashan von der Amerikanischen Universität in Beirut.

Das wüssten auch die um Vermittlung bemühten Regionalmächte Saudi-Arabien und Iran. «Das Problem ist aber, dass beide Seiten zutiefst über Grundsatzfragen zerstritten sind. Für Kompromisse ist da wenig Platz.»

Hilfe von aussen nötig

Ohne Unterstützung von aussen dürften die Libanesen nicht zu einer Lösung kommen. Doch selbst wenn den Saudis oder den Iranern ein Kompromiss gelingen sollte, könnte andere Mächte wie Syrien oder die USA es boykottieren.

«Das wirkliche Problem besteht ja auch nicht zwischen Saudi-Arabien und dem Iran, sondern zwischen dem Iran und den Vereinigten Staaten», zeigt sich Khashan wenig zuversichtlich.

Im Libanon-Konflikt demonstrieren die USA derzeit Härte: In seiner Botschaft zur Lage der Nation beschuldigte US-Präsident George W. Bush «Hisbollah-Terroristen», sie wollten die «legitime und gewählte Regierung» des Libanon stürzen.

(Von Alistair Lyon, Reuters/sda)

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