Kopf-an-Kopf-Rennen in den italienischen Kammern

Lange Zeit hatte es danach ausgesehen, als wenn die Mitte-Links-Koalition von Herausforderer Romano Prodi sowohl in der Abgeordnetenkammer als auch im Senat eine Mehrheit erringen würde. Die Nachwahlbefragungen prognositierten dem früheren EU-Kommissionspräsidenten übereinstimmend einen recht konfortablen Vorsprung.

Doch im Verlaufe des Abends änderte sich die Situation dramatisch: Berlusconi holte immer mehr auf, bis gegen 22.00 Uhr plötzlich sein Bündnis «Haus der Freiheit» in beiden Kammern knapp vorne lag.

Gemäss der vom Institut Nexus erstellten Hochrechnung könnte Berlusconis Allianz im Senat 158 von 315 zur Wahl stehenden Mandate erringen. Prodis Block hingegen käme nach Auszählung von 97 Prozent der Stimmen nur noch auf 151 Sitze.

Gemäss der Internetseite des Innenministeriums lag Berlusconis Vorsprung nach Auszählung von 80 Prozent der Stimmen bei unter einem Prozent.

In zahlreichen Regionen liegen noch keine Ergebnisse vor

Auch im Abgeordnetenhaus kämpfte sich Berlusconis Mitte-Rechts-Koalition im Verlaufe des Abends immer mehr heran, bis ihr am Abend 49,9 Prozent der Stimmen, seinem Kontrahenten Prodi aber nur noch nur noch 49,6 Prozent vorhergesagt wurden.

Das Innenministeriums hingegen sah nach Auszählung von etwa der Hälfte der Stimmen immer noch Prodis Union mit 51,6 gegen 47,8 Prozent vorn.

Das Institut Nexus betonte, dass es sich um vorläufige Zahlen handelte, die mit «grosser Vorsicht» zu verwenden seien. Aus zahlreichen Regionen lägen noch keine Ergebnisse vor, hiess es. Auf jeden Fall dürften die Ergebnisse in beiden Kammern des Parlaments so knapp wie nie zuvor ausfallen.

Zu früh gefreut

Aus Prodis Umfeld hiess es am frühen Abend noch, es gebe deutliche Zeichen, dass sich die Wähler gegen Berlusconi ausgesprochen hätten. Der Oppositionsführer selber rief bereits zu einer Siegesfeier auf der Piazza del Popolo in Rom auf.

Dagegen äusserten sich Spitzenpolitiker aus dem Regierungslager zunächst nicht. Denis Verdini, Abgeordneter für Berlusconis Partei Forza Italia, erklärte: «Es ist noch nicht definitiv klar, dass wir geschlagen wurden.» Sie wollten zuerst endgültige Ergebnisse abwarten.

(smw/sda)