Terrorismus

Kurdische Brüder stehen wegen Terror-Propaganda vor Gericht

publiziert: Dienstag, 22. Apr 2014 / 19:22 Uhr
Das Bundesgericht in Bellinzona.
Das Bundesgericht in Bellinzona.

Bellinzona - Zwei irakische Kurden müssen sich ab Montag wegen Beteiligung an einer kriminellen Organisation des Al-Kaida-Netzwerks vor dem Bundesstrafgericht verantworten. Von Basel aus sollen sie Terror-Propaganda im Internet betrieben und verwaltet haben.

4 Meldungen im Zusammenhang
Die Anklageschrift der Bundesanwaltschaft (BA) zu dem Prozess wurde am Dienstag veröffentlicht. Beim Hauptangeklagten handelt es sich demnach um einen 35-jährigen Kurden, der - ebenso wie sein mitangeklagter Bruder - unter Angabe falscher Informationen Asyl in der Schweiz erhielt.

Der 35-Jährige soll Mitbegründer einer im Jahr 2003 in Europa gebildeten Organisation mit dem Namen «Zentrum Didi Nwe Auslandsabteilung» sein. Gemäss Anklageschrift gehörte die «Auslandsabteilung» mit salafistisch-dschihadistischer Ausrichtung zum Al-Kaida-Netzwerk und stand unter der Führung von Mullah Krekar, dem ehemaligen Führer der Terrorgruppe Ansar al-Islam.

Dem Hauptangeklagten wird vorgeworfen, als Kadermitglied der «Auslandsabteilung» und als eine Art Privatsekretär von Mullah Krekar, der in Norwegen lebte, sich um die Terror-Propaganda im Internet gekümmert zu haben. Er soll diverse Internetplattformen und Chaträume eingerichtet und betreut haben, die es Mitgliedern und Gruppierungen ermöglichte, weltweit im Verborgenen zu kommunizieren.

Bilder zu Terroranschlägen

Gemäss BA dienten das virtuelle Netzwerk auch zur Veröffentlichung von Bildmaterial zu Terroranschlägen von Al-Kaida sowie zur Verbreitung von Audio- und Video-Botschaften unter anderem von Osama Bin Laden. Als Sekretär von Mullah Krekar soll der Beschuldigte zudem die Kommunikation mit Vertretern von radikal-islamistischen Al-Kaida-Gruppen im Iran und Irak sichergestellt haben.

Der zehn Jahre jüngere Bruder des Hauptangeklagten hatte gemäss Anklageschrift keine Schlüsselrolle bei der «Auslandsabteilung» inne. Ihm seien aber Administratoren- und Moderatorenrechte in den diversen Chaträumen eingeräumt worden. Er habe sich auf diese Weise aktiv in das Al-Kaida-Netzwerk integriert, heisst es.

Zu Gewalt aufgerufen

Ebenso wie sein älterer Bruder soll der 25-Jährige mit Kommentaren und Veröffentlichungen in den Internetforen zu Verbrechen oder Gewalttätigkeit aufgerufen haben. Im Zusammenhang mit Anschlägen im Irak schrieb er beispielsweise im Jahr 2007: «Verbrennt das Land unter den Füssen der Juden und ihren Verbündeten. Vernichtet ihre Armeen.»

Die beiden Angeklagten wurden am 11. November 2008 festgenommen und sassen bis September respektive Dezember des darauffolgenden Jahres in Untersuchungshaft. Gemäss Anklageschrift kam der Hauptangeklagte im Jahr 1998 aus dem Irak in die Schweiz und beantragte Asyl.

Dabei soll er falsche Angaben gemacht und auf diese Weise auch seinen Bruder und seine Frau in die Schweiz geholt haben. Anders als von ihm dargestellt, wurde seine Familie nicht bei einem Anschlag getötet und wird auch nicht verfolgt, wie die BA in der Anklageschrift schreibt.

Urteil am 2. Mai

Die Verhandlung in Bellinzona beginnt am 28. April, wie der Internetseite des Bundesstrafgerichts zu entnehmen ist. Ihren Entscheid will die Strafkammer am 2. Mai verkünden.

(fest/sda)

Kommentieren Sie jetzt diese news.ch - Meldung.
Lesen Sie hier mehr zum Thema
London - Der sogenannte Islamische ... mehr lesen 3
Die Einschüchterung der Bevölkerung nimmt immer mehr eine zentrale Rolle für den IS ein. (Symbolbild)
Die U-Haft von jeweils rund einem Jahr wird den Verurteilten auf die Strafe angerechnet. (Archivbild)
Bellinzona - Der Prozess um ... mehr lesen
Bellinzona - Im Prozess um Terror-Propaganda im Internet hat die ... mehr lesen
Für den Hauptangeklagten hat die Bundesanwaltschaft eine Gefängnisstrafe von 4 Jahren und 9 Monaten gefordert.(Symbolbild)
Die Internetplattform diente dazu, neue Mitglieder für die Organisationen der Al-Kaida anzuwerben.
Bern - Ein kurdisches Brüderpaar aus Irak soll von der Schweiz aus an einer islamistischen Terrororganisation im Netzwerk Al-Kaida beteiligt gewesen sein. Die ... mehr lesen 1
.
Digitaler Strukturwandel  Nach über 16 Jahren hat sich news.ch entschlossen, den Titel in seiner jetzigen Form einzustellen. Damit endet eine Ära medialer Pionierarbeit. mehr lesen 22
Der Weg für Peppr war mit Hindernissen gepflastert.
Der Weg für Peppr war mit Hindernissen gepflastert.
Publinews In der sich ständig weiterentwickelnden Welt der Technik gewinnen Anwendungen oft schnell an Aufmerksamkeit, nur um später wieder von der Bildfläche zu verschwinden. Peppr, einst ein heisses Thema unter Technikbegeisterten, ist ein Beispiel für diesen Trend. Was zeichnete Peppr also aus, und welche Herausforderungen führten zu seinem Niedergang? mehr lesen  
Menschliche Beteiligung ist unerlässlich für KI-generierte Kunstwerke ohne US-Copyright  In zunehmend mehr Bereichen wird die KI-Technologie eingesetzt, jedoch hat ein US-Gericht bestätigt, dass Kunstwerke, die von dieser Technologie erstellt wurden, keinen Urheberrechtsschutz geniessen. mehr lesen  
Die New York Times prüft eine Urheberrechtsklage gegen OpenAI, ein KI-Forschungslabor, das ChatGPT entwickelt hat, einen Chatbot, der Texte generieren kann, die von Menschen geschriebenen Texten ähneln. mehr lesen  
Grosse Musikkonzerne machen jetzt Druck vor Gericht  Das gemeinnützige Internet Archive wurde von sechs grossen Musiklabels verklagt, weil es Aufnahmen von 78rpm-Schallplatten, die bis etwa in die 1950er ... mehr lesen
Knister, knister.
Titel Forum Teaser
 
Stellenmarkt.ch
Kreditrechner
Wunschkredit in CHF
wetter.ch
Heute Sa So
Zürich 13°C 17°C wechselnd bewölkt, Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt recht sonnig
Basel 14°C 20°C wolkig, aber kaum Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig freundlich recht sonnig
St. Gallen 12°C 15°C anhaltender Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wolkig, aber kaum Regen recht sonnig
Bern 13°C 18°C wechselnd bewölkt, Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wolkig, aber kaum Regen recht sonnig
Luzern 14°C 17°C wechselnd bewölkt, Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wolkig, aber kaum Regen freundlich
Genf 14°C 20°C wechselnd bewölkt, Regenleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig freundlich sonnig
Lugano 18°C 18°C bedeckt mit Gewitternleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wolkig, aber kaum Regen sonnig
mehr Wetter von über 8 Millionen Orten