«La grande Bouffe» der Nadelstreifen

publiziert: Mittwoch, 12. Mai 2010 / 11:03 Uhr / aktualisiert: Mittwoch, 12. Mai 2010 / 20:18 Uhr
Genosse, Pudel, Casanova - die gewählten roten Callgirls der Finanzmärkte
Genosse, Pudel, Casanova - die gewählten roten Callgirls der Finanzmärkte

Treffen sich ein paar Hedgefonds-Manager am 8. Februar 2010 in New York zum Abendessen und «La grande Bouffe» von Marco Ferreri ist bittere, politische Wirklichkeit geworden. Während des Abendessens wurde nämlich beschlossen, gemeinsam zunächst Griechenland, dann Europa dem finanzinquisitorischen Scheiterhaufen preiszugeben.

2 Meldungen im Zusammenhang
Weiterführende Links zur Meldung:

Das Wall Street Journal zu den Hedge-Funds
Der Artikel des Wall Street Journa, indem der Angriff auf den Euro gezeigt wird
wsj.com

Der Angriffsfrass der führenden Hedgefonds vergiftet nun, von Manhatten aus, perfekt das Europamenu. Schliesslich sind, aus der Sicht der Hedgefondler, Demokratien nur da, um die eigene Kasino-Zeche zu bezahlen und nebenbei noch schnell Millionen von bürgerlichen Existenzen zu vernichten. Selbstverständlich tragen die angegriffenen Länder selber auch grosse politische und finanzielle Verantwortung. Seit Jahren benehmen sich die europäischen, vom Volk gewählte Regierungen ja nicht wie Demokraten, sondern wie gutbezahlte Callgirls hyperventilierender Finanzmärkte.

Erinnern Sie sich noch an die sogenannt sozialdemokratischen Leithammel namens Bill Clinton, Tony Blair und Gerhard Schröder? Jahrzehntelang benahmen sich diese als Genossen der Bosse, als Pudel der Wall Street oder als pubertierende Testosteron-Casanovas, die sich lieber mit Praktikantinnen, mit der russischen Gasmafia oder der eigenen katholischer Konvertierung beschäftigten, statt mit nachhaltiger Wirtschaftspolitik.

Dass namentlich Griechenland, dessen Premiers entweder Karamanlis oder Papandreou heissen, von Demokratie eben soviel versteht wie der durchschnittliche Schweizer Bünzli von französischen Charme, war übrigens auch schon seit Jahrzehnten klar und publiziert. Aber eben: Niemand wollte auf die intellektuellen Kassandras dieser Welt hören, die sich gegen das Zählen und stattdessen für das Denken wehrten. Lafontaine mag ja alles sein, total jenseits, eigentlich, aber: Finanzpolitisch hatte er schon 1999 bis auf die Kommastelle hinter den momentan geschnürten Milliardenpaketen das jetzige Desaster vorausgesehen.

Auch die Demonstranten in Seattle, die den sozialdemokratisch gewählten Mehrheitsregierungen der westlichen Welt Steine in die panzerglasbestückten Luxuskarossen warfen, ahnten wohl etwas von der bitteren Zukunft, die für uns nun Gegenwart heisst. Doch leider regieren ja heute die Westerwelles unserer Zeit – igitt! Dem fällt nichts Besseres ein als der Bundeskanzlerin mit Koalitionsbruch zu drohen, falls diese Europa mit einer Tobin Tax, Finanztransfersteuer genannt, kurz vor dem Zusammenbruch retten will. Westerwelle hat ja schliesslich seinen Ruf als williger Vollstrecker kasinopolitischer Wettparties weltweit zu wahren... er tut dies mit bemerkenswerter Skrupellosigkeit. Frechheit und kalter Sarkasmus sowie hobbsianisches Menschenbild sind offenbar die perfekten Attribute für finanzkapitalistische FDP-Politiker.

Am 10. Februar 2010 führten nun also gebratenes Huhn und Filet Mignon die erlauchten Hedgefonds-Manager Morgan, Einhorn, Cowen etc. zum Ausverkauf der europäischen Stabilitätswährung und zum Angriffskrieg auf die EU. Das Wall Street Journal, wahrhaftig keine sozialistische Postille hat dieses konspirative Treffen bezüglich Griechenlandwetten und Eurozerstörung publik gemacht und die us-amerikanischen Kartellwächter forderten Greenlight Capital, SAC und andere Hedgefonds auf, E-Mails und Handelsdaten herauszugeben. Kicher, wie hübsch! In Kriegssituationen würde auch ich wohl zuerst Emails kontrollieren als gar die Grenzen schliessen....

Tja. Die Welt zockt nicht nur, sie ist eigentlich verrückt. Und eine Aussicht auf Besserung wird täglich mehr und sprichwörtlich eingeäschert.

Mit der Wahl der konservativ-liberalen Regierung in Grossbritannien beispielsweise, mit den Schwierigkeiten der NRW-Regierungsmehrheit, mit der Uneinsichtigkeit der russlandnahen und europafernen Bundeskanzlerin Merkel, mit der Inkompetenz des Medienfürsten Berlusconi, mit der Hilflosigkeit des nur noch dem Namen nach sozialistischen Zapateros, mit der völligen Selbstüberschätzung des generalmobilmachenden Sarkozy lässt sich aus Europa nach dem amerikanischen Hedgefondsfressen keinen Staat mehr machen.

Schon im September 2008 erklärte die Wallstreet allen Regierungen den Krieg und verteilte blitzschnell die Finanzbomben über den Erdball. Nun feuern die Hedgefondler aus Manhatten mit willigen europäischen Vollstreckern seit Februar 2010 nach – Griechenland zuerst, Europa is next. Und was tun die europäischen Finanzminister? Sie schreien laut: „So geht das nicht“ während sie den Feuerlegern die Benzinkanister in die Hand drücken. Was tun? Schweizer Franken oder Gold kaufen. Oder subito Hedgefondsmanager werden. Denn Feuerlegen wird ja momentan mit Ihren und meinen Steuergeldern staatlich subventioniert.

(Regula Stämpfli/news.ch)

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And that, my friends, is called a short squeeze.
Das Thema ist ausgelutscht, seit es im Februar publik wurde. Was erstaunt, ist höchstens, dass die EU so lange geschlammpt hat und für mich erstaunlich, dass die Rating Agenturen sich anscheinend einspannen liessen.
Interessanter wäre doch gewesen, hier zu lesen, wieviel die Hegdefunds durch das Rettungspaket verloren haben.
Erinnert mich an die Racheaktion von Porsche, der die Hedgefunds mit vollem Tempo an die Wand laufen liess. Ein genialer Schachzug. Auch die Hedgefunds sind den Regeln des Marktes unterworfen.
http://www.pressetext.ch/news/090316021/porsche-droht-klagewelle-von-h.../

Ist das eine Nachricht, die ein existenzielles Thema beschreibt und einen Artikel hier wert wäre?
Ich würde sagen ja.
http://radian.org/notebook/porsche

More insight zu diesem Thema, hätt ich hier gerne gelesen,

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