Lebenslang für Chef der Barbarenbande

publiziert: Samstag, 11. Jul 2009 / 08:30 Uhr / aktualisiert: Samstag, 11. Jul 2009 / 08:46 Uhr

Paris - Der Anführer der sogenannten «Bande der Barbaren», Youssouf Fofana, ist wegen des brutalen Mordes an einem 23-jährigen Juden in Paris zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Er wird zudem für 22 Jahre verwahrt.

Foto von Youssouf Fofana wird der Presse vorgeführt. (Archivbild)
Foto von Youssouf Fofana wird der Presse vorgeführt. (Archivbild)
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Von den 26 weiteren Angeklagten wurden zwei freigesprochen, die übrigen erhielten Haftstrafen zwischen sechs Monaten und 18 Jahren.

Der aus der Elfenbeinküste stammende Fofana hatte während des Prozesses zugegeben, den von seiner Bande entführten Ilan Halimi die tödlichen Schläge beigebracht zu haben.

Fofanas Bande hatte den jungen Telefonverkäufer im Januar 2006 entführt, um von dessen Familie Lösegeld zu erpressen. Er wurde wochenlang grausam gefoltert und erlag schliesslich seinen Verletzungen.

Opferfamilie legt Berufung ein

Der Anwalt der Familie Halimi forderte die Staatsanwaltschaft auf, gegen die Urteile für einige Bandenmitglieder Berufung einzulegen. «Ich bedaure es, dass das Gericht ein besonderes Entgegenkommen gegenüber denen gezeigt hat, die Youssouf Fofana geholfen oder ihm zugesehen haben», erklärte Francis Spizner.

Halimis Familie falle es schwer, die Urteile zu akzeptieren. Spizner nannte konkret die Haftstrafen zwischen zehn und 15 Jahren für sechs Bewacher Halimis sowie die neunjährige Haftstrafe für eine zur Tatzeit 17-Jährige, die Halimi in die Falle der Entführer gelockt hatte.

Geziehlt Jude entführt

Mitangeklagte hatten ausgesagt, Fofana habe gezielt einen Juden entführen wollen, weil diese für gewöhnlich «massenweise Kohle» hätten. Der Bandenchef forderte von Halimis Eltern 450'000 Euro Lösegeld, die Polizei riet aber von einer Zahlung ab.

Um den Druck zu erhöhen, misshandelten die Entführer ihr Opfer während dessen dreiwöchiger Gefangenschaft und schickten Audio- und Videoaufnahmen an die Familie. Halimi wurde mit Schlägen, brennenden Zigaretten und Messern gequält.

Selbst einige Bewacher konnten die Misshandlungen schliesslich nicht mehr mitansehen und wurden durch andere Bandenmitglieder ersetzt. Mit dem Tode ringend wurde das Entführungsopfer schliesslich nackt und geknebelt an einer Bahnstrecke in Essonne im Grossraum Paris gefunden. Auf dem Weg ins Spital erlag Halimi seinen Verletzungen.

Keinerlei Reue gezeigt

Fofana zeigte keinerlei Reue. Zu Prozessbeginn vor zweieinhalb Monaten betrat der 28-jährige lächelnd den Gerichtssaal und rief mit gen Himmel gereckter Faust «Allah wird siegen». Bei der Überprüfung der Personendaten nannte er als Namen «afrikanischer Barbar» und als Geburtsdatum den 13. Februar 2006, den Tag, an dem Halimi leblos gefunden wurde. Nach der Urteilsverkündung klatschte Fofana.

Der Prozess fand unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt, weil zwei der Angeklagten zur Tatzeit minderjährig waren. Halimis Mutter hatte eine öffentliche Verhandlung verlangt. Sie warf der französischen Polizei vor, den antisemitischen Hintergrund der Tat zu lange ignoriert zu haben.

(ht/sda)

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