Letzter 'Schweizer Mohikaner' an der WM

Der gebürtige Kanadier hat bislang beste Kritiken bekommen. Reiber hat in diesem Turnier schon verschiedentlich positiv von sich reden gemacht, speziell, als er den stets brisanten Match zwischen Kanada und den USA pannenfrei über die Runden brachte und zuletzt auch am Donnerstag, als er Russland gegen Finnland souverän bis und mit dem Penaltyschiessen leitete.

"Kanada gegen USA war sicher der Höhepunkt meiner Karriere", so Reiber, einer der drei Schweizer Profi-Refs nebst Danny Kurmann und dem vor zwei Wochen zurückgetretenen Reto Bertolotti.

Der 38-Jährige, gebürtig in der kanadischen Provinz mit dem schwer aussprechlichen Namen Saskatchewan, kam gar nicht mehr aus dem Schwärmen heraus: "Das war ein grossartiges Spiel mit grossartigen Spielern und Coaches. Spiele wie dieses machen das Hockey besser. Ich musste wohl noch nie mehr laufen in einem Spiel."

"Schweizer" aus Liebe

Als Dreikäsehoch selber ein Spieler in einer kanadischen Juniorenliga, wandte sich Reiber schon früh der "Pfeiferei" zu. Und dies mit so viel Erfolg, dass er 1997, ein Jahr nachdem er an der B-WM in Eindhoven im Einsatz gestanden hatte, im Rahmen eines Pilotprojekts in die Schweiz kam.

Aus dem Flirt wurde Liebe und zwar buchstäblich: Dass er 2005 immer noch zwischen Genf und Davos oder zwischen Zürich-Nord und Lugano-Süd arbitriert, hat er Amors Pfeil zu verdanken. Vor kurzem hat der seit 2002 mit einer Schweizerin verheiratete Reiber nun auch den rotweissen Pass erhalten.

Kumpel mit klarer Linie

Reiber ist ein kompetenter und witziger Gesprächspartner neben dem Eis, aber er geniesst auch auf der glatten Unterlage Anerkennung. Mit seiner kumpelhaften und doch klaren Linie sowie seinem Fingerspitzengefühl hat er sich den Respekt praktisch aller Spieler erworben, gegen einzelne Anfeindungen von Fans (und Vereinsfunktionären) ist aber auch Reiber nicht gefeit.

Wie für Kurmann, der 1999 beide WM-Finalspiele pfiff, gilt auch für Reiber, dass der Prophet im eigenen Land nicht überall etwas gilt. Beweisen, dass er auch höchsten Ansprüchen genügt, kann er dies vielleicht schon heute oder morgen. Einmal mehr.

(von Marco Keller/Si)