Libyen: Todesurteil gegen Krankenschwestern

publiziert: Dienstag, 19. Dez 2006 / 10:57 Uhr / aktualisiert: Dienstag, 19. Dez 2006 / 14:27 Uhr

Tripolis - Im Berufungsprozess um die angebliche Ansteckung libyscher Kinder mit Aids sind die sechs Angeklagten - fünf bulgarische Krankenschwestern und ein palästinensischer Arzt - zum Tode verurteilt worden. Die Verurteilten legen Berufung ein.

Die Krankenschwestern sollen 426 Kindern bewusst HIV-verseuchte Transfusionen verabreicht haben.
Die Krankenschwestern sollen 426 Kindern bewusst HIV-verseuchte Transfusionen verabreicht haben.
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Das Berufungsgericht in Tripolis bestätigte damit ein Todesurteil in erster Instanz aus dem Jahr 2004.

Den Krankenschwestern wurde vorgeworfen, 426 Kindern in einem Spital in Bengasi bewusst HIV- verseuchte Transfusionen verabreicht zu haben. Über 50 Kinder sind seitdem an Aids gestorben.

Das Oberste Gericht gab im Dezember 2005 der Berufungsklage statt, weil die Vorinstanz entlastende Aussagen ausländischer Aids-Experten nicht berücksichtigt habe. Auch eine neue wissenschaftliche Studie entlastete die Angeklagten.

Erzwungene Geständnisse?

Drei der Angeklagten sagten aus, ihre Geständnisse seien durch Folter erzwungen worden. Der Fall hatte starke internationale Proteste hervorgerufen. Die Krankenschwestern und der Arzt sind seit Februar 1999 in Haft.

Die Verurteilten würden den Obersten Gerichtshof Libyens anrufen, sagte der Verteidiger Othman El Bisanti beim Verlassen des Berufungsgerichts in Tripolis. Dafür gebe es eine Frist von 60 Tagen. Ihnen bleibt noch der Oberste Gerichtshof Libyens als letzte Instanz.

Unmittelbar vor der Urteilsverkündung demonstrierten rund 100 Eltern von an Aids erkrankten Kindern vor dem Gericht für eine Bestätigung der Todesstrafen. In Bulgarien hatte es am Montag Demonstrationen für einen Freispruch der Krankenschwestern gegeben.

Keine politische Annäherung

Ein milderes Urteil in dem Prozess hätte als ein weiteres Zeichen für die politische Annäherung Libyens an den Westen gegolten, die das Land vor wenigen Jahren eingeleitet hat.

Zugleich wäre damit aber die Aufmerksamkeit auf die notorische Nachlässigkeit und schlechte Hygiene in libyschen Spitälern gelenkt worden, die nach Ansicht westlicher Experten die eigentliche Ursache für die massive Verbreitung des HI-Virus ist.

(bert/sda)

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