Lucien Favre: Perfektes Berliner Understatement

publiziert: Samstag, 21. Feb 2009 / 00:01 Uhr / aktualisiert: Samstag, 21. Feb 2009 / 08:04 Uhr

Die Konkurrenz staunt, die Bundesliga-Experten verbreiten täglich neue Analysen: Hertha BSC Berlin führt die Tabelle an. Lucien Favre hat das Team der «Namenlosen» auf Platz 1 geführt. Vor dem ersten Gastspiel als Leader tritt der Romand auf die Bremse.

Lucien Favre: «Wir waren im Vergleich zu den anderen Teams am meisten eine Einheit.»
Lucien Favre: «Wir waren im Vergleich zu den anderen Teams am meisten eine Einheit.»
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Schon während seiner erfolgreichen Zeit beim FCZ war von Favre nie eine vollmundige Meisterprognose zu hören.

In Berlin, wo die Medien jeden Pulsschlag der Hertha kommentieren, verhält sich der Schweizer Trainer logischerweise nicht anders.

Eine spektakuläre Einschätzung ist ihm nicht zu entlocken. Favre weist lieber auf die Gefahren hin: «Wenn man zweimal verliert, ist man sofort weg. Schauen Sie die Tabelle an. Es ist unglaublich eng.»

Team der Einheit

Für die Spitzenstellung vor dem 21. Spieltag liefert der Erfolgstrainer eine profane Eklärung: «Viele sagen, es sei unglaublich, was wir leisten. Wir waren im Vergleich zu den anderen Teams am meisten eine Einheit.»

Sie hätten zwar keinen Franck Ribéry im Team, aber «wir verfügen über eine gute Mannschaft». Vieles habe auch zu ihren Gunsten funktioniert, präzisiert Favre. «Wir punkteten fast immer, auch wenn der Gegner Chancen hatte.»

Die Detailpflege zahlt sich aus. Favre studiert die taktischen Abläufe - seit der ersten Lektion im Sommer 2007 - kompromisslos ein. Alle, auch jene aus der zweiten Abteilung, haben das Kurzpass-System mit den wenigen Ballkontakten begriffen.

Unter der Leitung von Favre kaufte Berlin ausgezeichnet ein - Kacar, Cicero, Raffael oder Chahed werten das Spiel ausnahmslos auf.

«Oben mitspielen»

Und im Schnitt hat der frühere FCZ-Coach die Mannschaft verjüngt. Dass sie nun ein Jahr «zu früh» die Liga anführt, beunruhigt Favre keinesfalls: «Für mich wechselt gar nichts.

Das Ziel bleibt gleich. Wir wollen ein Team aufbauen, das regelmässig oben mitspielen kann. Die Basis ist nun da. Punktuell müssen wir uns aber verstärken. Dann könnten wir im April 2010 unser Ziel erreichen.»

Vom ersten Titelgewinn seit 1931 mag Favre partout keine Sekunde lang sprechen. «Oben mitspielen» heisst für ihn eine Platzierung zwischen Rang 3 und 8. Am Samstag rückt die schöne Gegenwart ins Zentrum. Mit einem Erfolg in Wolfsburg könnte sich die «Alte Dame» abermals mit der Leaderposition schmücken.

«Wolfsburg hat viel investiert. Der VfL ist stark.» Favre erwähnt bei jedem Gegner nur die Qualitäten. Mit dem fast perfektionierten Understatement ist er bisher nie schlecht gefahren.

Favre: «Wir wollen gewinnen»

Den 2:1-Sieg gegen die Bayern - der achte Heimsieg in Serie - nahm Favre einigermassen gelassen. Mit dem Schwergewicht der Bundesliga lässt er sich nicht auf ein Fernduell ein.

Die zynischen Kommentare aus dem fernen München beantwortet Favre auf seine zurückhaltende Art: «Die Bayern wissen meistens, dass sie gewinnen werden. Wir aber wollen gewinnen.» Zumindest in den ersten 20 Runden war der Berliner Wille stärker als die Münchner Selbstgefälligkeit.

«Der Erfolg von Hertha Berlin ist kein Zufall. Favre arbeitet konsequent und hat diese Mannschaft weiterentwickelt.» Das Sonderlob stammt vom deutschen Nationalcoach Jogi Löw.

Felix Magath, der Trainer von Wolfsburg, holt noch weiter aus: «Es ist möglich, dass die Berliner Meister werden.» Favre lächelt ob solcher Komplimente nur. «Mister Understatement» bleibt sich treu.

(von Sven Schoch/Si)

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