Mit der Bronzemedaille Flavia Rigamontis über 800 m Crawl, fünf
weiteren Finalqualifikationen (durch Nicole Zahnd über 400 m Crawl
und eben Lütolf sowie drei Staffeln) kann Pierre-André Weber, Chef
Leistungssport des Schweizer Schwimmverbandes (Swiss Swimming),
keine positive Bilanz ziehen: «Wir haben unsere Zielsetzungen klar
verpasst. Wir haben für diese Mannschaft zu wenig erreicht.»
Im Vergleich zu den Kurzbahn-Europameisterschaften in Antwerpen
sind die Schweizer in der russischen Hauptstadt fast durchwegs
langsamer geschwommen. Als einzige der 19 Schweizer Teilnehmer
unterbot Dominique Diezi über 100 m Rücken den Schweizer Rekord,
dazu gabs noch drei Bestleistungen mit den (Frauen)-Staffeln.
Remo Lütolf verpasste am letzten WM-Tag eine Medaille nur ganz
knapp. Über 50 m Brust blieb er in 27,34 Sekunden acht Hundertstel
hinter dem Brasilianer Eduardo Fischer (3.) und zwölf Hundertstel
hinter dem Portugiesen José Couto (2.) zurück -- überlegener Sieger
wurde der Ukrainer Oleg Lisogor in 26,42. Lütolf, dessen Schweizer
Rekord auf dieser Distanz seit vergangenen Dezember bei 27,27
steht, zeigte sich nach dem Rennen enttäuscht. Er habe ganz klar
eine Medaille gewollt, so der 22-jährige St. Galler, stattdessen
sei er nur Vierter. «Ich habe vom Gefühl her während des Rennens an
eine bessere Zeit geglaubt. Doch es ging nicht schneller und nun
gibt es nur Leder», sagte Lütolf weiter. Dem Jus-Studenten misslang
damit der Versuch, wie vor drei Jahren an den Kurzbahn-WM in
Hongkong erneut die Bronzemedaille zu gewinnen.
Mit Diezi (50 m Rücken), Liechti (100 m Lagen) und Lütolf hatten
sich am Samstag für einmal gleich drei Schweizer die Teilnahme an
den Halbfinals am Abend gesichert. Die nächste Hürde, den
Finaleinzug, übersprang dann allerdings nur noch Lütolf, der sich
im Halbfinal deutlich steigern konnte. Die 4x100-m-Crawl-Staffel
der Frauen, die im Vorlauf in 3:45,16 einen Schweizer Rekord
aufgestellt hatte, erreichte im Final bis auf eine Hundertstel die
gleiche Zeit. Damit belegten Dominique Diezi, Nicole Zahnd,
Sandrine Paquier und Caroline Steffen den siebenten Rang.
Drei Weltrekorde am Schlusstag
Insgesamt nahmen in Moskau 599 Schwimmer aus 92 Ländern teil. Es
gab sieben Weltrekorde zu verzeichnen, allein am Sonntag deren drei
durch Amerikaner. Über 200 m Rücken schwamm zunächst Aaron Peirsol,
der vor drei Wochen den Weltrekord auf dieser Distanz schon im 50-m-
Becken aufgestellt hatte, in 1:51,17 eine neue Bestzeit. Danach
unterbot Landsfrau Lindsay Benko in 1:54,04 den Weltrekord über 200
m Crawl und im letzten Wettkampf gelang der amerikanischen 4x100-m-
Lagen-Staffel in 3:29,00 gleiches. Schon am Samstag hatte die
Schwedin Emma Igelström über 100 m Brust in 1:05,38 angeschlagen.
Am erfolgreichsten zeigten sich mit zehn Goldmedaillen die
Australier, dies auch ohne ihren pausierenden Superstar Ian Thorpe.
Die Amerikaner gewannen zwar 26 Medaillen und damit acht mehr als
Australien, aber zuoberst auf dem Podest standen nur acht US-
Schwimmer. Erfolgreichste Athletin in Moskau war die
Brustspezialistin Igelström mit drei Gold- und einer
Silbermedaille; dazu war die 22-Jährige an drei Weltrekorden
beteiligt.
Der nächste internationale Grossanlass werden die
Europameisterschaften im 50-m-Becken in Berlin sein (29. Juli bis
4. August).
(Valentin Oetterli/sda)