Unfaire Benotungen

Mädchen erhalten schlechtere Bewertung in Physik

publiziert: Montag, 11. Jan 2016 / 14:16 Uhr
Trotz gleicher Leistung erhalten Mädchen in Physik die schlechtere Note.
Trotz gleicher Leistung erhalten Mädchen in Physik die schlechtere Note.

Zürich - Lehrerinnen und Lehrer mit wenig Erfahrung benoten Mädchen bei gleicher Leistung in Physik oft schlechter als Knaben. Zu diesem Schluss kommt eine Studie der ETH Zürich.

1 Meldung im Zusammenhang
Obwohl ein Mädchen eine Frage genau gleich wie ein Klassenkamerad beantwortet, muss sie mit einer schlechteren Note rechnen. Solch unterschiedliche Bewertung komme im Fach Physik regelmässig vor, schrieb die ETH Zürich am Montag in einer Mitteilung.

Die Lernforscherin Sarah Hofer bat 780 Lehrerinnen und Lehrer aus der Schweiz, Österreich und Deutschland, die in der Sekundarschule Physik unterrichten, eine nur zum Teil korrekte Prüfungsantwort aus der klassischen Mechanik zu benoten. Diese war in jedem Fall exakt gleich formuliert, aufgrund eines Einleitungstextes ging jedoch der eine Teil der Teilnehmenden davon aus, eine Schülerin zu bewerten, der andere von einem Schüler. Die Fragestellung der Studie war den Teilnehmenden nicht bekannt.

0,7 Noten schlechter

Beim Vergleich der Noten stellte sich heraus, dass Lehrerinnen und Lehrer mit weniger als zehn Jahren Erfahrung das fiktive Mädchen schlechter bewerten als den fiktiven Schüler. Bei Lehrpersonen mit fünf oder weniger Jahren Berufserfahrung machte der Unterschied in der Schweiz 0,7 Noten aus. In Österreich sogar 0,9.

«Lehrerinnen und Lehrer mit wenig Erfahrung lassen sich offenbar stärker von Kontextinformationen wie dem Geschlecht beeinflussen», liess sich Hofer in der Mitteilung zitieren. Es sei bekannt, dass Vorurteile oder Stereotype bei der Bewertung dann zum Tragen kämen, wenn dem Bewertenden nicht genügend Informationen zur Verfügung stünden oder er stark beansprucht oder gar überfordert sei.

In Deutschland zeigte sich indes ein spezielles Bild: Während Lehrer die Schüler unabhängig vom Geschlecht gleich bewerteten, liessen sich Lehrerinnen von ihren Vorurteilen leiten. Bei weniger als fünf Jahren Berufserfahrung benoteten sie Mädchen fast eine ganze Note schlechter. Worauf diese Unterschiede beruhen, bleibt jedoch unklar.

Verzerrte Bewertung bei Mädchen

ETH-Professorin Elsbeth Stern, in dessen Forschungsgruppe Hofer arbeitet, sieht die Studienergebnisse im Kontext eines grundsätzlichen Problems. Die Noten für Mädchen spiegelten weniger gut ihre tatsächlichen Leistungen wider als die für Knaben. Mal würden sie zu gut benotet, mal zu schlecht. Das verzerre das Feedback für die erbrachte Leistung und erschwere den Mädchen die Orientierung, erklärte Stern in der Mitteilung der ETH.

«Wenn man schon als Mädchen in der Schule das Gefühl kriegt, dass man in den Naturwissenschaften nicht gerecht benotet wird, dann verliert man eher das Interesse daran», befürchtet Stern.

Auch frühere Studien haben gezeigt, dass sich Schülerinnen in den Naturwissenschaften für die gleichen Noten mehr anstrengen müssen als Schüler. Diese Studien untersuchten jedoch hauptsächlich das Fach Mathematik. Für Physik und den deutschsprachigen Raum ist Hofers Studie die bisher umfassendste. Sie erschien kürzlich im «International Journal of Science Education».

 

(pep/sda)

Lesen Sie hier mehr zum Thema
.
Digitaler Strukturwandel  Nach über 16 Jahren hat sich news.ch entschlossen, den Titel in seiner jetzigen Form einzustellen. Damit endet eine Ära medialer Pionierarbeit. mehr lesen 22
Die Studierenden sind insgesamt der Überzeugung, dass Praktika für sie von grosser Bedeutung sind.
Die Studierenden sind insgesamt der ...
Praktika während des Studiums - Themenbericht der Erhebung 2020 zur sozialen und wirtschaftlichen Lage der Studierenden  Im Jahr 2020 gaben 38% der Studierenden an, während ihres Hochschulstudiums mindestens ein Praktikum absolviert zu haben. Von ihnen hatten 7% bereits konkrete Vorbereitungen für ein weiteres Praktikum getroffen, während 18% die Absicht äusserten, im weiteren Verlauf ihres Studiums ein Praktikum machen zu wollen. mehr lesen 
Publinews Sprache ist eine der mächtigsten Formen der Kommunikation und spielt eine entscheidende Rolle dabei, Menschen auf der ganzen ... mehr lesen  
Sprachkenntnisse sind eine wertvolle Fähigkeit.
Das Postdoktorat bietet Absolventen die Möglichkeit, nach ihrem Hochschulabschluss zusätzliche Forschungserfahrung zu sammeln.
23.06.2023 - Im Jahr 2015 begannen etwa 2800 Personen entweder in der Schweiz ein Postdoktorat oder erhielten ein ... mehr lesen  
Bern, 13.06.2023 - Die Lage auf dem Lehrstellenmarkt präsentiert sich positiv: Die Lehrstellenbesetzung verläuft vergleichbar wie in den ... mehr lesen  
Jugendliche, die zu Lehrbeginn 2023 eine Stelle suchen, können jetzt noch einen Ausbildungsplatz  finden.
Titel Forum Teaser
 
Stellenmarkt.ch
Kreditrechner
Wunschkredit in CHF
wetter.ch
Heute Mo Di
Zürich 8°C 19°C recht sonnigleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig recht sonnig recht sonnig
Basel 8°C 21°C sonnigleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig sonnig sonnig
St. Gallen 6°C 16°C recht sonnigleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig sonnig recht sonnig
Bern 7°C 18°C recht sonnigleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig sonnig recht sonnig
Luzern 9°C 18°C recht sonnigleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig recht sonnig recht sonnig
Genf 9°C 20°C recht sonnigleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig sonnig recht sonnig
Lugano 13°C 23°C sonnigleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig sonnig sonnig
mehr Wetter von über 8 Millionen Orten