Männer in der Krise: Verändert die digitale Welt das Gehirn?

publiziert: Montag, 1. Jun 2015 / 12:54 Uhr
Die exzessive Nutzung des Internets führt bei vielen jungen Männern zu sozialer Isolation und einem gestörten Sexualleben.
Die exzessive Nutzung des Internets führt bei vielen jungen Männern zu sozialer Isolation und einem gestörten Sexualleben.

Junge Männer leiden immer häufiger unter sozialer Isolation, Einsamkeit und einem gestörten Sexualleben, weil sie zu viel Zeit mit Computerspielen und Pornofilmen verbringen. Zu diesem erschreckenden Ergebnis kommt der Psychologe Phillip Zimbardo von der renommierten amerikanischen Stanford University. Die Ergebnisse einer umfassenden Studie mit 20.000 männlichen Teilnehmern veröffentlichte er nun in seinem neuen Buch «Man (Dis)Connected».

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Computerspiele verändern das Gehirn 

Zimbardo wies in Interviews darauf hin, dass die häufig exzessive Nutzung des Internets an sich weniger das Problem sein, als das veränderte Denken, das dahinter steckte: Viele junge Männer können sich nicht mehr auf die Schule, die Universität oder die Arbeit konzentrieren, weil sie mental ständig in Onlinewelten wie «World of Warcraft » unterwegs seien.

In Experimenten konnten er und sein Team beobachten, wie sich die Funktionen des Gehirns im Laufe der Zeit veränderten: So wie auch Drogen und Alkohol das Belohnungszentrums des Gehirn beeinflussten, lösten Computerspiele ähnliche Reaktionen aus: Durch das Erreichen des nächsten Levels, das erfolgreiche Beenden eines Quests oder das Durchspielen eines kompletten Spiels wurden Glücksgefühle erzeugt, die der Spieler dann immer wieder reproduzieren will - es kommt zum klassischen Suchtverhalten.

Sexuelle Störungen durch Online-Pornografie?

Noch mehr Sorgen machen den Forschern jedoch die Folgen des ungehemmten Pornokonsums: Durch das Internet sei es erstmals möglich geworden, jederzeit aus einem schier unbegrenztem Angebot an kostenloser Pornografie zu schöpfen. Viele junge Männer legten bei Computerspielen und Online-Rollenspiele eine «Pause» ein, indem sie sich pornografisches Material im Internet ansahen. Die dauerhafte Beschäftigung mit Pornografie begünstigte wiederum die Ausbreitung von erektiler Dysfunktion und Impotenz unter jungen Männern. In der Fachsprache ist von PIED die Rede: «Porn Induced Erectile Dysfunction». Auch hier liegen Veränderungen im Belohnungszentrums des Gehirns zugrunde: Um Glücksgefühle zu erzeugen, muss die «Belohnung» immer höher ausfallen und ein normaler Umgang mit Sexualität ist kaum noch möglich. Dazu scheuen junge Männer aus Angst vor Zurückweisung den Kontakt mit gleichaltrigen Frauen und ziehen sich lieber noch weiter in ihre digitale Welt zurück: Ein Teufelskreis.

Psychologen halten PIED für ein Gerücht

Amerikanische Psychologen widersprechen der Diagnose PIED jedoch. In einem Beitrag für «Psychology Today» verweist David Ley darauf, dass das Thema erektile Dysfunktion bis vor einigen Jahren komplett totgeschwiegen wurde. Erst durch die freie Verfügbarkeit von Mitteln wie Viagra und Cialis sei überhaupt erstmals darüber gesprochen worden. So kann es sein, dass auch mehr junge Männer heute zugeben, von Erektionsstörungen betroffen zu sein, während es keinen tatsächlichen Anstieg bei der Zahl der Betroffenen gibt. Studien haben zudem ergeben, dass auch Medikamente, Zigaretten, Alkohol und fehlende sexuelle Erfahrung bei jungen Männern eine Rolle spielen können.

Internetsucht grassiert weltweit

Eine eindeutige Antwort wird es wohl nicht geben. Auch in Deutschland gehen die Meinungen darüber auseinander, was Internetsucht in all ihren Facetten überhaupt ist. So fürchten viele Erwachsene, dass Jugendliche durch exzessives Online-Spielen vereinsamen, während Spieler vor allem Rollenspiele als gemeinschaftliches Erlebnis betrachten: Sie spielen gemeinsam mit ihren Freunden online und schliessen über das Internet sogar neue Freundschaften. Einer neuen Umfrage der Universität Mainz zufolge gelten rund 3,9% der Jugendlichen als internetsüchtig, d.h. sie zeigen typisches Suchtverhalten und Entzugserscheinungen wenn ihre «Droge» nicht zugänglich ist.

Immer mehr Kliniken weltweit bieten sogar spezielle Therapien zur stationären Behandlung von Internetsucht an, bei der die Betroffenen wieder an das «Offline»-Leben gewöhnt werden. Eine besonders eigenwillige Selbstbehandlung zeigte ein chinesischer Teenager im Februar: Um seine Internetsucht in den Griff zu bekommen, hackte sich der 19-jährige aus Nantong die linke Hand ab. Ärzte konnten sie später wieder annähen, doch ob sie ihre volle Funktion wieder erlangen wird, ist fraglich. In China gelten mittlerweile rund 24 Millionen Jugendliche als internetsüchtig.

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- Gefahr der Sucht

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(nb/IFJ)

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