Manchester United mit Sorgen

Im Camp Nou war Manchester United in erster Linie darauf bedacht, Barcelona keinen Treffer zuzugestehen. Die Engländer vertrauen auf ihre Heimstärke im Old Trafford, wo sie die letzten elf Spiele in der Champions League gewonnen haben.

Cristiano Ronaldo, der im Hinspiel schon in der 3. Minute einen Handspenalty verschoss und danach fast ausschliesslich durch gestenreiches Lamentieren auffiel, setzt auf die Unterstützung der 76'000 Zuschauer im «Theatre of Dreams». «Unsere Fans waren immer schon toll, aber in den letzten Monaten waren sie schlicht fantastisch», sagte der Portguiese.

Ronaldo als Hoffnungsträger

Trotz zuletzt zwei enttäuschenden Auftritten ist Ronaldo, der gegen Chelsea erst eine halbe Stunde vor Schluss eingewechselt wurde, im Team von Alex Ferguson erster Hoffnungsträger. 38 Treffer erzielte das portugiesische Ausnahmetalent in dieser Saison in Pflichtspielen; mit sieben Toren ist er auch der beste Torschütze der Champions League.

Das allenfalls leicht angeknackte Selbstvertrauen nach drei Partien ohne Treffer dürfte nach der neuerlichen Auszeichnung zu Englands Fussballer des Jahres durch seine Berufskollegen in der Premier League wieder auf höchstem Niveau sein. «Es ist ein grosser Moment und eine grosse Ehre», sagte Ronaldo nach der Auszeichnung.

Verletzungssorgen bei ManU

Gleichwohl hat Manchester United, das noch vor Monatsfrist beinahe unantastbar schien, zunehmend Sorgen. Die Niederlage im direkten Duell am Samstag liess Chelsea zum Leader der Premiership aufschliessen, und der Auftritt im Camp Nou war höchstens für Anhänger der kontrollierten Defensive sehenswert.

Nemanja Vidic, der mit Rio Ferdinand ein starkes Duo in der Innenverteidigung bildete, wird nach dem harten Zusammenprall mit dem Knie von Didier Drogba kaum zur Verfügung stehen. Und die Einsatzchancen von Wayne Rooney, der an Hüftproblemen leidet, werden auf der Insel derzeit auf rund 30 Prozent geschätzt.

Barcas wichtigstes Spiel der Saison

Während Manchester United im nationalen Titelrennen trotz der Niederlage an der Stamford Bridge noch immer in der Pole-Position ist, droht Barcelona zum zweiten Mal in Folge ohne Titel zu bleiben. Weil der Abstand in der Primera Division zu Real Madrid längst zu gross ist, liegt der Fokus von Frank Rijkaard fast ausschliesslich auf der Champions League. So liess der Holländer am Samstag bei Deportivo La Coruna (0:2) Lionel Messi, Deco und Samuel Eto´o auf der Bank.

Die Probleme Barcelonas lagen zuletzt unerwartet in der Offensive. In drei Partien blieben die Katalenen zuletzt ohne eigenen Treffer. «Wenn wir den ersten Riegel überwinden können und mit der gleichen Intensität spielen wie im Hinspiel, dann haben wir viele Möglichkeiten», sagt Deco. Der portugiesische Internationale ist überzeugt, dass sich Barcelona mehr Räume bieten werden.

Hoffnungsträger Messi

Neben Rückkehrer Messi, der nach längerer Verletzungspause vor zehn Tagen sein Comeback gegeben und im Hinspiel für einigen Schwung gesorgt hatte, ist Thierry Henry der Hoffnungsträger von «Barça». Das Engagement des Franzosen, der auf diese Saison von Arsenal zu Barcelona gewechselt hatte, war bislang vor allem ein Missverständnis, doch ist seine Reputation in England hervorragend. Neun Treffer gelangen Henry in seiner bisherigen Karriere gegen Manchester United.

Henry erinnerte sich auch an den Viertelfinal 1998, als er mit Monaco im Hinspiel zuhause ebenfalls 0:0 spielte. Dank einem 1:1 im Old Trafford erreichte das Team aus dem Fürstentum die Halbfinals, wo es an Borussia Dortmund scheiterte. Nur noch fünf anderen Teams gelang nach einem 0:0 im Hinspiel zuhause die Promotion für die nächste Runde; 14 Mal setzte sich das Heimteam im Rückspiel durch.

(fest/Si)