Marathon: Röthlin in Olympiaform - Nauer ist noch unsicher

Si. «Die Strecke war in schlechtem Zustand, teilweise sogar mit Kies bedeckt», versuchte Ernst Brenzikofer, Nationaltrainer für Strassenlauf und Marathon im Schweizerischen Leichtathletik-Verband (SLV), Nauers Leistung zu erklären. Gemäss den Trainingswerten hätte die Bernerin klar unter 1:14:00 laufen müssen. «Doch auf diesem Gelände konnte sie ihr Potenzial nicht umsetzen.» Im Ziel, das sie als Vierte erreichte, war die 34-jährige Läuferin der All Blacks Berner Oberland denn auch nicht ausser Atem. Das Rennen gewann Joyce Chepchumba (Ken) in mässigen 1:09:13.

Nauer mochte unmittelbar nach der Enttäuschung keinen Entscheid im Hinblick auf Sydney fällen. Dieser soll heute Montag nach Rücksprache mit dem SLV und dem Olympia-Chefcoach Hansjörg Wirz getroffen werden. Daria Nauer hatte die Selektionszeit am Berlin- Marathon Ende September 1999 in 2:32:37 um 23 Sekunden unterboten. An diesem Wochenende mussten sie und Röthlin dem SLV in einem Testrennen bestätigen, dass das Leistungs-Niveau im Bereich der Limite immer noch vorhanden ist.

Röthlin souverän

Der 25-jährige Innerschweizer Röthlin hingegen belegte in Lille mit der Schweizer Saisonbestleistung von 1:03:53 Rang 16 und blieb über eine Minute unter der Limite, die er sich persönlich für eine Teilnahme in Sydney gesetzt hatte.

Röthlin nahm das Regenrennen nach einer harten Trainingswoche ruhig in Angriff. Er ging das Tempo der Spitzengruppe nicht mit. Nach 5 km war er deshalb alleine unterwegs und absolvierte den Parcours wie geplant mit einem Schnitt von 3:01 pro km. Im Ziel blieb es bloss 24 Sekunden über seiner persönlichen Bestzeit. Den Lauf gewann Abdellah Behar (Fr) in 1:01:30. Im Frauen-Rennen wurde Chantal Dällenbach (CA Fribourg) in 1:12:34 Vierte und verfehlte bloss um fünf Sekunden die Saisonbestleistung von Franziska Rochat- Moser.

«Ich bin mit meiner Leistung sehr zufrieden. Ich konnte locker laufen und hatte immer ein gutes Gefühl», sagte Röthlin und liess durchblicken, dass er bei einer Zeit über 1:05:00 die Reise nach Australien nicht angetreten hätte. Der Physiotherapie-Student des TV Alpnach hatte Mitte April beim Rotterdam-Marathon in 2:12:53 die Olympia-Limite knapp geschafft.

(ba/news.ch)