Mark Streits Kampf in der NHL-Mühle

publiziert: Montag, 3. Okt 2005 / 12:20 Uhr / aktualisiert: Montag, 3. Okt 2005 / 12:38 Uhr

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ENDLICH!! Ein Schweizer Feldspieler kann es schaffen, einen Stammplatz in der NHL zu ergattern. Mark Streit hat bei den Montreal Canadiens gute Chancen, sich durchzusetzen. Oder ist er vielleicht doch nicht gut genug für eine erfolgreiche NHL-Karriere?

Es ist ihm von ganzem Herzen gönnen! Spielerische Klasse auf Weltniveau hat er zweifellos und den nötigen Kampfgeist auch. Mark Streit ist vom Talent und der Arbeitseinstellung sicher gut genug für die NHL, aber die NHL ist ein anderes Pflaster als die NLA und auch eine andere Bühne mit anderen Regeln und Gesetzen.

An einem Weltmeisterschaftsturnier auf Topniveau zu spielen oder eine NLA-Saison als Star der Mannschaft zu bestehen ist eine Herausforderung. Aber eine ganze NHL-Saison als Stammspieler zu bestehen, beinhaltet gleich nochmals einen Quantensprung.

Es geht darum, 80 Spiele plus Playoffs in einem Höllenrhythmus seinen Mann zu stehen. In Nordamerika profitiert er nicht mehr von einem Starbonus. Wer eine kurze Zeit nicht auf Betriebstemperatur oder noch höher läuft, wird „gebenched“ oder halt eben ins Farmteam verbannt.

Dort, inmitten einer Meute von NHL-hungrigen Spielern, muss man sich wieder für die Liga der Stars empfehlen und qualifizieren. Die NHL ist eine unerbittliche Mühle. Ist sie zu tough, bist Du zu weich!

Halten wir mal fest: Mark Streit ist ein Ausnahmekönner, einer der mobilsten und effektivsten, offensivsten und talentiertesten überhaupt. Ich verneige mich vor Mark Streit, einem der „komplettesten Verteidiger“ weltweit, seit er auch noch physisch so hart an sich arbeitet. Die Frage ist hier nicht, ob Mark Streit gut genug für die NHL ist oder nicht. Das kann man mit JA beantworten. Die Frage ist: Wird Streit die Voraussetzungen vorfinden, um seine Fähigkeiten überhaupt ausspielen zu können? Da lautet die Antwort: „JEIN!“

Nicht umsonst haben die Schweizer in Nordamerika einen zweifelhaften Ruf als technisch brillante, gut ausgebildete aber dennoch zu sanftmütige und selbstzufriedene Spieler („Swiss Misses“). Das wurde ihnen unfreiwillig oft genug bewiesen, als sich die hohen Schweizer Draftpicks mit Ausnahme von Gerber und Aebischer nie durchsetzen konnten. Zuletzt wurde sogar erstmals seit 1995 kein einziger Schweizer gedraftet. Ein Wink mit dem Zaunpfahl. Vielleicht kann Mark Streit mit seiner vorbildlichen Arbeitseinstellung diesen fast unausradierbaren Gesamteindruck endlich auslöschen.

Doch zurück zu den Voraussetzungen in der NHL, die Streit erwarten: Die NHL wurde nun trotz Aufhebung des Redline Offsides und weiteren Regelanpassungen zwar deutlich „europäisiert“, ist aber nach wie vor im wahrsten Sinne des Wortes die härteste Liga der Welt. Die Stürmer à la Nash, Thornton, Forsberg & Co. sind nicht nur gross und kräftig, sondern auch technisch sehr stark. Sie werden auf dem kleinen Eisfeld ihre Muskeln und ihre Körpergrösse ausspielen können und gegen einen kleinen mobilen Verteidiger ihre Mittel und Wege finden, um sich ihm zu entledigen.

Die Drafts der letzten drei Jahre und besonders der letzte Draft 2005 zeigten, dass in der NHL trotz „Europäisierung“ nach wie vor trotz Talent und Technik die Aspekte Grösse, Kraft, Kondition sehr viel wert sind. Und da liegt der Hund begraben: Auf dem kleinen Eisfeld kann Streit trotz der Regeländerungen in der NHL nicht alle seine Vorzüge ausspielen, die ihn an den Weltmeisterschaften gegen Weltklassespieler auszeichnen.

Auch bei der Eiszeit und im Powerplay wird er aufgrund veränderter Hierarchie innerhalb der Mannschaft weniger Gelegenheiten haben, seine Stärken auszuspielen. Und genau da war Streit an den WM 2004 und 2005 überragend. Wird er in einer vielleicht anderen Rolle als sechster, siebter oder achter Verteidiger statt als Defensivchef genauso seine Vorzüge auf die Eisfläche zaubern können wie bisher? Wie wird er sich zurechtfinden, jetzt, wo er nicht mehr der „leader of the pack“ sein wird?

Es wird spannend zu beobachten sein, wie eine Leaderfigur, die jahrelang als Defensivstratege seine Mannschaft anführte, nun als „Soldat“ sich zurechtfinden wird.

Die Montreal Canadiens haben Mark Streit in der Rolle als Leader und „General“ gesehen und für gut befunden. Mark Streit muss also, um seine ganze Kreativität und seine unbestrittenen Fähigkeiten auch wirklich in der NHL zur Geltung zu bringen, zu einem spielerischen Leader bei den „Habs“ werden.

Vor ihm in der Hierarchie der Verteidiger stehen aber besonders zu Beginn der Saison andere: Dandenault, Markov, Souray, Bouillon, Rivet. Es bleibt wirklich zu hoffen, dass Streit sich einen Microcosmos aufbauen kann, wo er zusammen mit Markov und Dandenault als Gruppe der spielstärksten Verteidiger sich durchsetzt. In den Powerplays muss er sich Eiszeit erkämpfen, die voraussichtlich vor allem Souray, Markov, Dandenault und Rivet, allesamt starke Powerplay-Blueliner, erhalten werden. Ansonsten könnte ihm eben das Los eines Defensivsoldaten drohen.

Der Schlüssel zum Erfolg in der NHL für Streit ist, dass er sich in der Hierarchie heraufarbeiten muss und in den Special Teams seine Einsätze bekommt. Er muss verhindern, zu einem „Defensivsoldaten“ zu verkümmern.

(von Joël Wüthrich/Working Press/eishockey.ch)

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