Martin Kout: «Musterlöwe» mit Nebenjob

Martin Kout ist ein physischer Spieler. Solide verrichtet er sein Tagwerk und spielt seit vielen Jahren konstant in der NLA. Fünf Meistertitel kann er sich ans Revers heften und ist an Titel und NLA-Einsätzen gemessen wohl einer der erfolgreichsten NLA-Spieler. Dennoch fällt es nur beim genaueren Betrachten auf.

In den Ecken und vor dem Slot kann er seine Masse und seine für diesen Job idealen Körpermasse sehr gut nutzen. Zudem ist er athletisch und zugleich mobil. Der Veteran kann also die Anforderungen, die man in einen Verteidiger modernen Zuschnitts setzt, auch heute nach wie vor erfüllen. Kout ist zudem aufgrund seines Erfahrungsschatzes auch ein taktisch gut ausgebildeter Spieler. Die Einschätzung der Situationen in der Defensivarbeit ist eine seiner Vorzüge.

Pflegeleicht

Seine bisherigen Trainer schätzten an ihm nicht nur sein Engagement und seine körperlichen Voraussetzungen für diesen Sport, sondern auch immer seine Pflegeleichtigkeit. Martin Kout ist zweifellos kein «Rebell», keine auffällige Figur in der NLA, aber mit Sicherheit einer der sympathischsten und konstantesten, aber auch komplettesten Verteidiger der letzten zehn Jahre in der Schweiz.

Umso erstaunlicher sind sein Werdegang und seine sportlichen Erfolge, wenn man bedenkt, dass Kout bei den ZSC Lions zwar einen Profivertrag besitzt und alle Trainingseinheiten absolviert, aber dennoch seinen 50 Prozent-Job voll ausführt. Es sind natürlich weit mehr als 100 Prozent, was er leisten muss. Es seien sicher eher 150 als 100 Prozent der normalen durchschnittlichen Arbeitszeit, sagt der ZSC Lions-Verteidiger. Neben seinem Pensum als Eishockeyspieler arbeitet er halbtags als Angestellter einer Bank im Bereich Qualitätssicherung.

Arbeiten statt Ferien

«Die Priorität liegt beim Sport und der Schlüssel, dass beides funktioniert, liegt in der guten Organisation», sagt Kout. Wichtig sei auch ein Arbeitgeber mit Verständnis, der - je nach sportlicher Belastung - eine flexible Arbeitszeitgestaltung zulässt. «Ohne ginge es nicht», betont er. Der ZSC-Spieler hat mit seinem Arbeitgeber eine jährliche Arbeitszeit vereinbart.

Dieses Modell hat selbst zu einer Zeit funktioniert, als er noch Nationalspieler war und so war auch das für ihn kein Grund, nicht weiter nebenbei zu arbeiten. «Während Zusammenzügen oder Turnieren habe ich mich ausschliesslich auf Eishockey konzentriert und die Zeit im Geschäft später nachgeholt», erinnert er sich und ergänzt: «Auch heute ist die zeitliche Belastung durch Eishockey unterschiedlich.»

Arbeiten in den Ruhepausen

Deshalb ist die kurze Ruhepause zwischen den Saisons für Kout nicht automatisch Ferienzeit, wie bei vielen seiner Kollegen. Dann arbeitet er ganztags, holt die versäumten Stunden der vergangenen Saison nach. Auch wenn die Meisterschaft während der Nationalmannschaftspausen ruht, ist der ZSC-Verteidiger vermehrt im Büro anzutreffen.

Die Belastung ist gross und Kout macht kein Geheimnis daraus, dass es auch ihm manchmal zuviel wurde. Dann habe er genug vom Stress gehabt, «Doch das waren nur Phasen, in denen man sich durchbeissen muss». Was würde er also einem Kollegen sagen, der behauptet, dass Eishockey auf hohem Niveau mit dieser Ausganglage auf die Dauer nicht möglich ist? «Mit der nötigen Disziplin geht es», sagt Kout.

Eishockey.ch-Scouting Report Martin Kout

JW. - Notengebung 1 bis 7 gemäss einem international anwendbaren Notenschlüssel:
7 = herausragend/Weltklasse, 6= Internationale Klasse, 5= NLA-Spitze, 4= NLA-Durchschnitt, 3= Rollenspieler, 2= NLA-würdig aber mit Mängel, 1= NLA-unwürdig

Technik/Skating: 4
Mentale Stärke: 5
Physis: 5
Kondition: 4,5
Disziplin: 5,5
Taktisches Verständnis: 5
Schusstechnik: 4
Killer Instinkt: 3
Belastbarkeit: 5,5
Zukunftsaussichten: 4,5

Total: Note 4,6

Quelle: SLAPSHOT, Mitarbeit: Thomas Riesen

(Joël Wüthrich, Working Press Basel-Montreal)