Michael Kurt beim Goldschürfen abgestürzt

publiziert: Freitag, 20. Aug 2004 / 14:26 Uhr / aktualisiert: Freitag, 20. Aug 2004 / 15:33 Uhr

Statt im Final um die Medaillen zu paddeln, schied Qualifikationssieger Michael Kurt als Letzter des Halbfinals im Kajak-Einer aus. Dennoch hielt sich die Enttäuschung beim 24-jährigen Slalom-Kanuten in Grenzen.

Michael Kurt belegte mit dem Kajak den letzten Platz im Olympia-Halbfinalrennen.
Michael Kurt belegte mit dem Kajak den letzten Platz im Olympia-Halbfinalrennen.
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Es war alles angerichtet für einen Schweizer Wellenritt auf das Podest. 7700 Zuschauer auf der bis zum letzten Platz gefüllten Holztribüne bildeten die Kulisse, auf der Bühne agierten die besten Slalom-Künstler der Welt. Für Michael Kurt hätte es der grosse Tag werden sollen. Eine Medaille gewollt, von Gold geträumt und im entscheidenden Moment versagt -- für Kurt kam es gestern knüppeldick. Sein Griff nach edlem Metall schnappte ins Leere, selbst in den Final der besten zehn schaffte er es nicht. 20. Schlussrang lautete das brutale Verdikt.

Nummer 7 als Tor zur Hölle

Nach sechs sauber und direkt passierten Toren nahm das Unheil bei Nummer 7 seinen Lauf. Kurt kam von der Ideallinie ab und fand bis ins Ziel nicht mehr zurück. Selbst ohne die vier Strafsekunden für Fehler am 12. und 14. Tor hätten ihm gut zwei Sekunden zur Qualifikation für den Final gefehlt.

"Aber ob ich jetzt 20. oder Vierter bin -- das ist mir egal", sagte Kurt. Nach einer kurzen Eruption im Ziel hatte sich der gestrauchelte Mitfavorit schnell gefasst. "Wenn du Olympiasieger werden willst, musst du das Risiko eines Abschiffers in Kauf nehmen."

Kurt hatte nicht erst nach der Qualifikation betont, dass für ihn alles andere als eine Medaille eine Enttäuschung wäre. Probleme mit dem Druck stellte er in Abrede. "Ich war weniger nervös als vor der Qualifikation, ganz ruhig und im Kopf für den Sieg bereit." Trainer Helmut Schröter hingegen hatte ein merkwürdiges Gefühl, als er seinen Schützling beim Einpaddeln beobachtete.

"Es kann ja auch sein, dass sich grosse Nervosität in übertriebene Ruhe übertragen hat", mutmasste der Deutsche hinterher. Er wies auch auf Kurts Gewohnheit hin, Trainingsläufe nach einem Fehler abzubrechen, statt sich wieder in die beste Spur zu kämpfen. "Das hat Mike heute sicher nicht geholfen."

Das Déjà-vu des Trainers

Schon am Vortag hatte Schröter ganz für sich geflucht. Er fühlte sich um vier Jahre zurückversetzt. Damals in Sydney hatte Mathias Röthenmund - im Gegensatz zu Kurt völlig überraschend - die schnellste Qualifikationszeit gefahren. Auch Röthenmund konnte die Leistung am Tag danach nicht bestätigen.

Seit er das einzige Olympia-Ticket für 2004 Kurt überlassen musste, spricht der Zürcher nicht mehr mit seinem langjährigen Förderer Schröter. Röthenmund hatte den Selektionsentscheid von Swiss Olympic angefochten, weil er sich benachteiligt fühlte. Der Nationaltrainer liess sich nicht für einen Protest einspannen, weil er sich an die erarbeiteten Richtlinien halten wollte.

Peking 2008 schon im Visier

Für Michael Kurt war ein Sieg in der Qualifikation übrigens erst einmal ein gutes Omen. In Prag erreichte er in dieser Saison als Zweiter das beste Schweizer Resultat seit Einführung des Weltcups. Der Podestplatz flöste ihm grosse Sicherheit, grosses Selbstvertrauen ein. Trotzdem wurden seine Medaillenhoffnungen gestern in gut hundert Sekunden weggespült.

Schon kurz nach dem Out deutete Kurt an, dass er seine Karriere bis Peking 2008 fortsetzt. Nach einem Jahr als Profi wird der Sport ab Herbst allerdings wieder zum Hobby. Kurt nimmt ein Studium an der Fachhochschule Olten in Angriff. "Das Leben geht weiter." Auch Kurt landete in der Niederlage bei dieser lapidaren Feststellung.

(Philipp Bärtsch, Athen/Si)

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