Microsoft wird 30 - wehmütiger Rückblick

publiziert: Freitag, 23. Sep 2005 / 08:50 Uhr / aktualisiert: Sonntag, 25. Sep 2005 / 08:25 Uhr

Redmond - Die Lektüre der Wirtschaftspresse bereitet Microsoft-Chef Steve Ballmer und Gründer Bill Gates dieser Tage wenig Freude. Ausgerechnet vor der Feier zum 30.

Bill Gates am WEF im Jahr 2004.
Bill Gates am WEF im Jahr 2004.
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Bill GatesBill Gates
Dem Microsoft-Firmenjubiläum vom Freitag drücken Schlagzeilen wie «Microsofts Midlife-Krise» auf die Stimmung.

Mit dem in dieser Woche vorgestellten umfassenden Restrukturierungsplan, der den weltgrössten Softwarekonzern in drei Geschäftsbereiche aufteilt, gestehen aber Ballmer und Microsoft-Mitbegründer Bill Gates interne Probleme indirekt ein.

Der Softwaregigant fühlt sich heute von Wettbewerbern wie Google und Technologietrends wie Linux herausgefordert wie niemals zuvor in der Firmengeschichte.

Computer so gross wie Kühlschränke

Zum 30. Geburtstag von Microsoft erinnert sich Bill Gates heute fast wehmütig an die Aufbruchstimmung der Gründerphase: «Damals, 1975, hatten wir hochfliegende Träume. Jeden Tag begleitete uns eine Vision auf dem Weg zur Arbeit: »Ein Computer auf jedem Schreibtisch und in jedem Haus«. Zu einer Zeit, in der einige Computer so gross waren wie Kühlschränke, hielten uns viele für verrückt.»

Vor allem gelang es Microsoft in den 70er-Jahren, ein völlig neues Geschäftsmodell zu etablieren. Zuvor waren Programme immer zusammen mit der Hardware verkauft worden.

Gates und sein Kompagnon Paul Allen zerschnitten dieses Band und verkauften etwa ihr DOS-Betriebssystem nicht nur an den PC-Erfinder IBM, sondern an jeden beliebigen Clone-Hersteller und Endkunden.

Meilenstein Windows bedroht

In den 80er- und 90er-Jahren legte Microsoft dann mit der Bürosoftware Office und dem Windows-Betriebssystem das Fundament für ein unglaubliches Wachstum und enorme Gewinne.

Im vergangenen Geschäftsjahr erzielte der Softwaregigant mit 60 000 Beschäftigten einen Umsatz von rund 40 Mrd. Dollar und einen Gewinn von über 12 Mrd. Dollar. Doch achtzig Prozent des Umsatzes und quasi der komplette Gewinn beruhen auf Office und Windows. Und diese Gewinn-Quellen werden durch Trends wie das Open-Source-System Linux oder das Büroprogramm OpenOffice bedroht.

Das Wirtschaftsmagazin «Forbes» rechnete vor, dass Microsoft allein mit seiner Spielekonsole Xbox und dem Onlinedienst MSN rund 7 Mrd. Dollar in den vergangenen vier Jahren verbrannt habe.

Und auch die Einheit «Microsoft Business Solutions» (MBS), die direkt mit Europas grösstem Softwarekonzern SAP konkurriert, hinkt laut «Forbes» weit hinter internen Vorgaben zurück. Bis 2010 sollte MBS danach eigentlich einen Umsatz von 10 Mrd. Dollar machen. «Bei der jetzigen Wachstumsrate von 6 Prozent würde dieses Ziel in 43 Jahren erreicht.»

«Google» als Reizwort

Die grösste Herausforderung für Microsoft in diesen Tagen stellen aber weder Sony noch SAP oder Oracle dar. «Google» ist das Wort, das angeblich Steve Ballmer auch dazu bringt, Stühle quer durch sein Büro zu werfen, wenn sich wieder einmal ein Top-Programmierer in Richtung des Suchmaschinenbetreibers verabschiedet.

Mit vielen Milliarden Dollar durch den Börsengang im Rücken, bringt Google im hohen Tempo neue Dienste auf den Markt, die immer häufiger mit Programmen von Microsoft im Wettbewerb stehen. So ermöglicht «Google Desktop», alle Inhalte auf einem Personal Computer blitzschnell zu durchsuchen.

Diese Funktion sollte aber auch Microsoft-Kunden zum Kauf des neuen Betriebssystems Windows Vista bewegen, das allerdings erst Ende 2006 auf den Markt kommen wird.

Vor diesem Hintergrund verstärkt Microsoft nun seine eigenen Anstrengungen, Software als Dienste über das Internet anzubieten. Der Konzern setzt dabei auch vermehrt auf Interaktives Fernsehen.

«Unsere langfristigen Investitionen in diesem Bereich beginnen sich auszuzahlen - dank der breiten Akzeptanz von IPTV», so Gates.

Mit der Technologie werden Fernsehprogramme und Filme über ein digitales Datennetz wie dem Internet übertragen. «IPTV wird meiner Meinung nach unsere Vorstellung von Fernsehen revolutionieren», ist Gates überzeugt.

(Christoph Dernbach/dpa)

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