Milosevic beschwört Einheit der Serben

publiziert: Samstag, 23. Sep 2000 / 12:00 Uhr

Belgrad - Wenn Slobodan Milosevic sich einer Wahl stellt, kennt er meist das Ergebnis. Doch diesmal hat er vielleicht die Herausforderung unterschätzt - und die Reaktionen der Bürger auf einen Wahlbetrug. Bei den Präsidentschafts- und Parlamentswahlen am Sonntag steht Milosevic ein populärer Gegenkandidat gegenüber, der ehemalige Juraprofessor Vojislav Kostunica, der in den Umfragen deutlich vorn liegt.

Die Opposition befürchtet, dass Milosevic das Ergebnis fälschen oder mit Gewalt an der Macht bleiben wird, wie er es bei vorangegangenen Wahlen getan hat.

Der 59-Jährige wurde 1941 in Pozarevic in Serbien geboren. Sein Vater war Theologe, seine Mutter Lehrerin. Beide begingen während der Kindheit ihres Sohnes Selbstmord. Nach einem Abschluss an der juristischen Fakultät der Universität von Belgrad trat Milosevic 1964 in die Kommunistische Partei ein. In den folgenden Jahren war er in der Wirtschaft tätig und wurde 1983 Direktor der Beobanka, einer staatlichen Bank. Milosevic stürzte 1987 seinen Mentor und Vertrauten Ivan Stambolic als Vorsitzenden der Kommunisten und dehnte seinen Einflussbereich weiter aus. Stambolic wurde im vergangenen Monat in Belgrad entführt und ist seitdem verschwunden.

Als der Zerfall Jugoslawiens begann, beschwor Milosevic den serbischen Nationalismus und wurde 1989 Präsident von Serbien. Er betonte immer wieder die serbische Vormachtstellung und löste schließlich die Kriege in Slowenien, Kroatien, Bosnien und im Kosovo aus. Weil ihm die Verfassung eine zweite Amtszeit untersagte, wurde Milosevic 1997 jugoslawischer Präsident und verschaffte dem vormals repräsentativen Amt unbegrenzte Befugnisse.

Zum Ende seiner Amtszeit änderte er in diesem Sommer die Verfassung, um ein zweites Mal zur Wahl antreten zu können. Gegen seine Gegner ging Milosevic immer mit äußerster Härte vor. 1991 schickte er Panzer, um Demonstrationen der Opposition zu zerschlagen. Er profitierte vom Streit innerhalb der Oppositionparteien und ging aus den monatelangen Demonstrationen 1996 und 1997 noch stärker hervor. In allen Konflikten blieb Milosevics Botschaft immer gleich: Die Welt hat sich gegen Serbien verschworen und Serbien muss Widerstand leisten.

Nach internationalen Sanktionen und wirtschaftlichem Fehlentscheidungen glauben jedoch immer weniger Bürger an diese Verschwörung. Wenn die Opposition besser zusammengearbeitet hätte, wäre Milosevic, den noch etwa ein Viertel der Serben unterstützt, nicht mehr an der Macht. Doch die NATO-Angriffe im vergangenen Jahr stärkten den Präsidenten und lieferten für viele Bürger den Beweis für die Verschwörung der Welt gegen Serbien. Der im In- und Ausland isolierte Milosevic vertraut nur seiner Ehefrau Mira Markovic, die ihn im Wahlkampf unterstützt. Das Paar hat zwei Kinder. Die 35-jährige Tochter Marija leitet einen Fernseh- und einen Radiosender. Sohn Marko, 26, gehört eine Discothek in Belgrad. Ihm werden Verbindungen zur Unterwelt nachgesagt.

(sda)

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