Verbale Angriffe auf die NATO und den Westen

Milosevic spricht vor Tribunal vom 'Ozean von Lügen'

publiziert: Donnerstag, 14. Feb 2002 / 14:20 Uhr / aktualisiert: Donnerstag, 14. Feb 2002 / 16:51 Uhr

Den Haag - Der jugoslawische Ex-Präsident Milosevic hat bei seiner Verteidigung vor dem Haager UNO-Kriegsverbrechertribunal die NATO und den Westen angegriffen. Er wies die Anklagen als Fälschungen zurück. Die Vorwürfe der Ankläger beim Tribunal seien eine Beleidigung für eine ganze Nation. "Alles Fälschungen", sagte Milosevic, und sprach von einem "Ozean von Lügen".

Slobodan Milosevic griff in seiner Verteidigung den Westen und die NATO an.
Slobodan Milosevic griff in seiner Verteidigung den Westen und die NATO an.
Er ging bald zum direkten verbalen Angriff auf die NATO-Länder über. Er warf ihnen Völkermord, Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Verstösse gegen die Genfer Konventionen vor. Die 19 am höchsten entwickelten Länder hätten im März 1999 im Kosovo "die grösste Aggression seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs" begangen.

Milosevic will den französischen Präsidenten Jacques Chirac als Zeugen vor das Haager UNO-Kriegsverbrechertribunal laden lassen. Chirac habe in einem Fernsehinterview gesagt, dass Frankreich gegen NATO-Pläne zur Bombardierung jugoslawischer Brücken gewesen sei.

Zu Beginn seiner Verteidigung führte Milosevic ein Videoband vom deutschen Sender WDR vor, das getötete Zivilisten im Kosovo zeigte. Hunderttausende Albaner im Kosovo seien nicht vor Serben, sondern vielmehr vor den NATO-Bombardements geflohen, sagte er.

In dem Video werden Zweifel an dem 'Massaker von Racak' im Januar 1999 geäussert. Es kommen Experten zu Wort, die sagen, dass das 'Massaker von Racak' als Vorwand für die Luftangriffe der NATO genutzt worden sei.

Darauf hat der Westdeutsche Rundfunk (WDR) unterdessen mit scharfer Kritik reagiert. Das Verhalten von Milosevic vor dem Gerichtshof sei "absurd und dreist", sagte der Chefredaktor des WDR-Fernsehens, Jörg Schönenborn, der Nachrichtenagentur AFP in Köln. Er betonte, die Dokumentation sei "inhaltlich einwandfrei" gewesen.

Der dritte Prozesstag endete am frühen Nachmittag. Milosevic soll am Freitagmorgen mit seiner Verteidigung vor dem UNO-Kriegsverbrechertribunal fortfahren.

(sk/sda)

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