Die grossen Fortschritte im Verkehr zwischen der Schweiz und
Frankreich werden dank einer TGV-Neubaustrecke im Rhonetal bei
Avignon möglich. In den TGV Méditerranée werden total 24,2 Mia
Francs investiert.
Wie zwei Seile ziehen sich zwei stark ansteigende Gleisstränge
in der Region Avignon über die breite Rhone. Schon über dem Wasser
streben sie auseinander. Während ein Geleisepaar nach Lyon-Paris
führt, weist das andere Richtung Nîmes-Barcelona. Gebaut sind die
eleganten Viadukte aus weissem Beton.
«Wir haben frühzeitig mit der Anwohnerschaft das Gespräch
gesucht und sehr viel Rücksicht auf die optimale Einbettung der
Neubaustrecke in die Landschaft genommen», versichert Sylvie
Duchemin, zuständige Mediensprecherin bei der SNCF. Um die Wunden
in der Landschaft möglichst rasch zu heilen, seien eine Million
Bäume gepflanzt worden.
Westlich davon ist der Rohbau des neuen, ausserhalb von Avignon
angelegten TGV-Bahnhofes vollendet. Die in der Form eines
Fischrumpfes gestaltete, futuristisch wirkende Gebäudeform soll dem
Mistral eine möglichst geringe Angriffsfläche bieten. Hier wird ab
dem Fahrplanwechsel vom 10. Juni 2001 der TGV Richtung Marseille-
Nizza nach einer rund dreistündigen Fahrt ab Genf einen
Zwischenhalt einschalten.
«Leider kann weder der bisherige Frühzug im Sommer noch der
Nachtzug weitergeführt werden», erklärt Vincent Ducrot, Leiter
Fernverkehr bei den SBB. Nachtzüge auf diesen mittleren Distanzen
hätten immer weniger Chancen. Zudem seien die Trassen auf der
Hauptachse Paris-Marseille von Anfang an so stark belegt, dass die
verkehrsschwächere Strecke ab Genf in den Süden zweite Priorität
habe.
Indessen versuchen die SBB in enger Zusammenarbeit mit der SNCF,
eine zweite tägliche TGV-Verbindung Genf-Avignon-Nizza zu
realisieren. Dasselbe gilt auch für den ab 2001 um 30 Minuten
beschleunigten TGV nach Montpellier mit Anschluss nach Barcelona.
Um die vorübergehende Lücke zu überbrücken, sollen mit
zusätzlichen Schnellzügen Genf-Lyon einige attraktive
Umsteigeverbindungen in den Süden Frankreichs geschaffen werden.
«Wir prüfen sogar einen Zug Bern-Lyon», lässt sich Ducrot in die
Karten blicken.
Mit schweizerischen Geldern wird in den nächsten Jahren die
Strecke Bellegarde-Mâcon TGV-tauglich ausgebaut. Es handelt sich um
einen Anteil von 400 Mio Franken aus dem Rahmenkredit für den
öffentlichen Verkehr (FinöV).
Damit wird die Strecke Genf-Paris verkürzt. Ab 2006 brausen die
TGV in knapp drei Stunden Fahrzeit zwischen Rhone und Seine hin und
her, fast 40 Minuten weniger als heute. Auch die Zahl der Zugspaare
wird um 3 auf 10 TGV pro Tag aufgestockt.
(sda)