Optimaler Start ins Frühjahr

Mit taktischer Meisterleistung zum «Double»

publiziert: Sonntag, 7. Apr 2013 / 21:59 Uhr

Fabian Cancellara hat eine Woche nach der Flandern-Rundfahrt im Sprint gegen den Belgier Vanmarcke auch den Pavé-Klassiker Paris-Roubaix gewonnen. Der Berner sicherte sich die aus einem Pflasterstein bestehende Sieger-Trophäe zum dritten Mal nach 2006 und 2010.

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Wie vor drei Jahren schaffte Cancellara das ersehnte "Double", was vor ihm erst Tom Boonen ebenfalls zweimal gelungen war - zuletzt im Vorjahr, als der Schweizer verletzungsbedingt gefehlt hatte. Bezüglich Anzahl Siegen bei Paris-Roubaix liegt er nun nur noch knapp hinter den belgischen Rekordhaltern Boonen und Roger De Vlaeminck zurück (je vier Siege). "Es war wohl mein längster Kampf, seit ich Radrennen fahre", sagte der ebenso erschöpfte wie auch glückliche Sieger nach der in weniger als sechs Stunden absolvierten Fahrt durch die "Hölle des Nordens", wie das äusserst anspruchsvolle Eintagesrennen über 254 km im Norden Frankreichs auch genannt wird. "Am Ende triumphierte der Kopf über die Beine. Doch ich weiss nicht, wie genau ich das Rennen gewonnen habe", gab Cancellara im Sieger-Interview nach dem zweitschnellsten Paris-Roubaix der Geschichte zu Protokoll.

Aussergewöhnlich an seinem drittem Triumph war nicht etwa der Sieg an sich, sondern die Art und Weise, wie er diesen errang. Vom 32-jährigen Berner, der sich auch von zwei Stürzen unter der Woche nicht beirren liess, ist man eher gewohnt, dass er seine Erfolge solo feiert. Doch dieses sicherlich auch von ihm persönlich erhoffte Szenario liess sich gestern nicht verwirklichen. Weil sich Sep Vanmarcke bis zuletzt nicht abschütteln liess, musste auf der offenen Rennbahn in Roubaix ein Zweier-Sprint entscheiden - nicht unbedingt zum Vorteil von Cancellara, der in der Vergangenheit im Sprint meist seinen letzten verbliebenen Konkurrenten den Vortritt lassen musste. Dies war auch vor einigen Wochen bei Mailand-Sanremo der Fall, als er hinter dem Deutschen Ciolek sowie dem Slowaken Sagan nur Dritter geworden war.

Cancellara: "Purer Kampf bis zuletzt"

Und Vanmarcke, ein 24-jähriger Belgier aus dem Team Blanco, hatte zwar zuvor in seiner Karriere noch nicht für grosses Aufsehen gesorgt. Doch bei seinem einzigen nennenswerten Sieg als Profi hatte er Ende Februar 2012 beim Circuit Het Nieuwsblad im Endspurt seinem berühmten (und sprintstarken) Landsmann Tom Boonen das Nachsehen gelassen. Nicht überraschend deshalb, dass Cancellara 4 km vor dem Ziel versuchte, seinem jüngeren Konkurrenten zu entwischen. Doch Vanmarcke blieb dran. Da sich das zuvor gut zusammenarbeitende Duo einen Vorsprung von über einer Minute auf die ersten Verfolger erarbeitet hatte, konnte es sich ausgiebig den Sprint-Vorbereitungen widmen. Bei der Einfahrt ins Vélodrome von Roubaix kam es sogar fast zu einem Stillstandversuch wie beim Bahn-Sprint. Doch Cancellara verhielt sich taktisch richtig und behielt die besseren Position hinter Vanmarcke bei und zog auf der Zielgeraden mit der deutlich höheren Geschwindigkeit an diesem vorbei.

"Ich konnte es kaum glauben, als ich über die Ziellinie fuhr. Es war einfach der pure Kampf bis zum letzten Millimeter", so Cancellara, der sich nach absolvierter Ehrenrunde im Innenraum des Vélodroms ins Gras fallen liess. Der WorldTour-Gesamtführende hat sich die kommende Pause mehr als verdient nach dem Erreichen all seiner hohen Ziele im Frühling. Zu welchem Zeitpunkt er wieder ins Renngeschehen eingreift, darüber äusserte sich Cancellara am Sonntag nicht. Der nicht minder erschöpfte Vanmarcke zeigte sich über den 2. Platz enttäuscht: "Eigentlich sollte ich mit meiner Leistung wirklich zufrieden sein. Doch dies fällt mir jetzt noch schwer. Auf den letzten Kilometern habe ich immer mehr an den Sieg geglaubt. Ich war so nahe dran. Zu dumm, dass es nicht gereicht hat." Er werde aber nächstes Jahr zurückkommen und versuchen, das Rennen zu gewinnen, so der Belgier.

Aufmerksamer Cancellara

Cancellara hatte schon zuvor im Rennen eine taktische Meisterleistung gezeigt. Gut 50 km vor dem Ziel, als praktisch alle seine Mitstreiter vom Team RadioShack der zuvor geleisteten Arbeit Tribut zollen mussten und zurückgefallen waren, sorgte Cancellara auf einem der gefürchteten Kopfsteinpflaster-Abschnitten für eine erste Selektion im Hauptfeld. 5 km später musste sich der Top-Favorit im Kampf um den Sieg nur noch mit einem Dutzend Konkurrenten auseinandersetzen. Doch diese fuhren alle gegen Cancellara, der die bei Attacken entstandenen Lücken nicht immer als einziger schliessen wollte. So teilte sich die Spitzengruppe wieder auf und Cancellara lag zeitweise über 40 Sekunden hinter der Spitze. Doch es gelang dem Berner, sich von Gruppe zu Gruppe nach vorne zu "hangeln". Rund 20 Kilometer vor dem Ziel schloss Cancellara zusammen mit dem Tschechen Zdenek Stybar zu den führenden Belgiern Vanmarcke und Stijn Vandenbergh auf. Auf dem letzten schweren Pavé-Abschnitt 'Carrefour de l'Arbre' nahmen sich sowohl Vandenbergh (Sturz) wie Stybar ("Strauchler") nach Kollisionen mit einem Zuschauer gleich selbst aus der Entscheidung um den Sieg.

Zu den Animatoren des Rennens, das bei zwar kalten, aber sonnigen Bedingungen stattfand, gehörte auch Michael Schär. Der Luzerner hatte nach rund 175 km aus dem Feld heraus angegriffen und zu den zwei Spitzenfahrern aufschliessen können. Doch knapp 50 km vor dem Ziel, als Cancellara und die weiteren Favoriten richtig ins Geschehen eingriffen, ging Schärs Zeit an der Spitze zu Ende.

(fest/Si)

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