Mord an Elfjährigem erschüttert Briten

publiziert: Freitag, 24. Aug 2007 / 10:00 Uhr / aktualisiert: Freitag, 24. Aug 2007 / 15:45 Uhr

London - Rhys Jones hatte einen Traum. Ein grosser Fussballer wollte er werden. Einer wie Wayne Rooney. Der hatte den Aufstieg geschafft. Aus ärmlichen Verhältnissen in einem Vorort Liverpools - wo auch Rhys' Familie wohnt - bis zum Star der Premier League.

Der 11-jährige Rhys Jones starb auf dem Weg ins Spital.
Der 11-jährige Rhys Jones starb auf dem Weg ins Spital.
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Polizei Liverpool.
www.merseyside.police.uk

Wo immer er konnte trainierte Rhys. Auch am Mittwochabend. Auf dem Parkplatz des Pubs «Fir Tree» spielte er mit Freunden Fussball. Plötzlich traf ihn ein Schuss. «Bleib bei uns, Sohn!», rief seine verzweifelte Mutter, die den blutenden Kopf des Jungen hielt. Rhys Jones starb auf dem Weg ins Spital. Er war elf Jahre alt.

Morde an Teenagern - mit Pistolen, Gewehren oder Messern - sind für die britische Polizei längst traurige Routine. Doch der Tod des kleinen Rhys hat die Briten erschüttert.

Nicht nur wegen des anrührenden Fotos, das am Donnerstag durch die Medien ging und ein unschuldiges sommersprossiges Kind zeigt. Was die Menschen auch bewegt ist die eisige Kälte, mit der die Tat - wahrscheinlich von einem Teenager - verübt wurde. Maskiert durch eine Kapuze kam der Todesschütze auf einem BMX-Rad daher.

«Wie ein Profikiller»

«Er sah den anderen Jungen beim Fussballspielen zu», berichtete ein Gast des Pubs. «Dann zielte er plötzlich mit einer Pistole auf sie und gab eiskalt drei Schüsse ab, ehe er mit seinem Rad verschwand, wie ein Profikiller.»

Allein in London sind seit Jahresbeginn 17 Teenager ermordet worden, im Zusammenhang mit Rivalitäten zwischen Jugendbanden. Ähnliche Bluttaten in anderen Grossstädten kommen hinzu und lassen das britische Königreich als ein besonders für junge Menschen höchst gefährliches Land erscheinen.

Wirkungslose Programme

Seit Jahren beklagen Bürger, Polizei und Politiker den Anstieg der Jugend- und Bandenkriminalität. Seit Jahren werden immer wieder Programme zur deren Eindämmung ausprobiert - offenkundig vergeblich.

Es war Zufall, dass ausgerechnet einen Tag nach Rhys' Ermordung Premierminister Gordon Brown am Donnerstag in der Downing Street mit Vertretern der Polizei und der Ministerien des Inneren, der Jusitz sowie für Kinder und Jugendliche zusammenkam. «Die Leute, die dies getan haben», versprach er, «werden gejagt, festgenommen und bestraft.»

Doch angesichts der Verbrechensentwicklung in Grossbritannien wirkt das eher wie Grossmannsgehabe. Gerade erst hat das Londoner Zentrum für Kriminalitätsstudien vorgerechnet, dass allein die Zahl der Raubüberfälle unter Verwendung von Stichwaffen landesweit seit 2004 von täglich 69 auf 175 angewachsen ist.

«Wendepunkt»

Die neueste Idee von Innenministerin Jacqui Smith sind Verträge. die besonders Familien in Arme-Leute-Gegenden die Chance geben sollen, ihre Jugendlichen davon abzuhalten, sich an Straftaten zu beteiligen. Im Gegenzug soll bei kleineren Vergehen nicht gleich die ganze Härte des Gesetzes angewandt werden.

Solche und ähnliche Vorschläge könnten die tiefer liegenden sozialen Probleme in Grossbritanniens Städte nicht lösen, meinen Kritiker wie Norman Brennan, Direktor der Bürgerinitiative Victims of Crime Trust, die sich um Angehörige von Opfern kümmert.

Der Mord an Rhys Jones, der wahrscheinlich von einem Minderjährigen verübt wurde, habe «Grossbritannien an einen Wendepunkt» gebracht. «Wir müssen aufwachen und endlich die Städte und Ortschaften zurückgewinnen, die von Leuten mit Pistolen und Messern kontrolliert werden.»

(Von Thomas Burmeister, dpa/sda)

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