Lüthi, der im schweizerisch-tschechischen Team «Elit Grand Prix»
als Ersatz für den verletzten Jakub Smrz (Tsch) zum Einsatz kam,
steigerte sich in seinem ersten Rennen mit den Weltbesten von Runde
zu Runde. Bei der ersten Zieldurchfahrt war der 15-jährige Berner
aus Linden, der vor den rund 80 000 Fans auf dem Sachsenring von
Position 33 aus gestartet war, auf den 36. und vorletzten Platz
zurückgefallen. Dies weil er in der ersten Kurve nach dem Start
verständlicherweise noch mit einigem Respekt vor den Stars zu Werke
ging. «Ich war schon ziemlich nervös», sagte Thomas Lüthi, der mit
dem ehemaligen GP-Fahrer Heinz Lüthi nicht verwandt ist, nach dem
Rennen.
Am Ende noch vier überholt
Am Ende klassierte sich Lüthi als 26., wobei er auf den letzten
fünf Runden noch vier Gegner überholte. Bei seinem Vorrücken
profitierte Lüthi nur von zwei Ausfällen, alle anderen Gegner
wurden von ihm auf der Strecke passiert. Seine schnellste
Rundenzeit fuhr der 1 Meter 56 grosse und 44 Kilogramm schwere
Youngster, der sonst hauptsächlich die Internationale Deutsche
Meisterschaft bestreitet, erst in der 27. und letzten Runde.
Teambesitzer Daniel Epp -- ein gebürtiger Basler, der seit zehn
Jahren in Prag lebt -- zog ein positives Fazit: «Ziel erreicht,
würde ich sagen.» Zudem blieb Debütant Lüthi während des ganzen
Wochenendes sturzfrei.
Lüthi ist der zweite Schweizer in diesem Jahr, der sich für
einen GP in der Achtelliterklasse qualifiziert hat. Beim GP
Frankreich in Le Mans gelang dies schon dem Freiburger Vincent
Braillard. Der 17-Jährige aus Montet stürzte aber danach im Rennen
bereits in der 1. Runde.
Arnaud Vincent, der bereits vor Wochenfrist in Donington (Gb)
gewonnen hatte, siegte im spannenden Finish vor Alex De Angelis
(It). Dahinter fuhr Lokalmatador Steve Jenkner als Dritter in
seiner Heimatstadt Hohenstein-Ernstthal erstmals aufs Podest und
machte den Dreifach-Sieg von Aprilia perfekt. Der 26-jährige
Deutsche verwies Manuel Poggiali (San Marino), der nach der
1. Runde nur 15. war, um eine Tausendstelsekunde auf Rang 4. In der
Gesamtwertung schloss Vincent mit seinem dritten Saisonerfolg bis
auf sieben Punkte zu Titelverteidiger Poggiali auf.
Rossis siebter Sieg in Serie
In der MotoGP-Klasse scheint Valentino «Vale» Rossi
unbezwingbar. Der 23-jährige Italiener gewann erstmals auf dem
Sachsenring und triumphierte damit in dieser Saison bei acht von
neun Rennen. Rossi profitierte allerdings von einem Zusammenstoss
Olivier Jacques (Fr) und Alex Barros' (Br) in der drittletzten
Runde. Nach dem Ausfall der beiden Führenden blieb Rossis Erfolg
trotz des relativ knappen Vorsprungs von 0,7 Sekunden auf den
zweitklassierten Landsmann Max Biaggi ungefährdet. Rossi, im
Training nur Sechster, startete schlecht und lag zwischenzeitlich
auf dem 11. Platz. 11 Runden vor Schluss übernahm der nun 47-fache
GP-Sieger erstmals die Führung.
Den dritten Rang belegte Rossis Honda-Teamkollege Tohru Ukawa,
der zuletzt in Donington nach einem Trainingssturz aufs Rennen
hatte verzichten müssen (Mittelfussknochen- und Rippen-Brüche). Der
Japaner ist in der Gesamtwertung erster Verfolger von
Titelverteidiger Rossi, mit allerdings bereits 96 Punkten
Rückstand.
Resultate
Grand Prix von Deutschland.
MotoGP
(30 Runden à 3,704 km = 111,12 km): 1. Valentino Rossi (It), Honda
(4-Takt), 43:32,783 (153,105 km/h). 2. Max Biaggi (It), Yamaha (4),
0,730. 3. Tohru Ukawa (Jap), Honda (4), 1,100. 4. Carlos Checa
(Sp), Yamaha (4), 2,330. 5. Shinya Nakano (Jap), Yamaha (2), 2,743.
6. Norick Abe (Jap), Yamaha (2), 2,780. -- Schnellste Runde: Rossi
(29.) in 1:26,226 (154,644 km/h).
20 gestartet, 13 klassiert.
Ausgeschieden u.a.: Olivier Jacque (Fr), Yamaha (2) und Alex Barros
(Br), Honda (2), beide Sturz.
WM-Stand (9/16): 1. Rossi 220. 2. Ukawa 124. 3. Biaggi 109. 4.
Barros 87. 5. Checa 85. 6. Abe 82.
250 ccm (Abbruch wegen Regens nach 22 Runden = 81,488 km): 1.
Marco Melandri (It), Aprilia, 32:12,725 (151,784 km/h). 2. Roberto
Rolfo (It), Honda, 0,181. 3. Sebastian Porto (Arg), Yamaha, 2,150.
4. Fonsi Nieto (Sp), Aprilia, 8,471. 5. Roberto Locatelli (It),
Aprilia, 15,565. 6. Toni Elias (Sp), Aprilia, 29,543.
Schnellste
Runde: Rolfo (4.) in 1:27,234 (152,857 km/h).
29 gestartet, 19
klassiert.
WM-Stand (9/16): 1. Melandri 170. 2. Fonsi Nieto 145. 3. Rolfo
127. 4. Franco Battaini (It), Aprilia, 88. 5. Elias 86. 6.
Locatelli 78.
125 ccm (27 Runden = 100,008 km):1. Arnaud Vincent (Fr),
Aprilia, 40:40,023 (147,551 km/h). 2. Alex De Angelis (It),
Aprilia, 0,108. 3. Steve Jenkner (De), Aprilia, 9,995. 4. Manuel
Poggiali (It), Gilera, 9,996. 5. Pablo Nieto (Sp), Aprilia, 10,160.
6. Simone Sanna (It), Aprilia, 16,018. 7. Daniel Pedrosa (Sp),
Honda, 16,826. Ferner:
26. Thomas Lüthi (Sz), Honda, 1:28,884.
Schnellste Runde:
Jenkner (3.) in 1:29,486 (149,011 km/h).
37
gestartet, 33 klassiert.
Ausgeschieden u.a.: Lucio Cecchinello
(It), Aprilia (Sturz).
WM-Stand (9/16): 1. Poggiali 160. 2. Vincent 153. 3. Pedrosa
140. 4. Jenkner 96. 5. Cecchinello 91. 6. Pablo Nieto 65.
Nächstes Rennen: Grand Prix von Tschechien in Brünn am
25. August.
(ba/sda)