Mubarak gibt die Macht nicht ab

publiziert: Mittwoch, 7. Sep 2005 / 14:06 Uhr

Kairo - Wenn die Ägypter heute einen neuen Präsidenten wählen, können sie zwar erstmals zwischen mehreren Kandidaten entscheiden. Die meisten Ägypter werden dennoch für den jetzigen Amtsinhaber Hosni Mubarak stimmen.

Hosni Mubarak wird aller Voraussicht nach die erste Wahl seines Landes gewinnen.
Hosni Mubarak wird aller Voraussicht nach die erste Wahl seines Landes gewinnen.
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Seit einem knappen Vierteljahrhundert regiert Mubarak, und niemand zweifelt daran, dass der 77-Jährige für sechs weitere Jahre zum Staatsoberhaupt gewählt wird. Sein Herrschaftsapparat hat die Schaltstellen der Macht fest im Griff. Kein arabischer Führer ausser Libyens Revolutionsführer Muammar el Gaddafi regiert länger.

Gegenkandidaten ohne Siegchance

Von den staatlichen Medien hofiert, muss der «Raïs» (Präsident) die Konkurrenz seiner neun Gegenkandidaten nicht fürchten. So liess Mubarak denn auch verlauten, er wolle nach 65 Jahren im Dienste des Landes Ägypten weiter «mit Kraft und Willensstärke» führen.

Mubarak stimmte zwar, auf Druck der USA, einer Verfassungsänderung zu und erlaubte erstmals Gegenkandidaten. Doch wurden unabhängige Politiker ausgeschlossen und ausländische Beobachter gar nicht erst ins Land gelassen. Seinen Wahlkampf brachte der Präsident hinter sich, ohne eine einzige Pressekonferenz zu geben. Seine Sorge liegt höchstens darin, dass die Wahlbeteiligung peinlich niedrig ausfallen könnte.

Sechs Attentate überlebt

Mubarak kam am 4. Mai 1928 als Spross einer bürgerlichen Familie im Nildelta zur Welt. Karriere machte er zunächst in der Armee als Luftwaffenoffizier und wurde zu einem der «Helden» Ägyptens im Jom-Kippur-Krieg 1973 gegen Israel.

Am 6. Oktober 1981 wurde vor seinen Augen sein Vorgänger Anwar el Sadat bei einer Militärparade in Kairo von islamistischen Soldaten der Armee erschossen. Mubarak selbst überlebte sechs Attentatsversuche.

Nach seinem Amtsantritt 1981 verhängte er das Kriegsrecht. Dieses hat der Sicherheitsfanatiker geltende Staatschef seither nicht mehr aufgehoben hat.

Als eines seiner grossen Verdienste wird ihm zugerechnet, dass er nach dem Mord an Sadat die Politik der Aussöhnung mit Israel fortsetzte - trotz des diplomatischen Drucks der arabischen Nachbarstaaten. So machte Mubarak Ägypten zu einem stabilisierenden Faktor in der konfliktreichen Region.

Auch er suchte die Anlehnung an die USA, deren enger Verbündeter er bis heute geblieben ist. Gleichsam ist Ägypten mit Kairo als Sitz der Arabischen Liga eine der führenden Nationen in der arabischen Welt.

Wirtschaftliche Bilanz düster

Die wirtschaftliche Bilanz sieht dagegen eher düster aus. Bürokratie und Korruption wuchern im Staatsapparat, die Schere zwischen Arm und Reich geht immer weiter auseinander.

Angesichts der Verarmung weiter Bevölkerungsteile machte Mubarak im Wahlkampf seinen 72 Millionen Landsleuten Versprechen, die nicht zu halten sind: Schaffung von vier Millionen Arbeitsplätzen, Erhöhung der Löhne für tausende Angestellte, Bau einer halben Million Sozialwohnungen.

Auch wenn Mubarak aller Voraussicht nach seine fünfte Amtszeit antritt, hat dieser Wahlkampf dennoch eine Änderung gebracht. Zunehmend werden kritische Stimmen am Präsidenten hörbar. Aussagen, die noch vor wenigen Monaten direkt ins Gefängnis geführt hätten, sind auf einmal möglich geworden.

(Joëlle Bassoul/afp)

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