Sporthilfe-Interview

Murat Yakin: «Ich hätte es noch drauf»

publiziert: Freitag, 24. Aug 2007 / 09:00 Uhr / aktualisiert: Freitag, 24. Aug 2007 / 09:25 Uhr

Heute Abend nimmt sich Murat Yakin die Zeit, am Patenschaftsevent der Sporthilfe vorbeizuschauen und den vielen Nachwuchssportlern mit seiner Anwesenheit eine kleine Freude zu bereiten. Im Vorfeld erklärte sich Yakin bereit, der Sporthilfe News-Redaktion Rede und Antwort zu stehen.

Murat Yakin wird heute, 24. August, am Patneschafts-Event der Sporhilfe teilnehmen.
Murat Yakin wird heute, 24. August, am Patneschafts-Event der Sporhilfe teilnehmen.
50 Einsätze in der Nationalmannschaft, fünf Meistertitel, drei Cupsiege und seit Juli als Assistenztrainer der Grasshoppers Zürich an der Seitenlinie anzutreffen – Murat Yakin gehört zu einem festen Bestandteil des Schweizer Fussballs.

Sporthilfe: Haben Sie sich in ihrer Funktion als Assistenztrainer gut eingelebt?

Yakin: Ja, sehr. Für mich ist die Position des Assistenztrainers ideal.

Inwiefern?

Yakin: Es ist noch nicht lange her, dass ich selbst auf dem Platz gestanden bin. Ich kann mich aus diesem Grund sehr gut in die Spieler hineinversetzen. Auf der anderen Seite habe ich die Aussensicht des Trainers. Ich kann also sehr gut zwischen Trainer Hanspeter Latour und der Mannschaft vermitteln.

Akzeptieren die Spieler Sie als Trainer – Sie sind ja bis vor kurzem mit ihnen auf dem Feld gestanden...

Yakin: Damit gibt es gar keine Probleme. Die Mannschaft respektiert meine Position und meine Erfahrung. Das liegt vielleicht daran, dass ich beim FCB lange Captain war und in der Position gelernt habe eine Mannschaft zu führen und mir Respekt zu verschaffen.

Wie haben Sie das Ende Ihrer Karriere als aktiver Spieler erlebt?

Yakin: Ich hätte mir sicherlich gewünscht, das Ende meiner Karriere selbst bestimmen zu können, hatte aber lange genug Zeit, um mich damit abzufinden. Ich bin ein Mensch, der Situationen so annimmt wie sie sind. Ich hinterfrage nicht und mache mir auch keine «was wäre wenn»-Gedanken. Ich kann Umstände, die das Leben mit sich bringt, gut akzeptieren - das hat mir auch immer auf dem Platz geholfen. Wenn ich aber mit der Mannschaft trainiere und selbst am Ball bin, sage ich mir manchmal schon: «du hättest es noch drauf». Dann werde ich ein klein bisschen wehmütig.

Wie hat denn Ihre Aktivzeit überhaupt begonnen?

Yakin: Ich habe meine Juniorenzeit bei Congeli (Concordia Basel – Anm. der Red.) verbracht. Ich habe sehr gute Erinnerungen daran. Wir wurden ausgezeichnet betreut und gefördert, aber der Konkurrenzkampf war hart.

Wussten Sie schon immer, dass Sie Profi-Fussballer werden wollen?

Yakin: Ja, das war immer klar für mich. Ich denke, dass das jedem Nachwuchssportler der an die Spitze will, ebenfalls ganz klar sein sollte. Allerdings wird man sich dessen erst mit ca. 15 Jahren bewusst. Dann merkt man plötzlich, dass es wirklich reichen könnte. Bis zu diesem Zeitpunkt ist das Ziel eher ein Traum und Fussball einfach ein Spiel.

Wie beurteilen Sie heute die Nachwuchsförderung im Fussball?

Yakin: In den letzten zehn Jahren ist alles ausgesprochen professionalisiert worden. Man hat plötzlich gemerkt, dass man bei allen aktuellen Erfolgen vergass, sich um die Erfolge von morgen zu kümmern. Das gleiche ist meines Wissens auch beim Skiverband geschehen. Heute investiert der Fussballverband sehr viel in die fundierte Ausbildung der Trainer. Das spüre ich am eigenen Leib. Obwohl ich sehr viel Erfahrung mitbringe, wird mir keine Lizenz geschenkt. Ich muss wie alle anderen die Kurse besuchen. Das ist auch gut so, denn der Verband legt grossen Wert darauf, dass Trainer nicht nur fachlich sondern auch sozial und pädagogisch geschult werden. Gerade im Nachwuchsbereich ist das sehr wichtig, denn die Trainer sind diejenigen, die die Junioren in der wichtigen Entwicklungsphase tagtäglich um sich haben.

Hat sich sonst noch etwas verändert?

Yakin: Ja, die ganze Infrastruktur die den Junioren geboten wird, steht in keinem Vergleich zu meiner Juniorenzeit. Als ich den neuen GC Campus zum ersten Mal betreten habe, konnte ich meinen Augen kaum trauen. Die Infrastruktur bietet eine ideale Ausgangslage – es ist alles da, was die Jungen brauchen, und auf den Plätzen kann das ganze Jahr über trainiert werden.

Funktioniert die neue Förderung?

Yakin: Ich glaube die jüngsten Erfolge von beispielsweise Rakitic beweisen, dass die Arbeit Früchte trägt. Die jungen Schweizer Fussballer können international mithalten. Allerdings besteht die Gefahr, dass die jungen Spieler mit all der Betreuung und der perfekten Infrastruktur zu stark verwöhnt werden.

Was meinen Sie damit?

Yakin: Wer immer alles geschenkt bekommt, vergisst möglicherweise für seine Ziele zu kämpfen. Es rührt nicht von irgendwo, dass die weltbesten Fussballer meist aus armen Verhältnissen stammen und hart dafür kämpfen mussten Fussball spielen zu können. Den Schweizern fehlt manchmal dieser Kampfgeist, der absolute Siegeswille. Deshalb bin ich dagegen, es den Nachwuchssportlern allzu einfach zu machen.

Warum besuchen Sie den Patenschaftsevent?

Yakin: Die Arbeit der Sporthilfe finde ich sehr gut und wichtig. Sie unterstützt ja auch die Nachwuchsförderung des Fussballverbandes. Ich freue mich, am Event genaueres über das Projekt Patenschaften zu erfahren und mit den Nachwuchssportlern aus den unterschiedlichsten Sportarten sprechen zu können.

(Sporthilfe)

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