«Musik und Literatur haben viel miteinander zu tun»

publiziert: Mittwoch, 30. Jul 2008 / 13:29 Uhr

Biggles gibt mit seinem Konzert am 6. August den Auftakt zum Summer Sounds Festival des Kaufleuten und bringt im Oktober sein drittes Album raus. StudiSurf.ch hat mit ihm über seine Karriere, das Songschreiben und Literatur gesprochen.

Biggles lässt sich gerne von Literatur inspirieren...
Biggles lässt sich gerne von Literatur inspirieren...
Es regnet in Strömen, auf der Strasse liegt ein einsamer Flip Flop. Eine Stimmung wie in einem Lied von Biggles, abgehoben, leicht traurig, aber nicht verzweifelt. Ich treffe ihn zum Cappuccino im Zürcher Kreis 4, dem Wetter zum Trotz ist er gut gelaunt. Er sieht nicht unbedingt aus wie ein Rocker, eher wie der typische Wiediker Künstlertyp: Kurze Haare, markante Brille, Jeans und T-Shirt. Das Gespräch mit ihm ist angenehm, der 34-jährige ist interessiert und lässt sich gerne von den Fragen überraschen.

Die Biographie auf deiner Webseite gibt Rätsel auf: Zwischen deiner Entdeckung von David Bowie Ende Achtziger und deiner Ernennung zum NBC Europe Jukeboxhero im Jahr 2000 ist eine grosse Lücke…

Das liegt vor allem daran, dass in dieser Zeit wahnsinnig viel Uninteressantes passiert ist. Ich meine das jetzt wirklich objektiv. Jeder Musiker weiss, wie das ist: Dann war man mal in der einen Band, die löst sich dann auf und man gründet eine neue. Man schreibt voller Anstrengung zehn Lieder und genau dann, wann es anfängt Sinn zu machen, löst sich die Band wieder auf und man kann wieder von neuem beginnen.

Deshalb hast du dann angefangen Solo Musik zu machen.

Genau. Ich hatte einfach keine Lust mehr immer wieder von vorn beginnen zu müssen. Ich habe jetzt auch eine Band, aber es ist meine Band, ich bin der Diktator. Obwohl ich ein sehr netter Diktator bin, glaube ich. Wenn jetzt jemand gehen wird, kann der gehen und wird ersetzt. Es gibt immer noch Wechsel, aber der Name bleibt und man kann einfach weiter machen und sich auf die Musik konzentrieren.

Hast du eine musikalische Ausbildung gemacht?

Nein, abgesehen von Blockflötenunterricht in der Schule (lacht). Als ich klein war, beschloss ich eines Tages Gitarre spielen zu wollen. Das vergass ich dann bald darauf, aber meine Mutter erinnerte sich und nahm mich dann mit um eine kaufen zu gehen. Sie dachte dabei natürlich an eine klassische Gitarre, ich aber wollte unbedingt eine elektrische. Es gelang mir dann mich im Laden durchzusetzen und ich kriegte meine erste E-Gitarre (lacht). Der Konsens war dann, dass ich Unterricht brauchte, aber der Lehrer war gerade ausgebucht, also musste ich warten. In der Zwischenzeit hatte ich mir das Spielen aber bereits selbst beigebracht, also ist es nie zu diesem Unterricht gekommen. Nicht mal in der Kanti hatte ich richtigen Musikunterricht, ich habe mich damals fürs Zeichnen entschieden.

Hast du nach der Kanti studiert?

Ja, ich habe den Vorkurs der Kunsthochschule gemacht. Bevor ich an die Kanti gegangen bin wollte ich Archäologe oder Astronaut werden. An der Kanti habe ich den Mathematik-Naturwissenschaftlichen Typus gewählt, aber nach meinem Abschluss war mir klar, dass ich nicht Mathematik oder etwas Derartiges studieren könnte. Am ehesten hätte ich mir ein Germanistik- oder Anglistikstudium vorstellen können, aber ich habe darin keine wirklichen Perspektiven gesehen, denn Lehrer werden wäre für mich nicht in Frage gekommen. Aber gezeichnet habe ich gerne, also habe ich den Vorkurs gemacht. Im Vorkurs geht es ja darum seine Interessen zu finden, um sich später für eine Fachklasse bewerben zu können. Ich habe mich für Fotografie entschieden. Nach meinem Abschluss konnte ich mir dennoch keine Karriere als Fotograf vorstellen und habe auf die Musik gesetzt.(lacht). Ich bin also ein totaler Quereinsteiger. Obwohl ich gerne und auch gut fotografiert habe, wäre die Kunstszene nichts für mich gewesen…

Die Musikszene schon?

Erstaunlicherweise ja. Weil es in der Kunstszene keine richtige Bühne gibt, werden die Künstler dazu gezwungen sich permanent selbst zu inszenieren. In der Musikszene gibt es dafür die Bühne. Ausserdem sind Musiker eher Handwerker als Künstler, ich glaube das verhindert ein völliges Abheben.

Auf deiner Webseite vergleichst du deine Musik mit Melvilles Schreibstil…

(lacht). Melville ist das Ziel! Ich wünschte meine Musik wäre so wie Melville.

Literatur ist also wichtig für dich?

Ja, aber ich lese wirklich Querbeet. Melville ist zwar grosse Klasse, aber irgendwie auch ein alter Hut. Es gibt vermutlich Leute, die denken, ich sollte eher die neuen, jungen, angesagten Autoren lesen. Das tue ich auch, aber ich lese auch Mainstreamliteratur wie Murakami oder Steven King. Ich denke aber das Musik und Literatur viel miteinander zu tun haben. Selbst Musik ohne Text. Genauso wie es einen Zusammenhang zwischen Musik und bildender Kunst gibt. Man komponiert etwas nach gewissen Regeln. Regeln, die man selbst aufstellt, aus einem Anspruch heraus, die aber möglichst locker und intuitiv sein sollten. Literatur hält sich auch an gewisse Regeln, der Anfang eines Textes ist zum Beispiel immer sehr wichtig, wofür Melvilles «Moby Dick» wieder ein gutes Beispiel wäre. Von solchen Dingen kann man sich dann inspirieren lassen. Bei Musik mit Text ist die Parallele sowieso klar. Wobei ich mit Lyrik eigentlich nicht viel anfangen kann.

Aber deine Texte sind auch ziemlich lyrisch…

Du hast Recht. Aber Lyrik ohne Musik interessiert mich nicht. Auch meine Texte funktionieren meiner Meinung nach nur, weil Musik dabei ist. Ich interessiere mich sehr für Metaphorik und zum Beispiel auch für verschachtelte Filme, die lyrisch werden, weil sie nicht mehr einfach lesbar oder deutbar sind.

Zum Beispiel David Lynch.

Genau! Das ist mein Filmheld. Es ist kein Zufall, dass ich ein solcher Lynch-Fan bin und meine Texte dann so verschachtelt werden. Ich schreibe sehr intuitiv, möglichst ohne Kopf. Bei den Texten viel mehr als bei der Musik. Bei der Musik kommt es schon vor, dass sich der Kopf einschaltet und denkt «Hier müsste noch etwas geschehen» oder «Hier müsste der Refrain kommen». Beim Texten kommt diese Phase höchstens ganz am Schluss, wenn ich mir überlege ob ich zum Beispiel zwei Strophen vertauschen soll. Ich gebe ziemlich viel von mir preis in meinen Texten, obwohl sie dann nicht eindeutig auszulegen sind. Vielleicht ist das ja ein Schutzmechanismus. Die meisten Leute hören sowieso nicht auf die Texte.

Glaubst du nicht?

Ich denke die Leute picken sich einzelne Sätze heraus an denen sie sich dann freuen und mit denen sie sich identifizieren können. Das finde ich völlig in Ordnung, sie brauchen auch gar nicht auf die Texte zu hören. Meine Musik soll auch Projektionsfläche sein, solange sich dies politisch vertreten lässt. Wenn ich das nicht wollte, müsste ich Wissenschaft betreiben, oder Theologie. Der Reiz meiner Musik ist, dass jeder darin etwas anderes sehen kann. Damit lässt sich spielen, ich kann wie beim Film oder der Fotografie Schärfe und Unschärfe abwechseln.

Was kommt bei dir zuerst: Der Text oder die Musik?

Zuerst die Musik. Vielleicht steht am Anfang eine Textzeile, aber normalerweise schreibe ich den Text auf die Musik. Das Textschreiben ist auch immer viel schwieriger. Die Musik entsteht wie von selbst und beim Text muss ich dann versuchen so locker wie möglich zu bleiben.

Biggles ist am 6. Agust im Kaufleuten (ZH) zu erleben. Gewinne bei StudiSurf.ch Tickets für das Event aus der Konzertreihe “Summer Sounds” des Kaufleutens in Zürich. Mehr Infos unter http://www.kaufleuten.ch

(von Marina Lienhard/studisurf.ch)

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